Medizinstudie

Warum immer mehr Menschen schlecht schlafen

IPaar liegt Rücken an Rücken im Bett (Illustration)
Mediziner Ingo Fietze: Weniger schlafen, um mehr vom Tag zu haben, ist eine Milchmädchenrechnung. © imago stock&people
Ingo Fietze im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 15.11.2017
Laut einer Medizinstudie schläft jeder Dritte in Deutschland schlecht und jeder Vierte regelmäßig weniger als sechs Stunden pro Nacht. Der Mediziner Ingo Fietze von der Berliner Charité plädiert für eine selbst verhängte "elektronische Ausgangssperre".
Viele kennen das: Sie wollen vor dem ins Bett gehen noch schnell eine E-Mail beantworten, eine Whatsapp-Nachricht versenden oder einen Kommentar auf Facebook schreiben. Das alles bedeute Stress, erklärt der Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums an der Berliner Charité Ingo Fietze, und sei dem Schlafen abträglich:
"Wir wissen ja, wir kommen dann am besten in den Schlaf, wenn ich mich abends mit einem Einschlafritual auf den Schlaf vorbereite und so am besten in den Schlaf komme."
Der Wunsch, rund um die Uhr erreichbar sein zu wollen, sei Gift:
"Wenn man die ganze Nacht online erreichbar ist, dann mag das den begnadeten Schläfer nicht stören, aber für den sensiblen oder schlechten Schläfer macht allein die Tatsache, er könnte in jedem Moment der Nacht wachwerden, weil ihn eine Message, eine SMS, ein Anruf erwischt, den Schlaf schlechter."

Eine Stunde vor dem Schlafen offline gehen!

Amerikanische Schlafexperten und Kinderärzte haben vor einem halben Jahr für den Nachwuchs eine "elektronische Ausgangssperre" festgelegt, die laut Fietze besagt: Bitte eine Stunde vor dem Schlafen offline gehen! Denn vor allem das Gehirn brauche eine Pause:
"Unser Gehirn ist das Organ, das am dringendsten den Schlaf braucht, das weiß jeder, der mal eine Nacht kurz und schlecht geschlafen hat. Man ist am nächsten Tag nicht nur schlecht gelaunt, sondern auch nicht geschickt genug, es leidet das Gedächtnis, die Geschwindigkeit, die Genauigkeit, die Konzentration."
Der wachsende Zeit- und Leistungsdruck sorge bei den Erwachsenen für immer kürzeren und schlechteren Schlaf:
"Wir müssen in derselben Zeit immer mehr verantwortungsvoll tätig sein. Wir geraten an unsere Grenzen. So hat der Tag gefühlt 18 Stunden und noch mehr und für den Schlaf bleibt wenig übrig."
(cosa)
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