Mehr als nur eine Spionageklamotte

17.01.2013
In dieser Agentenstory spielen Russen und Amerikaner eine große Rolle, Handfeuerwaffen sind wichtig und die Wissenschaft wird ausspioniert. Max Bronski schafft es, trotz dieser fast schablonenhaften Zutaten mehr als kalauernde Regional-Krimi-Kost zu bieten.
Max Bronski, so teilt sein Verlag mit, "beschäftigt sich seit langem mit den Erkenntnissen der theoretischen Physik". Ein Gutteil dieser Beschäftigungen ist nun in sein neues Buch eingeflossen, das Wissenschaftsthriller und Spionageroman in einem ist.

Seinen Ausgang nimmt die Geschichte in Oberbayern, in idyllischer Voralpen-Gegend. Dort wird 2006 ein Mann ermordet, der wie ein Mönch, ein "Walderemit" am Rand eines Weilers in einer Klause lebte und von dem alle Welt bis zu seinem Tode annahm, er hieße Richard Eulmann. Doch das war nur ein Tarnname, wie sich bald herausstellt. Denn derjenige, der da bis zu seiner Pensionierung als Gutsverwalter auf einem nahe gelegenen Schloss arbeitete und sich ganz der Gartenpflege hingab, wenn er nicht, beschenkt mit der Gabe des absoluten Gehörs, Musik komponierte, hieß eigentlich Bertold Oftenhain.

In seinem früheren Leben, bevor man im Kalten Krieg seine Identität "umfrisierte", war er Physiker, einer, der an weltweit renommierten Instituten forschte. Damit nicht genug: Offiziell ist er schon seit Jahrzehnten tot und Doppelagent war er auch noch, für CIA wie KGB gleichermaßen tätig, setzten die doch alles daran, die Forscher auszuspähen.

Es ist keine ganz leichte Aufgabe, die sich Max Bronski in seinem neuen Roman gestellt hat: Mal eben einen Fall zu konstruieren, in dem es um die Grundzüge der Quantenphysik geht, um Elementarteilchen, "Up-Quarks", "Down-Quarks", "Snarks" und um die über Leichen gehende Suche nach der - freilich fiktiven - "Weltformel", die "den Schöpfungsgrund unseres Universums" zu beschreiben vermag und hier chiffriert in den Noten eines "Nachtstücks" versteckt sein soll. Nimmt man hinzu, dass Bronski all das verquickt mit einer Art Agentenklamotte, in der drei schon "museale Exemplare" des amerikanischen, russischen und britischen Geheimdiensts (ausgestattet mit einem Cold Python, einer Stetschkin sowie "hochkalibrigen" Beretta) noch einmal reaktiviert werden, ist klar: Hier droht die Gefahr der Überfrachtung.

Doch zu den Vorzügen dieses Thrillers gehört es, dem Laien zumindest eine Ahnung davon zu vermitteln, welchen Dingen ein Wissenschaftler wie Paul Dirac nachspürte und weshalb Julius Robert Oppenheimer nach dem Zünden der ersten, von ihm konstruierten Atombombe - erschüttert von den Folgen seiner Erfindung - diese Zeilen aus der heiligen Schrift des Hinduismus, der Bhagavadgita zitierte: "Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten" - eine Zeile, auf die der Thriller-Titel anspielt. Der Showdown von "Der Tod bin ich" findet im altehrwürdigen Cambridge statt. Gewiss, das allein macht Max Bronski noch zu keinem John Le Carré oder Robert Harris. Aber es ist zu begrüßen, dass hier ein deutscher Autor mal mehr versucht als nur fade, sich in Kalauern verlierende Regional-Krimi-Kost feilzubieten.

Besprochen von Knut Cordsen

Max Bronski: Der Tod bin ich
Verlag Antje Kunstmann, München 2013
398 Seiten, 16,95 Euro

Links auf dradio.de:
Fast erotische Beziehung zur Münchner Realität- Max Bronski: "Die München-Krimis", gelesen von Michael Fitz, Verlag Antje Kunstmann, München 2010
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