Mein 9. November: Uwe Kaspareit
Uwe Kaspereit, 1958 in Bützow in Mecklenburg-Vorpommern geboren, stellte 1977 einen Ausreiseantrag. Seitdem wurde er von der Stasi überwacht und wegen staatsfeindlicher Umtriebe mehrfach verhaftet. 1981 kaufte ihn die Bundesrepublik frei. Heute führt er einen Heimwerkerladen in Hamburg.
Das hab ich zwar in dem Moment so hingenommen. Ich wusste nicht, dass es mich dann später so extrem belasten würde. Es war ein großer Einschnitt in meinem Leben. Das war schwer zu ertragen. Aber dadurch, dass ich diese Rückverbindung nicht hatte, war ich dann, als diese Aktionen der Oppositionellen und der freiheitsstrebenden Menschen in der DDR liefen, ganz gespannt: Wer kommt jetzt alles her? Wer kommt nach Hamburg? Wer schafft es, über Ausreise oder durch Freikauf in die Bundesrepublik zu kommen? Das könnten auch deine Freunde, deine Verwandten, deine Eltern sein. Da war eine Spannung da.
Und als sich dann auch nachher abzeichnete, dass die Grenzen aufgemacht werden und die ganzen Leute rüberkommen, da war es natürlich ein ganz neuer Abschnitt in meinem Leben, den ich extrem genossen habe von Anfang an, weil ich wusste: Dann kann ich wieder irgendwann rüberfahren, meine Freunde und Verwandten besuchen. Sie können mich besuchen. Und es findet eigentlich das Leben statt, was ich mir gewünscht hätte.
Also, ich hatte überhaupt die Vorstellung, dass ich ja einer Diktatur entronnen war. Sie haben Menschen eingeschüchtert. Sie haben Menschen auch abgeholt und eingesperrt und durch den Schusswaffengebrauch ja auch getötet an der Grenze. Das war ein Grund für viele Menschen, sich nicht zu engagieren für ihre Rechte, weil sie nicht wussten, was auf sie zukommt. Ich hatte diesen großen Vorteil, nicht mal eine Familie zu haben und Kinder zu haben. Wenn ich das gehabt hätte, weiß ich auch nicht, wie ich mich verhalten hätte, ob ich das Wagnis auf mich genommen hätte, eingesperrt zu werden oder was auch immer.
Und als diese großen Demonstrationen immer mehr an Dimension zunahmen, hatte ich das Gefühl, dass die Menschen endlich erkannten, was für eine Macht sie haben, wenn sie in einer friedlichen Art und Weise eben immer wieder permanent auf die Straße gehen und ihre Rechte einfordern.
Und als sich dann auch nachher abzeichnete, dass die Grenzen aufgemacht werden und die ganzen Leute rüberkommen, da war es natürlich ein ganz neuer Abschnitt in meinem Leben, den ich extrem genossen habe von Anfang an, weil ich wusste: Dann kann ich wieder irgendwann rüberfahren, meine Freunde und Verwandten besuchen. Sie können mich besuchen. Und es findet eigentlich das Leben statt, was ich mir gewünscht hätte.
Also, ich hatte überhaupt die Vorstellung, dass ich ja einer Diktatur entronnen war. Sie haben Menschen eingeschüchtert. Sie haben Menschen auch abgeholt und eingesperrt und durch den Schusswaffengebrauch ja auch getötet an der Grenze. Das war ein Grund für viele Menschen, sich nicht zu engagieren für ihre Rechte, weil sie nicht wussten, was auf sie zukommt. Ich hatte diesen großen Vorteil, nicht mal eine Familie zu haben und Kinder zu haben. Wenn ich das gehabt hätte, weiß ich auch nicht, wie ich mich verhalten hätte, ob ich das Wagnis auf mich genommen hätte, eingesperrt zu werden oder was auch immer.
Und als diese großen Demonstrationen immer mehr an Dimension zunahmen, hatte ich das Gefühl, dass die Menschen endlich erkannten, was für eine Macht sie haben, wenn sie in einer friedlichen Art und Weise eben immer wieder permanent auf die Straße gehen und ihre Rechte einfordern.