Meilensteine der Menschheitsgeschichte
Der australische Biologe Peter Macinnis nimmt den Leser mit auf einen Streifzug durch die Menschheitsgeschichte, von Feuer und Schrift bis zur Entdeckung der Atomkraft und fernen Planeten.
Zum Friseur geht er selten, seinen Vollbart stutzt er mit der Schere, wenn er stört: Peter Macinnis sagt von sich, Ideen interessierten ihn mehr als Einkaufen oder Kleidung. Naheliegend also, dass der australische Wissenschaftspublizist ein Buch über die bedeutendsten Erfindungen der Menschheit und ihre Folgen geschrieben hat. "100 große Sprünge" nimmt den Leser mit auf einen Streifzug durch die Menschheitsgeschichte, von Feuer und Schrift bis zur Entdeckung der Atomkraft und fernen Planeten.
Über eine Liste mit 100 Entdeckungen ließe sich lange diskutieren. Warum ist der Buchdruck drin, aber nicht das Papier? Wäre das eine ohne das andere überhaupt vorstellbar? Warum bekommen die Spektralanalyse und die Entdeckung der Spektrallinien jeweils einen Beitrag? Hätte man das nicht zugunsten anderer Dinge zusammenfassen können? Ist die Batterie (steht drin) wichtiger als die Erfindung des Rades (nicht drin)?
200 Meilensteine standen für das Buch ursprünglich zur Debatte, und Peter Macinnis musste sich entscheiden. In die engere Wahl kamen ausschließlich Entdeckungen und Erfindungen, die vor allem deshalb großartig sind, weil sie anderen Ideen den Weg bereiteten und tiefe Auswirkungen auf Gesellschaft und Technik hatten. Das ist der Ansatz seiner Sammlung.
Deshalb ist der MP3-Player nicht darin vertreten, aber zum Beispiel Guttapercha. Der Saft des gleichnamigen Baumes war noch vor dem Einsatz von Kautschuk der erste Kunststoff der Geschichte. Im 19. Jahrhundert stellte man Golfbälle, Zahnfüllungen und Regenstiefel aus ihm her und benutzte ihn zur Ummantelung der ersten Tiefseekabel. Seitdem sind Kunststoffe aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Viele Sachen sind heute so selbstverständlich, dass wir gar nicht mehr auf den Gedanken kommen, dass sie mal entdeckt werden mussten. So ging man bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts davon aus, Blut würde in der Leber produziert und vom Herzen in den Körper gepumpt, wo es versickerte. Erst William Harvey postulierte um 1628, angeregt durch einfache Messungen und Berechnungen, dass das Blut im Körper zirkulieren musste. Auch logisches Argumentieren musste sich erst langwierig gegen fragwürdige Überlieferungen durchsetzen. Hier zeigt sich ein Anfang dieser neuen wissenschaftlichen Basis.
Gerade einmal zweieinhalb Seiten und ein Bild widmet er der Darstellung jedem seiner 100 Sprünge. So kurz die einzelnen Abschnitte des Buches sind, so randvoll hat Peter Macinnis sie mit Namen und Geschichten gepackt über die Verarbeitung von Werkstoffen, die Erfindung von Messgeräten und das Verständnis natürlicher Phänomene wie Elektrizität, Magnetismus, Schwerkraft, Atome, Evolution, Kosmologie und Ökologie.
Dass viele Entdeckungen sich gegenseitig befruchtet haben und die Bedeutung mancher Durchbrüche erst Jahrzehnte später deutlich wird, ist ein Umstand, auf den Peter Macinnis häufig hinweist. Querverweise durchziehen das Buch wie ein Hypertext. Ansprechende Bilder und (überwiegend englische) Literaturhinweise runden es ab.
Besprochen von Gerrit Stratmann
Peter Macinnis: 100 große Sprünge. Die bedeutendsten Entdeckungen und Erfindungen der Menschheit
Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2010
288 Seiten, 29,95 Euro
Über eine Liste mit 100 Entdeckungen ließe sich lange diskutieren. Warum ist der Buchdruck drin, aber nicht das Papier? Wäre das eine ohne das andere überhaupt vorstellbar? Warum bekommen die Spektralanalyse und die Entdeckung der Spektrallinien jeweils einen Beitrag? Hätte man das nicht zugunsten anderer Dinge zusammenfassen können? Ist die Batterie (steht drin) wichtiger als die Erfindung des Rades (nicht drin)?
200 Meilensteine standen für das Buch ursprünglich zur Debatte, und Peter Macinnis musste sich entscheiden. In die engere Wahl kamen ausschließlich Entdeckungen und Erfindungen, die vor allem deshalb großartig sind, weil sie anderen Ideen den Weg bereiteten und tiefe Auswirkungen auf Gesellschaft und Technik hatten. Das ist der Ansatz seiner Sammlung.
Deshalb ist der MP3-Player nicht darin vertreten, aber zum Beispiel Guttapercha. Der Saft des gleichnamigen Baumes war noch vor dem Einsatz von Kautschuk der erste Kunststoff der Geschichte. Im 19. Jahrhundert stellte man Golfbälle, Zahnfüllungen und Regenstiefel aus ihm her und benutzte ihn zur Ummantelung der ersten Tiefseekabel. Seitdem sind Kunststoffe aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Viele Sachen sind heute so selbstverständlich, dass wir gar nicht mehr auf den Gedanken kommen, dass sie mal entdeckt werden mussten. So ging man bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts davon aus, Blut würde in der Leber produziert und vom Herzen in den Körper gepumpt, wo es versickerte. Erst William Harvey postulierte um 1628, angeregt durch einfache Messungen und Berechnungen, dass das Blut im Körper zirkulieren musste. Auch logisches Argumentieren musste sich erst langwierig gegen fragwürdige Überlieferungen durchsetzen. Hier zeigt sich ein Anfang dieser neuen wissenschaftlichen Basis.
Gerade einmal zweieinhalb Seiten und ein Bild widmet er der Darstellung jedem seiner 100 Sprünge. So kurz die einzelnen Abschnitte des Buches sind, so randvoll hat Peter Macinnis sie mit Namen und Geschichten gepackt über die Verarbeitung von Werkstoffen, die Erfindung von Messgeräten und das Verständnis natürlicher Phänomene wie Elektrizität, Magnetismus, Schwerkraft, Atome, Evolution, Kosmologie und Ökologie.
Dass viele Entdeckungen sich gegenseitig befruchtet haben und die Bedeutung mancher Durchbrüche erst Jahrzehnte später deutlich wird, ist ein Umstand, auf den Peter Macinnis häufig hinweist. Querverweise durchziehen das Buch wie ein Hypertext. Ansprechende Bilder und (überwiegend englische) Literaturhinweise runden es ab.
Besprochen von Gerrit Stratmann
Peter Macinnis: 100 große Sprünge. Die bedeutendsten Entdeckungen und Erfindungen der Menschheit
Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2010
288 Seiten, 29,95 Euro