Mathe, Deutsch und Singen
Chorsingen als Spaß und Pflicht. Am Berliner Musikgymnasium "Carl Philipp Emanuel Bach" gehört die Chorprobe für alle Schülerinnen und Schüler der Klasse acht bis dreizehn als fester Wochentermin in den Stundenplan. Es gibt sogar Noten.
"Also zuerst hatten wir Biologie Unterricht, dann Physik, zwei Stunden Geografie und dann hatten wir Geschichte und Französisch."
Und jetzt, am Ende eines langen Schultages steht auf Zhi Feng Hus Stundenplan "großer Chor". Es ist Montagnachmittag 14.30 Uhr in der Aula des Musikgymnasiums Carl Philipp Emanuel Bach. Ein hoher weiß getünchter Raum mit indirekter Beleuchtung. Auf dem dunklem Holzparkett leuchten rot und orange gepolsterte Stühle. Darauf sitzen 40 musikalisch talentierte Schülerinnen und Schüler.
"Da kommt die halbe Schule zusammen, der große Chor kommt zusammen. Wir singen zusammen Stücke und das machen wir schon immer und das gehört irgendwie dazu."
Zhi Feng Hu sitzt ganz links im Sopran, den aufgeschlagenen Ordner mit den Noten auf den Knien. Im Hauptfach spielt sie Klavier, schon seit sie sechs ist. Jetzt ist sie sechzehn und in der elften Klasse. Hier am Musikgymnasium bekommt sie neben dem Unterricht in den normalen Abiturfächern noch Stunden in Tonsatz, Gehörbildung, Komposition.
Zum Klavierunterricht geht sie an eine Berliner Hochschule, wo sie als Gasthörerin eingeschrieben ist. Das ist das Besondere am Musikgymnasium Carl Philip Emanuel Bach, die frühe Zusammenarbeit mit Hochschuldozenten.
Und die Hochschuldozenten wollen, dass Ausnahmetalente am Klavier wie Zhi Feng Hu auch in einem Chor singen.
Jens Bauditz: "Und dann geht es eben hier um das Gemeinsame. Also nicht das solistische Sitzen am Klavier beispielsweise, sondern dass alle gemeinsam aufeinander hören, Kammermusik machen und dabei noch viele neue Aspekte des Singens und der Musik miteinander bekommen."
Jens Bauditz ist der Chorleiter. Jeden Montag kommt er aus Hamburg nach Berlin - für diese Chorprobe. Er selbst ist hoch qualifiziert, hat als Kind im Dresdner Kreuzchor gesungen und später an der renommierten Hans Eissler Hochschule in Berlin Gesang und Chorleitung studiert. Hier kann der 36-Jährige seine Erfahrungen weitergeben.
"Also hauptsächlich habe ich das große Ganze im Blick, dass alle zusammen das Hören lernen, das Hören schulen und aufeinander achten und gemeinsam miteinander musizieren mit den Ohren für Nebensängerin und Nebensänger."
Das Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach hat eine 60-jährige Tradition. Diesen Chor gibt es aber erst seit acht Jahren. Davor gab es auch schon mal Schulchöre, aber jeweils nur kurz.
Karin Leo: "Weil eben nicht diese Pflicht dahinter stand, sondern der Nachmittag dann mit Hauptfach belegt wurde oder mit anderen Aktivitäten. Man hat ja auch noch Kochen, man hat auch noch Gehörbildung, Tonsatz und andere Kammermusikprojekte. Und der Nachmittag ist ja auch nicht so lang."
Karin Leo ist Dozentin für Konzertgitarre. Sie hat diesen Chor gegründet und fest im Lehrplan verankert. Als Pflichtfach für die Klassen acht bis dreizehn, mit Noten und Anwesenheitsliste. Seitdem ist konstante Chorarbeit möglich. Die Schüler lernen verschiedenste Stile, zum Beispiel Pop:
Jens Bauditz: "Dazu kommen dann aber auch klassische Stücke, auch mal aus der Romantik, aus der Klassik aus dem Barock, um viele Komponisten kennenzulernen und überhaupt einen Überblick zu bekommen."
Kenneth Berkel ist 16 Jahre alt und Jazz-Pianist. Das Tenor-Singen hier im Chor, sagt er, helfe ihm dabei, frei zu improvisieren.
Kenneth Berkel: "Da geht’s ganz viel darum, was hab' ich im Kopf, welche Melodie fällt mir gerade ein, und da hilft die eigene Stimme sehr gut, wenn man damit umgehen kann. Was kann sich da für Linien bilden, für Melodielinien. Und wenn man sich im Kopf das innerlich durch die Stimme vorstellen kann, dann kommt da echt was ganz Gutes dabei heraus."
Jens Bauditz, der Chorleiter greift auch mal zu unkonventionellen Übungen, so wie hier, und lässt den ganzen Text als Achtelnoten singen.
Und zweimal im Jahr, jeweils zum Halbjahresende geht der Chor auf die Bühne, oft auch gemeinsam mit dem schuleigenen Orchester. In der Philharmonie oder an anderen prominenten Orten in Berlin singen die Schüler, was sie das Jahr über gelernt haben. Zur Freude der Chorgründerin Karin Leo.
Karin Leo: "Das ist ein totales Erlebnis, wenn die voller Freude dastehen und ihre Lieder singen."
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.
Und jetzt, am Ende eines langen Schultages steht auf Zhi Feng Hus Stundenplan "großer Chor". Es ist Montagnachmittag 14.30 Uhr in der Aula des Musikgymnasiums Carl Philipp Emanuel Bach. Ein hoher weiß getünchter Raum mit indirekter Beleuchtung. Auf dem dunklem Holzparkett leuchten rot und orange gepolsterte Stühle. Darauf sitzen 40 musikalisch talentierte Schülerinnen und Schüler.
"Da kommt die halbe Schule zusammen, der große Chor kommt zusammen. Wir singen zusammen Stücke und das machen wir schon immer und das gehört irgendwie dazu."
Zhi Feng Hu sitzt ganz links im Sopran, den aufgeschlagenen Ordner mit den Noten auf den Knien. Im Hauptfach spielt sie Klavier, schon seit sie sechs ist. Jetzt ist sie sechzehn und in der elften Klasse. Hier am Musikgymnasium bekommt sie neben dem Unterricht in den normalen Abiturfächern noch Stunden in Tonsatz, Gehörbildung, Komposition.
Zum Klavierunterricht geht sie an eine Berliner Hochschule, wo sie als Gasthörerin eingeschrieben ist. Das ist das Besondere am Musikgymnasium Carl Philip Emanuel Bach, die frühe Zusammenarbeit mit Hochschuldozenten.
Und die Hochschuldozenten wollen, dass Ausnahmetalente am Klavier wie Zhi Feng Hu auch in einem Chor singen.
Jens Bauditz: "Und dann geht es eben hier um das Gemeinsame. Also nicht das solistische Sitzen am Klavier beispielsweise, sondern dass alle gemeinsam aufeinander hören, Kammermusik machen und dabei noch viele neue Aspekte des Singens und der Musik miteinander bekommen."
Jens Bauditz ist der Chorleiter. Jeden Montag kommt er aus Hamburg nach Berlin - für diese Chorprobe. Er selbst ist hoch qualifiziert, hat als Kind im Dresdner Kreuzchor gesungen und später an der renommierten Hans Eissler Hochschule in Berlin Gesang und Chorleitung studiert. Hier kann der 36-Jährige seine Erfahrungen weitergeben.
"Also hauptsächlich habe ich das große Ganze im Blick, dass alle zusammen das Hören lernen, das Hören schulen und aufeinander achten und gemeinsam miteinander musizieren mit den Ohren für Nebensängerin und Nebensänger."
Das Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach hat eine 60-jährige Tradition. Diesen Chor gibt es aber erst seit acht Jahren. Davor gab es auch schon mal Schulchöre, aber jeweils nur kurz.
Karin Leo: "Weil eben nicht diese Pflicht dahinter stand, sondern der Nachmittag dann mit Hauptfach belegt wurde oder mit anderen Aktivitäten. Man hat ja auch noch Kochen, man hat auch noch Gehörbildung, Tonsatz und andere Kammermusikprojekte. Und der Nachmittag ist ja auch nicht so lang."
Karin Leo ist Dozentin für Konzertgitarre. Sie hat diesen Chor gegründet und fest im Lehrplan verankert. Als Pflichtfach für die Klassen acht bis dreizehn, mit Noten und Anwesenheitsliste. Seitdem ist konstante Chorarbeit möglich. Die Schüler lernen verschiedenste Stile, zum Beispiel Pop:
Jens Bauditz: "Dazu kommen dann aber auch klassische Stücke, auch mal aus der Romantik, aus der Klassik aus dem Barock, um viele Komponisten kennenzulernen und überhaupt einen Überblick zu bekommen."
Kenneth Berkel ist 16 Jahre alt und Jazz-Pianist. Das Tenor-Singen hier im Chor, sagt er, helfe ihm dabei, frei zu improvisieren.
Kenneth Berkel: "Da geht’s ganz viel darum, was hab' ich im Kopf, welche Melodie fällt mir gerade ein, und da hilft die eigene Stimme sehr gut, wenn man damit umgehen kann. Was kann sich da für Linien bilden, für Melodielinien. Und wenn man sich im Kopf das innerlich durch die Stimme vorstellen kann, dann kommt da echt was ganz Gutes dabei heraus."
Jens Bauditz, der Chorleiter greift auch mal zu unkonventionellen Übungen, so wie hier, und lässt den ganzen Text als Achtelnoten singen.
Und zweimal im Jahr, jeweils zum Halbjahresende geht der Chor auf die Bühne, oft auch gemeinsam mit dem schuleigenen Orchester. In der Philharmonie oder an anderen prominenten Orten in Berlin singen die Schüler, was sie das Jahr über gelernt haben. Zur Freude der Chorgründerin Karin Leo.
Karin Leo: "Das ist ein totales Erlebnis, wenn die voller Freude dastehen und ihre Lieder singen."
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.