Markus Söder will kandidieren

Der Krisengewinnler

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Markus Söder nimmt seine Maske bei einer Pressekonferenz ab.
Am Sonntag erklärte sich Markus Söder offiziell zur Kanzlerkandidatur bereit. Nun muss er sich mit Armin Laschet einigen, wer für die Union ins Rennen geht. © picture alliance/dpa/Michael Kappeler
Anna Clauß im Gespräch mit Vladimir Balzer · 11.04.2021
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Nun ist es offiziell. Markus Söder will Kanzler werden. Seine Biografin bezweifelt, dass er der ideale Kandidat ist. Momentan profitiere der CSU-Chef von der erzwungenen sozialen Distanz, denn der direkte Kontakt mit dem Bürger sei seine Sache nicht.
"Markus Söder profitiert momentan schon sehr davon, dass wir wegen dieser vermaledeiten Pandemie alle darauf angewiesen sind, nur online miteinander kommunizieren zu können", sagt Anna Clauß. Die "Spiegel"-Journalistin hat vor kurzem eine Biografie über den bayerischen Ministerpräsidenten veröffentlicht.
Am Sonntag gab der CSU-Chef offiziell bekannt, dass er als Kanzlerkandidat zur Verfügung stehe. Nun muss er sich mit dem CDU-Vorsitzenden Armin Laschet einigen, wer von beiden bei der Bundestagswahl im September ins Rennen gehen wird.
Dass ein Kanzlerkandidat Söder in echter Interaktion mit den Bürgern tatsächlich überzeugen kann, auch außerhalb von Bayern, bezweifelt die Journalistin. Momentan komme ihm sein "Talent als Möbelpacker und Duracell-Hase der Nation" zu Gute, sagt Clauß. Mit Vorliebe halte er an Sonntagen Pressekonferenzen ab, was den Bürgern das Gefühl gebe: Da strengt sich einer an, da schläft einer nie, da versucht einer, was zu reißen.

Söder beamt sich in die Wohnzimmer

Clauß glaubt, dass Söder sich mit persönlichem Kontakt schwertut: "Er ist Star-Trek-Fan, und seine Methode ist, sich in die Wohnzimmer der Bürger zu beamen." Smalltak sei nicht seine Sache und nach Auftritten im Bierzelt eile er sofort weiter zum nächsten Termin. "Söder ist gelernter Fernsehjournalist und kann wahnsinnig gut in Kameras sprechen. Das macht er auch drei-, vier-, fünfmal am Tag. Er ist permanent auf Sendung und findet so Gehör bei vielen Bürgern, die ihm daraufhin Vertrauen schenken."
Markus Söder  im Porträt mit Blick in die Kamera bei der Pressekonferenz zur Klausurtagung des Geschäftsführenden Vorstands der CDU/CSU.
CSU-Chef Söder erklärte am Sonntag, er sei bereit, wenn die CDU bereit sei, ihn zu unterstützen.© picture alliance / Flashpic | Jens Krick
Söder beherrsche die "Kunst, so zu tun, als habe man die Dinge im Griff", perfekt, sodass sein Bundesland in der Wahrnehmung der Bürger besser dasteht, als es eigentlich ist. "Das ist auch immer so ein Ideenfeuerwerk, das er zündet: Es glänzt und glitzert und raucht. Und am Ende ist der Himmel genau so grau wie in Nordrhein-Westfalen. Und die Corona-Zahlen schießen trotzdem in die Höhe."

Söder erklärt nicht nur Politik, er verkauft sie auch

Zu Söders Geschick vor der Kamera und seinem Talent, Sachverhalte eingängig zu erklären, komme seine Fähigkeit, Politik gekonnt zu verkaufen, sagt Clauß: "Ein Parteikollege hat mal ganz anerkennend über ihn gesagt, er könne Hundekuchen als Sachertorte verkaufen."
(ckr)
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