Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Scheindebatte statt echter Reform

07:35 Minuten
Das Bode-Museum an der Spitze der Museumsinsel in Berlin.
Auch das Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel gehört zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz. © picture alliance / Daniel Kalker
Marina Münkler im Gespräch mit Axel Rahmlow · 04.02.2023
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Die Kulturwissenschaftlerin Marina Münkler kritisiert die bisherigen Reformpläne zur Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz als "sehr unausgereift". Mit der Namensdebatte solle offenbar von der eigentlichen Strukturdebatte abgelenkt werden.
Die Debatte über einen neuen Namen für die Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) sei ein Nebenkriegsschauplatz, sagt die Kulturwissenschaftlerin Marina Münkler, Vorsitzende der Arbeitsgruppe zur Zukunft der SPK beim Wissenschaftsrat. Diese Namensdiskussion solle offenbar von der eigentlichen Strukturdebatte ablenken.

"Sie haben grandiose Exponate"

"Das ist eben keine wichtige Debatte", so Münkler. "Das ist wirklich eine ganz nachrangige Frage." Im Gutachten des Wissenschaftsrates zur Zukunft der Stiftung sei das auch angesprochen worden. "Natürlich, wenn man die Auflösung der Stiftung vorschlägt, dann bedeutet das eben auch, der Name wird irgendwie hinfällig."

Mit den 17 Sammlungen und vier Instituten der Staatlichen Museen, der Staatsbibliothek, dem Geheimen Staatsarchiv, dem Ibero-Amerikanischen Institut sowie dem Staatlichen Institut für Musikforschung, zählt die Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) zu den größten und bedeutendsten Kultureinrichtungen Deutschlands. Sie wurde 1957 per Gesetz gegründet und ihre Aufgabe ist es, die ihr übertragenen Kulturgüter zu bewahren, zu pflegen und zu ergänzen. Um die SPK auch für die Zukunft gut zu rüsten, wurde sie im Auftrag des Bundes umfangreich evaluiert. Schon im Sommer 2020 legte der Wissenschaftsrat ein Gutachten vor, das eine umfassende Strukturreform empfahl.

Das Wichtige sei, dass die SPK wirklich refomiert werde und dass die darin enthaltenen Organisationen wirklich gut arbeiten könnten, sagt die Professorin an der Universität Dresden. Sie sollten sich an ihrem Publikum orientieren, ihre innere Organisation verändern, Forschung betreiben und sich digitalisieren. "Wenn das geschafft ist, kann man sich meinethalben auch über den Namen unterhalten."
Marina Münkler, Vorsitzende der Arbeitsgruppe zur Zukunft der Stiftung Preußischer Kulturbesitz beim Wissenschaftsrat.
Die Kulturwissenschaftlerin Marina Münkler leitet die Arbeitsgruppe zur Zukunft der Stiftung Preußischer Kulturbesitz beim Wissenschaftsrat. © picture alliance / dpa / Christoph Soeder
In dem Gutachten wurde eine Auflösung der Stiftung empfohlen. Es sei vor allem darum gegangen, für die Museen etwas zu tun, sagt Münkler. Sie erfüllten an vielen Stellen ihre Aufgaben nicht. "Sie haben grandiose Exponate", so Münkler. "Wenn man sie international mit Museen wie dem British Museum oder dem Louvre vergleicht, haben sie nicht den gleichen Publikumszuspruch." Und das habe etwas mit der Struktur der SPK zu tun.

"Unausgereiftes Reformpapier"

Seither beobachte der Wissenschaftsrat, was passiert. Das Reformpapier, das jetzt vom Stiftungsrat im Dezember 2022 vorgelegt wurde, sei noch "sehr unausgereift", kritisiert Münkler. "Ich kann nicht erkennen, dass das eine geeignete Grundlage ist, um die Stiftung wirklich zu reformieren."
Es solle ein Vorstand geschaffen werden, aber darin habe der Präsident Hermann Parzinger eine enorm starke Stellung und die Richtlinienkompetenz. Die Museen seien dagegen nur mit zwei Vertretern im Vorstand vertreten. "Das ist nach meiner Auffassung zu wenig", so Münkler. "Ich sehe nicht, dass die Museen dadurch freier werden und sich besser entfalten können."
Der Wissenschaftsrat werde sich ansehen, was aus dem ursprünglich angedachten Reformprozess geworden sei, so Münkler. "Das werden wir jetzt auch im Sommer machen." Es werde ein Nachfolgegutachten geben, dass dann wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werde.
(gem)
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