Mehrsprachige Bücherboxen in Kindergärten

Integration neu gedacht

07:11 Minuten
Zwei Kinder gucken in ein Buch
Was liest du? - Bücher in vielen Sprachen werben in bayerischen Kindergärten für interkulturelle Verständigung. © picture alliance / dpa Themendienst / Caroline Seidel
Von Tobias Krone · 26.05.2021
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Neun Bücher in neun Sprachen: Mit multilingualen Bücherboxen für 100 Kitas fördert Bayern den Spracherwerb von Kindern mit Migrationshintergrund. Das Modellprojekt wirbt für kulturelle Offenheit und Wertschätzung der Herkunftssprachen.
"Viele Familien mit Migrationshintergrund, haben Fragen", sagt die Kindergärtnerin Renate Födlmeier. "Sie sind unsicher: Wie sollen sie mit ihren Kindern sprechen? Und da geben wir immer den Tipp: Die Muttersprache ist extrem wichtig. Also, sie sollen wirklich mit ihren Kindern in der Muttersprache sprechen. Da lernen sie die ganzen Grundvoraussetzungen, die Grammatik, den Satzbau. Und alles andere lernen sie dann bei uns im Kindergarten."

Verbundenheit zur Sprache der Familie

Födlmeier ist in der Evangelischen Kita Pfarrkirchen für die Förderung des Deutschen zuständig. Sie baut in den Alltag Sprachspiele und Gedichte mit ein. Klar, Deutsch ist wichtig. Doch auch die Bindung zur eigenen Familie will sie dadurch nicht abreißen lassen.
Um genau diese Verbundenheit zu fördern, testet Bayern gerade in 100 Kitas das Konzept mehrsprachiger Bücherboxen. Gudrun Brendel-Fischer von der CSU ist die Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung:
"Wir haben eine Bücherbox mit neun sehr gut gewählten Kinderbüchern in neun verschiedenen Sprachen. Dadurch möchten wir eben erreichen, dass Kinder in ihrer Situation hier im Kindergarten zum einen erkennen, dass nicht alle Menschen die gleiche Sprache sprechen – was sie ja aus dem Alltag von ihren Freundinnen und Freunden her wissen – und zum anderen, dass vor allem die Herkunftssprache nicht vergessen wird."

Vorlesen und mit den Kindern kommunizieren

Zwar ist die Aktion eher eine symbolische Geste, gerade einmal einhundert bayerische Kitas bekommen die Bücherboxen, doch von der Sprachwissenschaftlerin Ute Ritterfeld von der Technischen Universität Dortmund gibt es Lob. Sie empfiehlt zudem, die Bücher den Kindern mitzugeben, damit Eltern sie ihnen zu Hause vorlesen – und, ganz wichtig, mit ihnen darüber reden:
"In welcher Sprache das dann stattfindet, da würde ich sagen: Im häuslichen Kontext ist das doch eigentlich egal, Hauptsache, es wird sprachlich kommuniziert."
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