"Mario" – Spielfilm über schwule Profi-Fußballer

Das bestgehütete Geheimnis der Fußballwelt

Max Hubacher (r.) als Titelheld und Aaron Altaras als Leon in einer Filmszene aus "Mario" von Marcel Gisler
Max Hubacher (r.) als Titelheld und Aaron Altaras als Leon in einer Filmszene aus "Mario" von Marcel Gisler © © Triluna Film AG / Carac Film AG
Marcel Gisler im Gespräch mit Shanli Anwar · 08.08.2018
Regisseur Marcel Gisler hat einen Spielfilm über eine schwule Liebesgeschichte gedreht - ungewöhnlich ist das Setting: es spielt sich im Profi-Fußball ab. "Der Spitzensport kann nicht ewig hinter der sozialen Realität hinterherhinken", sagt Gisler.
Es sei nicht ganz einfach gewesen, den Film "Mario" über einen schwulen Fußballspieler finanziert zu bekommen, sagt der Regisseur Marcel Gisler. Der Film sei ein Schweizer Film, der auch aus der Schweiz heraus finanziert wurde. Gisler habe versucht, eine deutsche Ko-Produktion zu machen, zumal der dritte Teil des Filmes in Hamburg spiele, beim FC St. Pauli.
Ein großer Fußball-Fan sei der Regisseur nicht, gibt er zu. "Es war einer der Ko-Autoren, der zu mir gekommen ist und das Thema vorgeschlagen hat", sagt er. Vor acht Jahren kam der Vorschlag und Gisler war zunächst skeptisch: "Weil ich dachte, da sind doch bestimmt schon andere Leute darauf gekommen, einen Spielfilm darüber zu machen, weil das Thema damals schon permanent in den Medien präsent war". Nach einer kurzen Recherche sei ihm klar geworden: "Es gibt noch tatsächlich keinen Spielfilm über eine schwule Liebesgeschichte im Profi-Fußball.
Das Team aus dem Film "Mario": Regisseur Marcel Gisler (v.l.n.r.), Jessy Moravec, Schauspielerin, und Max Hubacher, Schauspieler. 
Regisseur Marcel Gisler (r.) mit seinen Darstellern Jessy Moravec und Max Hubacher © dpa / Anthony Anex

Traditionelle Männerbilder und der Marktwert von Spielern

Erzählt wird eine Liebe zwischen zwei U21-Fußballspielern, die sehr unterschiedlich mit ihrer Homosexualität umgehen. Für die Erschaffung der zwei Figuren habe Gisler mit Branchenkennern gesprochen, mit Managern und Spielerberatern. "Aber auch mit Marcus Urban zum Beispiel - das ist ja der erste Spieler gewesen in Deutschland, der seine Karriere abgebrochen hat, und sich später geoutet hat. Und ich habe natürlich auch damals, 2014, das Outing von dem Thomas Hitzlsperger verfolgt und da hatte ich die Idee zwei verschiedene Charaktere zu entwerfen."
Der Grund, warum Profi-Fußballer nicht offen schwul leben können, sei eine Mischung aus den traditionellen Männlichkeitsbildern, die immer noch verkauft werden würden und "das zweite Stichwort wäre dann 'verkaufen', ich denke, da ist ein großer ökonomischer Aspekt". Fußball sei ein globales Geschäft und ein Fußballspieler, der Karriere machen wolle, würde seinen Marktwert nicht gefährden wollen. "Ein Outing würde - glaube ich - dieses Ansehen gefährden," sagt Gisler.

Schein-Freundinnen und Spielerfrauen als Tarnung

Ein Fußballberater rät den zwei Liebenden, sich Spielerfrauen als Tarnung zu nehmen. In seinem Film "Mario" hat Gisler diesen Punkt auch thematisiert. Er hat diese Wendung aus seinen Recherchen heraus erschaffen. Er habe mit einem hohen Funktionär im deutschen Fußball gesprochen. "Der hat mir versichert, 2015 war das - dass er vier schwule Spieler kennt in den ersten Ligen in Deutschland und dass zwei davon tatsächlich über Agenturen oder mit Schein-Freundin so eine Fake-Beziehung führen für die Öffentlichkeit", berichtet Gisler. Den Namen des Funktionärs dürfe er nicht nennen, denn es seien Rückschlüsse möglich zu den Personen, die der Funktionär kennen könnte. "Das ist also eines der bestgehüteten Geheimnisse in der Profi-Fußballwelt."
Gisler empfiehlt schwulen Fußballern, sich zusammen zu tun und ein "Gruppen-Outing" zu machen. Die mediale Last würde dann nicht auf den Schultern einer Person lasten. "Der Spitzensport kann ja nicht ewig hinter der sozialen Realität hinterherhinken", sagt Gisler.

Trailer "Mario"

(orm)
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