"Mangel an Dialogbereitschaft"

19.05.2012
Der Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte bei der Deutschen Sportjugend, Michael Gabriel, hat die Fan-Szene aufgerufen, sich von radikalen Fans abzugrenzen. Auch die Vereine seien gefragt. Sie müssten sich noch intensiver um die friedlichen Fans kümmern.
Aus der großen Mehrheit der friedliebenden Fans müssten Wortmeldungen kommen, die sich zu den Vorfällen in Düsseldorf und Karlsruhe kritisch äußern, sagte Gabriel am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Die Szene müsse darüber nachdenken, was den Fußball strukturell gefährde. Das Verhalten der Düsseldorfer Fans, die wegen des Aufstiegs ihrer Mannschaft auf den Platz gelaufen seien, sei ein Ausdruck von Freude gewesen. "Das ist, glaube ich, einmalig und sicher nicht strukturell gefährlich für den Fußball", so Gabriel. Anders bewertete er das Verhalten der Berliner Fans und der gewalttätigen Karlsruher Fans. In diesen beiden Fällen hätten Fans in der Selbstüberhöhung ihr eigenes Sein und ihre eigene Vorstellung von Ultrakultur über den Fußball gestellt. Und das sei gefährlich.

Gabriel rief die Vereine dazu auf, sich mehr um die friedlichen Fans zu kümmern und diese stärker an sich zu binden. "Das verweist auf einen Mangel an Dialogbereitschaft der Vereine, die sehr instrumentell umgegangen sind mit ihren Fans in den letzten 20, 30 Jahren", sagte Gabriel. Heute bekämen sie die Quittung dafür, dass sie viel mehr Zeit in die Erschließung neuer Geschäftsfelder investiert hätten als in ihre Fans.

Das vollständige Gespräch können Sie mindestens bis zum 19.11.2012 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.