Mediale Aufmerksamkeit

Wie inszenieren sich Sportler?

Borussia Dortmund gegen FC Schalke: Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang mit Batman-Maske (l) und Marco Reus an seiner Seite als Batman-Helfer Robin jubeln nach dem 1:0 am 28.02.2015.
Am Tag danach auf allen Titelseiten: Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang mit Batman-Maske (l) und Marco Reus an seiner Seite als Batman-Helfer Robin. © picture alliance / dpa / Maja Hitij
Von Frank Ulbricht · 05.04.2015
Wer einen Ratgeber schreiben möchte zum Thema "Wie inszeniere ich mich selbst?", dem sei ein Treffen mit David Beckham und Christiano Ronaldo empfohlen. Die Fußballstars haben sich selbst als Marke kreiert: "Becks" und "CR7". Sie vermarkten ihren Körper, die eigenen Unterhosen, ihren Lebensstil. Auch hierzulande hat das Nachahmer gefunden, auf und neben dem Platz.
Die 78. Minute im Revierderby vor wenigen Wochen. Nach seinem Tor zum 1:0 will Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang jetzt die ganz große Show liefern. Für den Jubel vor der Südtribüne verkleidet er sich als Batman. Auch an Mitspieler Marco Reus hat er gedacht, der bekommt eine Robin-Maske.
Marco Reus: "Wir waren vor zwei Tagen essen und da haben wir überlegt, was können wir machen, weil wir ein gutes Gefühl hatten. Und da kam Auba auf die Idee, das zu machen."
Für die aufwendige Jubelinszenierung gibt es nicht nur die gelbe Karte, sondern vor allem die komplette mediale Aufmerksamkeit. Ob in der Sportschau oder in den Zeitungen, überall grinsen Batman und Robin in schwarz-gelben Trikots. Kein Wunder, bei einem Spitzenspiel wie zwischen dem BVB und Schalke sind ein Dutzend Fernseh-Kameras im Stadion, über 100 Fotografen. Dieses Potential haben die Spieler erkannt.
"Wenn nämlich dann am nächsten Tag auf der Titelseite der Zeitung die entsprechende Pose abgebildet wird, bestärkt mich das ja und dann inszeniere ich das vielleicht noch einmal stärker."
Der Sporthistoriker Ansgar Molzberger von der Deutschen Sporthochschule Köln.
"Wobei Medien, muss man ja heutzutage auch immer Onlinemedien dazurechnen, die von Sportlern selbst gesteuert werden, sprich soziale Netzwerke, die der Sportler selbst bestück, mit Fotos, mit Aussagen."
Aus Fußballern werden Werbe-Ikonen
"Wir haben uns damals auf den ganz normalen Jubel beschränkt, sind ziemlich schnell zur Südtribüne gelaufen, haben die Arme hochgerissen, haben uns alle umarmt. Gibt ja so neumodische Sachen wo man einen Tanz aufführt, das gab’s so in der Zeit noch nicht so wirklich."
Teddy de Beer, heute Dortmunder Torwarttrainer. 1989 wird er mit dem BVB Pokalsieger.
Dass sich Sportler inszenieren oder sie selbst in Szene gesetzt werden, ist keine Erfindung unserer Zeit. Schon die Antike kennt die Darstellung von perfekten Athleten. In Deutschland steht bis in die 1970er-Jahre die Mannschaft im Mittelpunkt, nicht der einzelne Sportler. Das ändert sich mit Spielern wie Franz Beckenbauer, Günter Netzer oder Gerd Müller. Aus Fußballern werden Stars und Werbe-Ikonen.
Welche Rolle das Aussehen der Aktiven heute spielt, wird besonders bei den Damen deutlich, etwa beim Beachvolleyball oder beim Tennis. Um die mediale Aufmerksamkeit zu steigern, ist genau vorgeschrieben, wie wenig Stoff die Bekleidung der Spielerinnen haben darf bzw. wieviel Haut zu sehen sein muss. Das haben sich Funktionäre ausgedacht. Auch die ehemalige russische Tennisspielerin Anna Kurnikowa konnte über Äußerlichkeiten punkten. Die Blondine brachte es auf unzählige Titelbilder. Nie gewann sie einen Einzeltitel, machte aber Millionen mit Werbung, weil sie ein bestimmtes Schönheitsideal bediente.