Mehr Diversität bei der UFA

Eine Checkliste steht nicht über der Kunst

03:12 Minuten
Ein Scheinwerfer richtet sich von oben auf einige Menschen, andere bleiben im Schatten
Die UFA will jene ins Scheinwerferlicht setzen, die bisher zu wenig beachtet wurden. Eine Quotierung nach Bevölkerungsanteil dürfe es aber nicht geben, meint Andres Veiel. © imago / Science Photo Library
Andres Veiel im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 26.11.2020
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Die Filmproduktionsfirma UFA will die Bevölkerung realistischer abbilden und verpflichtet sich zu mehr Vielfalt. Eine gute Anregung, findet Regisseur Andres Veiel. Doch künstlerische Freiheit dürfe nicht von einer Checkliste eingeschränkt werden.
Das größte deutsche Filmproduktionsunternehmen UFA hat sich in einer Selbstverpflichtung mehr Diversität auferlegt: Im Idealfall sollen Filme jeweilige Bevölkerungsanteile berücksichtigen, also beispielsweise People of Colour, LGBTIQ oder Menschen mit Einschränkungen.
Andres Veiel im Porträt
Der Regisseur Andres Veiel© Arno Declair

Kunst muss auch einseitig sein und provozieren

Prinzipiell sei es wichtig, das zu reflektieren und genauer hinzuschauen, sagt der Regisseur Andres Veiel. Auf diese Weise könnten Aspekte eine größere Beachtung finden, an die man vorher noch nicht gedacht habe. Auch eigene Vorurteile könnten aufgebrochen und hinterfragt werden. Aber: "Es kann nicht sein, dass wir sozusagen diese Checklist zum Gradmesser der Dramaturgie machen."
Die Selbstverpflichtung müsse als Anregung und immer unter den Aspekten der künstlerischen Freiheit gesehen werden. Kunst müsse provozieren und auch einseitig sein, betont der Regisseur. Sie müsse ein "Klima von Unruhe und Provokation und Verstörung" produzieren. "Es geht nicht um wirtschaftlichen Erfolg, sondern es geht darum, Gewohntes zu hinterfragen und es geht eben auch durch verstörende Charaktere, die eben nicht 'korrekt' die Vorgaben einer Diversity-Checklist erfüllen."
(bth)
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Der Filmemacher, Regisseur und Autor Andres Veiel (*1959 in Stuttgart) studierte Psychologie und absolvierte parallel eine Ausbildung in Regie und Dramaturgie am Künstlerhaus Bethanien in Berlin, unter anderem bei dem polnischen Filmregisseur Krzysztof Kieślowski. Einem großen Publikum wurde Veiel 2001 durch den Dokumentarfilm "Black Box BRD" bekannt, der zahlreiche Preise bekam. 2011 lief sein erster Spielfilm "Wer wenn nicht wir", dem weitere Filme folgten. 2005 wurde sein Theaterstück "Der Kick" uraufgeführt und feierte große Erfolge. 2017 hatte der Dokumentarfilm "Beuys" auf der Berlinale Premiere. Zuletzt lief sein Film "Ökozid" im Ersten.

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