Maria hilf

Von Tonia Koch |
Ein heiliger Ort? Die Ansichten darüber, ob Marpingen zum deutschen Lourdes gemacht werden sollte, gehen auseinander. Dort soll drei jungen Mädchen vor 130 Jahren an einer Quelle im Wald die Gottesmutter Maria erschienen sein. Jetzt wurde die Wasseranlage, der übernatürliche Kräfte zugeschrieben werden, mit Geldern des Saarlandes saniert.
Mehrere hundert Menschen waren in den Marpinger Härtelwald gekommen und sangen zu Ehren Marias. Es waren überwiegend Einheimische, die unter einem dichten Blätterdach uralter Buchen zur Quelle aufgestiegen waren. Das Wasser, das am Ende des Kreuzweges oberhalb der Marienkapelle entspringt, gilt vielen als heilig. Aber es war verunreinigt. Die alte Anlage war in die Jahre gekommen, die Rohre verrostet, das Wasser mit Kolibakterien belastet.

Die Kommune hatte Warnhinweise und Verbotsschilder aufgestellt, doch sie wurden nur unzureichend beachtet. Erst eine Geldspritze des Landes in Höhe von einer Million Euro hat die Gemeinde von ihren Sorgen befreit. Der Quellbereich der Marienwallfahrtsstätte wurde saniert und vor wenigen Wochen feierlich eingeweiht. Ortspfarrer Leo Hofmann sprach den Segen.

"Du schenkst uns immer neu das Wasser des Lebens. Wir bitten dich, segne dieses fließende Quellwasser; segne alle, die sich daran freuen und darin das Wunder deiner Schöpfung erkennen."

Danach erst hieß es: Wasser Marsch. Der Pfarrer, der Bürgermeister und der Ehrengast, der saarländische Wirtschaftsminister Hans-Peter Georgie füllen als erste ihre Becher:

"Mir schmeckt es gut und ich hoffe, dass die Gläubigen, die hier hinkommen, dass es ihnen hilft, manchmal hilft ja der Glaube, Berge zu versetzen. Ich selbst sage ganz klar, ich glaube nicht daran, dass dieses Wasser überirdische Heilungskräfte hat, aber darauf kommt es nicht an, auf meinen subjektiven Standpunkt."

Während der einjährigen Bauphase war eine kurze Diskussion aufgeflammt, ob das so genannte "Gnadenwasser" die ihm zugeschriebene heilende Wirkung verlieren könnte, wenn die Filter eingebaut werden. Die meisten Ortsansässigen aber sind überzeugt: Das Wasser wird seine heilende Kraft auch weiterhin entfalten.

"Doch, doch, da gibt es keinen Zweifel, der Pfarrer hat es doch selbst gesegnet. Das eine ist eine Sache des Glaubens und das andere ist eine Sache, wo es an die Hygiene geht, wo die Auflagen von den Behörden gestellt werden, die müssen ja erfüllt werden, was aber nicht sagt, dass das Wasser nicht heilig ist. Es ist sehr fein, wunderbar. Wieso soll das verändert werden, der Geist Gottes steht dahinter, ich denke, es ist letztendlich die Quelle, es ist nur aufbereitet, ich hab’s früher getrunken, ich werde es auch weiterhin trinken."

100 Meter unterhalb der Quelle zieren zahlreiche in Steintafeln gemeißelte Inschriften die Außenwände der Marienkapelle. "Maria hat geholfen" steht auf den meisten. Sie haben sich in den vergangenen Jahrzehnten hier angesammelt und zeugen von der langen Tradition der Marienverehrung in Marpingen. Sie ist bis ins Mittelalter belegt.

Einer breiten Öffentlichkeit wurde Marpingen erst 1876 bekannt. Im Sommer vor exakt 130 Jahren soll hier drei jungen Mädchen die Gottesmutter erschienen sein. Tausende pilgerten danach in den Härtelwald. Der Pilgerstrom wollte nicht abreißen. Das missfiel der preußischen Staatsgewalt. Sie schickte schließlich Soldaten und ließ den Wald abriegeln. Wer ihn betreten wollte, wurde inhaftiert. In der Auseinandersetzung zwischen Staat und katholischer Kirche um die kulturelle Vormachtstellung im Land, sollte in Marpingen kein deutsches Lourdes entstehen dürfen. Heute ist der Staat wieder am Zug, allerdings unter ganz anderen Vorzeichen. Wirtschaftsminister Hans-Peter Georgie:

"Ich bin Protestant, meine Toleranzschwelle ist viel breiter als die des preußischen Staates, der war ja auch protestantisch. Der preußische Staat ist 1876 mit Gewehren hier in Marpingen eingezogen, und ich komme eben mit touristischen Euros."

Georgie hat sich viel Kritik, ja sogar jede Menge Spott anhören müssen, dass er mit über einer Million Euro in Marpingen für sauberes Wasser sorgt sowie Busparkplätze, Toilettenanlagen und in naher Zukunft ein Informationszentrum bauen will, das noch einmal anderthalb Millionen Euro verschlingen wird. Aber der Wirtschaftsminister, der im Saarland auch für die Förderung des Tourismus zuständig ist, lässt sich nicht beirren.

"Die Experten in der Tourismus- und Freizeitforschung haben einen Trend entdeckt und dieser Trend heißt, die Suche nach Spiritualität und Besinnung. Die individuellen Reisenden suchen auch solche Orte auf. Und Marpingen kann touristisch gewinnen aber nicht nur in Marpingen sondern wenn jemand kommt, dann ist er ein Tourist fürs ganze Land."

Die Marpinger halten die touristischen Euros für gut investiertes Geld.

"Weil die ganzen Pilger jedes Wochenende hier herkommen mit Bussen, die marschieren dann hier hoch, packen den Weg kaum, kommen hier oben fertig an, stellen dann fest, dass es kein Wasser gibt, montieren dann irgendwelche Rohre um und bauen sich dann irgendwelche Pipelines, sitzen im Dreck und trinken das dann, also, es ist prima, dass es jetzt so schön ist. Das ist viel Geld, aber das ist vielleicht sinnvoll angelegt, ich war immer für die Verehrungsstätte und für die Pilger, weil ich gedacht habe, wer dran glaubt, dem kann ich es nicht nehmen und wer nicht dran glaubt, dem kann ich es nicht einbläuen. Also soll jeder es halten, wie er es gern möchte. Ablehnung gibt’s immer, aber im Großen und Ganzen ist jeder für diese Maßnahme."

Aber es sind nicht die ersten Marienerschienungen, die den saarländischen Wirtschaftsminister 130 Jahre später bewogen haben, die Wallfahrtsstätte auszubauen. Es sind die Ereignisse des Sommers 1999. Von Mai bis Oktober soll die Mutter Maria drei Frauen im Marpinger Härtelwald erneut erscheinen sein. Insgesamt 13 Mal habe sie den Frauen Marion, Christine und Judith Botschaften verkündet. Sie waren lang und ungewöhnlich textreich und wurden deshalb von den Seherinnen auf Band gesprochen. Die Aufzeichnung wurde dann den Gläubigen, die sich zu tausenden vor der Kapelle drängten, vorgespielt. Wie diese hier am 17. Oktober 1999.

Betet den Rosenkranz, bleibt in der Liebe Gottes und lebt nach seinen Geboten, übt Gehorsam, übt Treue gegenüber dem Papst. Ganz gleich, was an Inhalten auch verkündet wurde, die Menschen sogen alles in sich auf. Und viele der 50 bis 60.000 Pilger, die auch noch heute alljährlich nach Marpingen kommen, waren bereits 1999 im Härtelwald dabei, wie Helga Lennerts.

"Ich hab damals nicht, so wie andere, die haben gesagt, sie haben den Rosenduft gespürt, ich hab’ die Rosenblätter gesehen; ich hab’ gar nichts gesehen, ich war aber tief ergriffen, ich musste auch weinen, es ist mir sehr nahe gegangen und ich hab’ damals gesagt, wenn es wahr ist, dann wird die Mutter Gottes das so regeln, dass es groß raus kommt. Und jetzt sehen wir ja schon, dass da oben alles schön gebaut ist und ich denke schon dass die Mutter Gottes das macht, dass ihr unbeflecktes Herz hier triumphieren wird."

Der wahre Triumph aber ist den Anhängern Marias versagt geblieben. Sie haben es nicht geschafft, aus Marpingen ein deutsches Lourdes zu machen. Der Bischof von Trier, Reinhard Marx, hat die Anerkennung verweigert:

"Wir stellen klar, es gibt schwerwiegende Gründe, die dafür sprechen, dass die Übernatürlichkeit nicht feststeht und die Erläuterungen liegen bei, Punkt."

Die Konsequenzen dieses Spruches vom Dezember des vergangenen Jahres sind eindeutig.

Bischof Marx: "Damit bleibt es bei er Anordnung von Bischof Dr. Hermann Josef Spital vom August 1999, dass in der kirchlichen Verkündigung weder formell noch materiell von Erscheinungen himmlischer Personen in Marpingen, von Seherinnen und von dort ergangenen Botschaften des Himmels gesprochen oder geschrieben werden darf. Publikationen jedweder Art, die im Widerspruch zu dem oben genannten Dekret stehen, dürfen in kirchlichen Räumen nicht verbreitet werden."

Marx' Vorgänger im Amt, Bischof Herman Josef Spital, hatte bereits im September 1999 eine Untersuchungskommission gebildet. Noch vor der letzten Erscheinung im Oktober, die Marpingen einen Massenansturm an Pilgern bescherte, nahm die Kommission ihre Arbeit auf.

Sie bestand überwiegend aus Theologen und sollte mit Hilfe von Psychologen, Neurologen, Historikern herausfinden, was dran war an den Ereignissen von Marpingen. Sowohl die Erscheinungen von 1876 als auch die jüngsten sollten daraufhin überprüft werden, ob ihnen zweifelsfrei ein übernatürlicher Charakter zugesprochen werden müsse. Es bestanden allerdings erhebliche Bedenken hinsichtlich der Authentizität der von den Frauen verkündeten theologischen Botschaften.

Dennoch wählte der Bischof in seiner Beurteilung die abgeschwächte Form. Sie lautet non constat de supernaturalite und bedeutet, es steht nicht fest, ob es sich um Übernatürliches handelt. Bischof und Kommission hätten auch zu dem endgültigen Schluss gelangen können. Es steht fest, dass es sich um nichts Übernatürliches handelt. Doch soweit wollte der Trierer Kirchenmann nicht gehen.

"Dass ich auch nicht über die persönliche, subjektive Empfindung von Menschen restlos urteilen möchte, ist eine andere Frage, was steht schon 100 Prozent fest. Also das ist eine
Sache, dass da auch ein gewisses Zögern da ist im Blick auf die Beurteilung von handelnden Personen und Betroffenen. Nachdem was wir untersucht haben aber meine ich, dass dieses Urteil klare Konsequenzen hat und ausreicht."

Das Urteil lässt zumindest aus Sicht einer Reihe von Pilgern ausreichend Spielraum, dass es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal revidiert werden kann.

"Der Bischof hat sich ja auch so ausgedrückt, dass man die Sache nicht als endgültig betrachten kann, da kann ja in Zukunft immer noch was kommen, es ist noch nicht aller Tage Abend. Ich halte Marpingen für echt. Aber ja, wenn der Himmel will und dann kann das schnell passieren, aber das dauert, die Kirche tut doch immer gut prüfen. Beten kann man überall, das kann keiner verbieten und die hier her kommen, die wissen, dass es wahr ist."

Von derlei Interpretationen hält der Bischof wenig und er verweist darauf, dass die Konsequenzen seines Spruches eindeutig seien. Darüber hinaus sei es jedoch nicht seine Absicht gewesen, Marpingen als Marienwallfahrtsort gänzlich in Frage zu stellen. Reinhard Marx:

"Die Marienkapelle im Marpinger Härtelwald soll den Charakter als Ort des Gebets und der Verehrung der Gottesmutter behalten. Ich möchte deutlich unterstreichen, die Marienverehrung ist nicht wesentlich verknüpft mit Erscheinungen. Und ich meine, die Marienkapelle im Marpinger Härtelwald zeigt auch durch die vielen Besucher, dass hier ein Ort ist, wo Menschen Trost finden und das soll auch weiterhin pastoral begleitet werden."

Pfarrer Leo Hofmann tut dies mit gebotener Zurückhaltung. Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er von den vermeintlichen Erscheinungen im Jahr 1999 überhaupt nichts hält und sieht sich im Einklang mit der Gemeinde.

"Eine Zerrissenheit hat es zu keinem Zeitpunkt in der Gemeinde gegeben. Es waren einige wenige Familien, die mit dieser Sache 1999 sympathisiert hatten. Aber die große Mehrheit der Bevölkerung war da anderer Meinung."

82 Prozent der Marpinger Bevölkerung hatten sich 1999 in einer Befragung dafür ausgesprochen, den Status der Gemeinde unverändert zu lassen. Die Menschen der 12.000 Seelen-Gemeinde wollen keinen Rummel und erteilten daher Bestrebungen des örtlichen Kapellenvereins, das Dorf zu einem zweiten Lourdes zu machen, eine deutliche Absage. Sowohl der Pfarrer als auch der Bürgermeister der Gemeinde bewerten daher die bischöfliche Entscheidung, Marpingen nicht offiziell anzuerkennen, positiv. Bürgermeister Werner Laub:

"Ich empfinde das nicht als Entscheidung gegen Marpingen, im Gegenteil, das, was der Bischof in seinem Dekret verkündet hat, hat ja auch die Marienverehrung in Marpingen herausgestellt. Und er hat es jedem Einzelnen im Prinzip überlassen zu glauben oder nicht zu glauben. Und für Marpingen selbst ist halt wichtig, dass die Marienverehrung in Marpingen herausgestellt worden ist. Marpingen war Wallfahrtsort über die letzten 500 Jahre hinweg und wird es auch bleiben."

Anders als die Amtskirche unterscheidet die Marpinger Bevölkerung noch heute zwischen den Visionen von 1876, als den drei achtjährigen Mädchen die Gottesmutter erschienen sein soll und den generalstabsmäßig geplanten Erscheinungen Marias im Jahr 1999. Immer am Wochenende, immer mit Vorankündigung und präziser Uhrzeit nahmen die drei Seherinnen, die stets weiß gekleidete Gottesmutter wahr und hörten ihre Botschaft. Noch einmal Bürgermeister Werner Laub:

"Es ist sicherlich so, dass man 1876 in der Geschichte Marpingens als kulturhistorisches Ereignis akzeptiert und damit auch sehr positiv umgegangen ist. 1999 war für Marpingen etwa überraschend und viele konnten sich damit nicht identifizieren."

Bis heute hält Pfarrer Hofmann die angeblichen Marien-Erscheinungen von '99 für inszeniert.

"Davon bin ich überzeugt, dass da ein Interesse dahinter stand das war von außen in diese Zeit hineingetragen, von einer Priesterbewegung, vor allem ein Repräsentant dieser Bewegung, der immer daran interessiert war, Marpingen zu einem deutschen Lourdes zu machen."

Der marianischen Priestervereinigung, die weltweit nach eigenen Angaben über zwei Millionen Mitglieder verfügt, wird erheblicher Einfluss auf die Ereignisse in Marpingen zugeschrieben. Der damalige Leiter der deutschen Sektion, Helmut Maria Gressung war Beichtvater der drei Frauen und eine führte ihm zu jenem Zeitpunkt den Haushalt.

Als Ratgeber der Seherinnen fungierte auch der Freisinger Pallotinerpater Jörg Müller. Der Psychotherapeut hatte auf eigene Faust Untersuchungen vor Ort vorgenommen und hält die Vorkommnisse für echt. Reaktionstest während der Erscheinungen hätten ergeben, dass weder eine subjektive Täuschung noch Hypnose vorgelegen hätte. Bei denjenigen, die nicht daran glauben, vermisse er daher die gebotene Toleranz. Müller im Oktober '99 in Marpingen:

"Wir sind verschlossen, wir haben Angst, sind aufmüpfig und sind aufgeklärt. Wir glauben, es zu sein. In Wirklichkeit sind die Aufgeklärten fast schon borniert. Und als Psychologe frage ich mich nach den Gründen einer aggressiven Aversion dagegen. Das kann Angst sein, Überforderung, Hilflosigkeit. Also normal ist das nicht."

Normal ist inzwischen eine Art Marpinger Koexistenz. Auf der einen Seite steht Pfarrer Hofmann, der als Vertreter der Amtskirche jeden willkommen heißt, der in seiner Pfarrgemeinde nach Ruhe und Besinnung sucht. Auf der anderen Seite findet sich Pater Dominique. Alle vier Wochen reist der dem Werk der Göttlichen Barmherzigkeit angehörende Pater aus Italien an, um in der Tradition Pater Pios in Marpingen Gebetstreffen abzuhalten. Und alle vier Wochen überlässt Pfarrer Hofmann dem quirligen, selbstbewussten Franzosen seine Kirche.

Und wie immer ist das Gotteshaus, das weitab der Wallfahrtsstätte auf dem gegenüberliegenden Hügel steht, brechend voll. Die Pilger reisen von weither an. Vom Schwarzwald bis zum Niederrhein, aus Belgien, Österreich und Italien. Aber speziell die Deutschen, die will Pater Dominique erreichen. Für sie ist seine Botschaft bestimmt.

"Ich möchte dieser Nation helfen. Ihr, Deutschland braucht eine neue Evangelisierung. Und ich bin ganz überzeugt, diese neue Evangelisierung braucht die Sterne der Evangelisierung, die die Mutter Gottes ist. Maria ist der Stern der neuen Evangelisierung sagt Papst Johannes des 23. Und wenn wir die Mutter Gottes verehren, dann werden wir die Gebote Gottes auch wieder beobachten, sie sind das Fundament unseres christlichen Glaubens und heutzutage werden die Gebote Gottes vergessen."

Fürbitten und Teile der Predigt zelebriert der Pater in mehreren Sprachen. Er möchte möglichst alle Gläubigen erreichen.

"Ich denk, dass die Mutter Gottes heute ganz besonders wichtig ist, weil, das ist auch biblisch, weil sie der Schlange den Kopf zertritt. Wir leben einfach in einer sehr gottlosen Zeit und haben deswegen auch eine ganze Menge Probleme, vor allem die sozialen Probleme in der Gesellschaft kommen einfach von der Gottlosigkeit. Ich komm aus den Bergen aus der Schweiz, neben einer Marienkapelle aufgewachsen, ich habe eine Freundin hier in Deutschland, durch diese bin ich hergekommen und ich bin sehr dankbar, dass ich hier bin, es hat mir "here" viel getan."

Keine Zeit, den Ausführungen des Paters zu folgen, hat Gertrud Altmeyer. Sie ist die amtierende Vorsitzende des Marpinger Kapellenvereins. Lange Zeit hatte es zwischen Verein und Zivilgemeinde Querelen gegeben. Die Gemeinde hatte dem Verein den Pachtvertrag für das Stück Härtelwald mit der Marienkapelle gekündigt. Der räumte es jedoch erst nach einem Gerichtsentscheid. Inzwischen ist der Streit beigelegt und Gertrund Altmeier hat den Vorsitz übernommen, nachdem sich niemand drängte. Im Dorf führt der Verein noch einen Devotionalienladen und ein Pilgerheim. Hier agiert die zierliche Frau, hilfsbereit bis zur Selbstlosigkeit. Warum sie das alles macht:

"Ich weiß selbst nicht. Ich denke immer, wenn die Pilger hier her kommen, dann muss man die Pilger gut empfangen. Und ich mach das einfach auch vom Glauben her, von der Mutter Gottes her, da denke ich, das sind ihre Gäste und die muss man gut betreuen. Sie glauben gar nicht, wie die mich heute Mittag geküsst haben, ach, es hätte ihnen so gut geschmeckt, jeder Einzelne..."

Für einen Bus mit 40 Pilgern vom Niederrhein hat sie Salate vorbereitet, ein warmes Mittagessen gekocht und zum Nachtisch Hefekuchen und vier Torten aufgetischt. Nach Preistafeln sucht man im Pilgerheim vergebens, aber die braucht Frau Altmeyer auch nicht. Wer so nett empfangen wird, lässt sich nicht lumpen und spendet. Allerdings kommen einem Zweifel, ob die Pilger auch als zahlungskräftige Touristen taugen, die länger vor Ort bleiben als nur einen Tag. Bürgermeister Werner Laub.

"Bisher ist es so, dass die Busse ankamen, die Pilger gebetet haben und danach größtenteils wieder weggefahren sind. Wir werden in diesem Jahr noch den Pilgerweg des St. Wendler Landes einweihen, den so genannten Wendalinus-Weg mit den drei Schleifen: Dem Mauritius-Weg in Tholey dem Wendalinus-Weg in St. Wendel und dem Marienwege in Marpingen und wollen diese drei Pilgerzentren miteinander verbinden. Also wir gehen schon davon aus, das wir die Menschen mit diesem Angebot bewegen könne, etwas länger zu bleiben, zumindest ein oder zwei Tage."

Ob das touristische Konzept aufgeht, ist für den sozialdemokratischen Bürgermeister vielleicht weniger entscheidend als für die CDU-geführte saarländische Landesregierung, die wegen der vielen Euros ein wenig unter Erfolgszwang steht.
Skeptiker und Befürworter einer Marienverehrung in Marpingen sind gleichermaßen zufrieden.

Das gilt für die Einheimischen:

"So wollte die Mutter Gottes das ja auch, sie hat gesagt, das ganze Dorf muss zusammenwachsen und das Dorf, die Kirchengemeinde, die Zivilgemeinde sowie das Bistum ist zusammengewachsen."

Und das gilt für die Pilger:

"Dass das hier schön gerichtet worden ist, das liegt daran dass wir hier eine CDU-Regierung bekommen haben und da sind auch Gelder geflossen und jetzt haben wir es schön, so macht es der Himmel."

Nur ohne Maria geht gar nichts in Marpingen.