Manfred Gurlitt: Oper "Soldaten"

Wenn große Träume platzen

Neben einem elenden Bett stehen rosafarbene Schuhe, die Luxus ausstrahlen.
Der Traum auf eine Zukunft neben einem stattlichen Offizier zerschlägt sich für Marie schnell. © imago images / photothek / Ute Grabowsky
Moderation: Stefan Lang · 16.01.2021
Die Hauptfigur der Oper, die junge Marie, ist eigentlich Braut eines Tuchhändlers. Doch Offiziere und Soldaten machen ihr den Hof. Auf Drängen des Vaters lässt sie sich darauf ein, denn ihr wird viel versprochen. Nichts wird gehalten und Marie verelendet.
Jakob Michael Reinhold Lenz ist der Autor des 1776 verfassten Trauerspieles "Die Soldaten". Es ist die Geschichte von Marie, die Hoffnungen auf gesellschaftlichen Aufstieg hegt - angestachelt von ihrem Vater, der als Kaufmann seine Tochter eigentlich schon einem jungen Mann versprochen hatte.

Träume vom Aufstieg

Doch als ein Offizier um Marie wirbt, werden Vater und Tochter schwach. Der Traum vom Aufstieg, von einer finanziell opulenten Zukunft, bringt Marie dazu, auf den Offizier zu setzen. Doch der lässt sie schließlich fallen. Andere Militärangehörige sind dabei auf Marie aufmerksam geworden und werben um sie. Doch für Marie entwickelt sich das Leben zu einem Reigen, der in Not und Elend endet.
Lenz' bürgerliches Trauerspiel "Die Soldaten" richtete sich kritisch gegen die vorherrschende Ständegesellschaft, die keine Persönlichkeitsentfaltung zuließ, amoralisches Verhalten dagegen duldete, gar beförderte.

Vorkriegs-Komposition

Der deutsche Komponist Manfred Gurlitt, der von 1890 bis 1972 lebte, brachte diesen Stoff 1930 erfolgreich auf die Opernbühne, also unmittelbar bevor in Deutschland die Weichen gestellt wurden und die Nationalsozialisten Politik und dann auch Krieg verantworteten.
Ab 1939 wurde Japan seine künstlerische und private Heimat. In Deutschland geriet Gurlitt nahezu in Vergessenheit. Ironischerweise erlangten zwei seiner Hauptwerke, die Opern Wozzeck und Soldaten, nicht durch seine, sondern durch die Vertonungen Alban Bergs und Bernd Alois Zimmermanns Berühmtheit.

Mut in Osnabrück

Das Opern-Team in Osnabrück bietet regelmäßig Ausgefallenes, Vergessenes, Verdrängtes an. Musiker, Sänger und Intendanz erliegen der Faszination der Entdeckerfreude - somit passte dieses Werk ganz in die Hauspolitik.
Vor einem historischen Bau mit großen Fenstern und stilvollen Schmuck an der Fassade sitzen Menschen auf den wenigen Eingangsstufen, die sich in der Vorderfront des Gebäudes zeigen.
Das Jugendstil-Stadttheater wurde 1909 für das Publikum in Osnabrück eröffnet.© imago images / imagebroker
Der Regisseur Florian Lutz inszeniert zum ersten Mal am Theater Osnabrück. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Generalmusikdirektor Andreas Hotz.
Aufzeichnung vom 17. Januar 2015 im Theater Osnabrück
Manfred Gurlitt
Soldaten - Oper in drei Akten nach einer Dichtung von Jakob Michael Reinhold Lenz, bearbeitet vom Komponisten

Herr Wesener, ein Galanteriehändler in Lille - José Gallisa
Frau Wesener - Almerija Delic
ihre Töchter:
Marie - Susann Vent-Wunderlich
Charlotte - Erika Simons
Stolzius, Tuchhändler in Armentères - Jan Friedrich Eggers
Seine Mutter - Joslyn Rechter
Desportes, ein Edelmann aus dem französischen Hennegau - Per-Håkan Precht
Offiziere: Haudy Sungkon Kim, Rammler Silvio Heil, Mary Genadijus Bergorulko
Die Gräfin de la Roche - Joslyn Rechter
Ihr Sohn - Daniel Wagner
Ein Offizier - Jong-Bae Bu
Bedienter der Gräfin - Ulrich Enbergs
Eine Tenorstimme im Kasino - Mark Hamman
Jäger - Tadeusz Jedras

Chor des Theaters Osnabrück
Orchester des Theaters Osnabrück
Leitung: Andreas Hotz

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