"Man kann den Arbeitgeber nicht erpressen"
Im Tarifstreit bei der Bahn hat der stellvertretende Vorsitzende der Tarifgemeinschaft Transnet/GDBA, Heinz Fuhrmann, die Verhandlungsführung der Lokführergewerkschaft GDL scharf kritisiert. Die Schuld an der Zuspitzung trage die GDL, sagte Fuhrmann. Das Moderatorenverfahren sei "wegen der Sturheit" der GDL-Führung geplatzt. Fuhrmann appellierte an die GDL, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Jörg Degenhardt: Reisende könnten am Freitag auf ihren gepackten Koffern sitzen bleiben, denn im bundesweiten Bahnverkehr, bei der S-Bahn, aber auch im Güterverkehr ist mit erheblichen Behinderungen zu rechnen. Im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn will die Gewerkschaft Deutscher Lokführer GDL nämlich befristet streiken. Einzelheiten zu den Streikzeiten sollen übermorgen, also am Donnerstag bekannt gegeben werden. Das Angebot, dass die Bahn der GDL in der vergangen Woche vorgelegt hatte, nannte GDL-Chef Schell einen "Witz der Woche." Die Bahn sieht sich unterdessen gut für einen Arbeitskampf gerüstet und will den Verkehr auf der Schiene soweit wie möglich sicher stellen.
Heinz Fuhrmann ist stellvertretender Bundesvorsitzender der GDBA, also der anderen Bahngewerkschaft und stellvertretender Vorsitzender der Tarifunion mit Transnet, der dritten Arbeitnehmervertretung im Bunde. Und er ist jetzt am Telefon. Guten Morgen, Herr Fuhrmann!
Heinz Fuhrmann: Schönen Guten Morgen, Herr Degenhardt!
Degenhardt: Die Zahl der streikbereiten Lokführer schätzt die Bahn auf 8.000. Bei 240.000 Mitarbeitern insgesamt seien dies lediglich drei Prozent. Heißt das, es wird doch nicht so schlimm werden am Freitag.
Fuhrman: Das werden wir sehen, ob 8.000 sich daran beteiligen. Das ist eine Frage, die muss sich die GDL beantworten. Und es ob es schlimm wird, werden wir sehen.
Degenhardt: Werden denn Ihre Leute oder können Sie das überhaupt von der GDBA einspringen, wenn etwa die GDL-Kollegen streiken?
Fuhrmann: Nein. Die Mitglieder der Verkehrsgewerkschaft GDBA werden sich an dem Streik nicht beteiligen. Sie können sich rechtlich auch nicht dran beteiligen, weil wir im Juli dieses Jahres als Tarifgemeinschaft einen Abschluss getätigt haben mit 4,5 Prozent Einkommensverbesserung und einer Sonderzahlung von 600 Euro. Und insoweit besteht für die Mitglieder der Verkehrsgewerkschaft GDBA und Transnet Friedenspflicht.
Degenhardt: Mit welchen Eindrücken oder mit welchen Gefühlen verfolgen denn Ihre Kollegen das, was die anderen Kollegen von GDL vorhaben? Gibt es da Sympathie oder Ablehnung?
Fuhrmann: Ja, wissen Sie, durch diesen ganzen Tarifkonflikt, der da jetzt schon wochenlang rumgeistert, ist natürlich die Stimmung an der Basis im DB-Konzern auf dem Nullpunkt angekommen. Es ist ein Verbundbetrieb: Die Kolleginnen und Kollegen, auf der einen Seite Lokführer, auf der anderen Seite Fahrdienstleiter und viele andere mehr, die arbeiten zusammen. Und wir sprachen früher mal von einer Eisenbahnerfamilie. Und diese Eisenbahnerfamilie, die ist natürlich jetzt unheimlich desolat geworden. Man beäugt sich gegenseitig. Man beschimpft sich zum Teil. Also viele haben kein Verständnis für diese überzogenen Forderungen.
Degenhardt: Aber es bleibt der Eindruck, dass dieser Streit oder diese Unstimmigkeiten zwischen den drei Gewerkschaften auf dem Rücken der Reisenden ausgetragen werden?
Fuhrmann: Das kann ich nicht bestätigen. Es gibt Konkurrenzen. Es gibt Konkurrenzen überall. Es gibt auch zwischen den Gewerkschaften Konkurrenzsituationen. Aber insbesondere bei diesem Tarifkonflikt haben wir uns bemüht, als GDBA und Transnet im Rahmen mit Moderatorenverfahren hier zur, ich sage mal, Beseitigung dieses Konflikts beizutragen, indem wir uns mit eingebracht haben. Wir wären bereit gewesen, über eine verbindliche Kooperation mit der GDL zur Lösung des Problems beizutragen.
Degenhardt: Das heißt, aus Ihrer Sicht trägt die GDL die Schuld an der jetzigen Zuspitzung.
Fuhrmann: Das ist unstreitig so, weil erkennbar ist, dass der Streit, auch diese immense Forderung nach einem sogenannten eigenständigen Tarifvertrag mehr Organisationspolitik ist, weil die GDL hat schon seit vielen Jahren eigenständige Tarifverträge. Es ist ja nicht so, dass die GDL seit vielen Jahren keine Tarifpolitik gemacht hat. Und wenn sie sich heute beklagt, dass ihre Lokführer nicht richtig bezahlt sind, dann hat sie dazu beigetragen.
Degenhardt: Haben Sie auch ein bisschen Angst, Herr Fuhrmann, wenn die GDL mit ihren Forderungen durchkäme, dass dann vielleicht auch Ihre Leute mehr verlangen, als bisher erreicht wurde in den Verhandlungen mit der Bahn?
Fuhrmann: Na, ja. Man muss ja sehen, dass der Mensch Mensch ist. Und wer möchte nicht mehr Geld verdienen. Das ist in ganz Deutschland so. Und wenn jetzt zum Beispiel die Kolleginnen und Kollegen auf den Stellwerken, die die Züge führen, die Fahrdienstleiter, schauen, ob die GDL diese bis zu 31 Prozent umsetzt, dann werden die natürlich anschließend sagen: Na toll, man muss also Mitglied einer Berufsgewerkschaft sein, einer Funktionselitengewerkschaft, um, sagen wir mal, 30 Prozent mehr zu bekommen. Und das wird dazu führen, befürchten wir zumindest, dass sich hier diese Mitarbeiter auch organisieren in einer eigenständigen Gewerkschaft. Und so haben wir dann nachher Grüppchen, die einzeln ihre Tarifpolitik machen. Das schadet der gesamten Gewerkschaftsbewegung und schadet natürlich auch der Solidarität untereinander, um die wir uns bemühen in derzeit laufenden Verhandlungen über ein neues Entgeltsystem.
Degenhardt: Nun gibt es ja ein Angebot der Bahn, nachdem jeder Lokführer zehn Prozent mehr verdienen kann. Diese Erhöhung setzt sich zusammen, ich sage es noch einmal, aus einer Anhebung der Monatsentgelte um 4,5 Prozent, wie mit den Gewerkschaften Transnet und Ihrer vereinbart. Durch wöchentliche Mehrarbeit von zwei Stunden könne, so sagt es die Bahn, eine weitere Anhebung um 5,0 Prozent erreicht werden. Weitere 0,5 Prozent sollen durch Erhöhung der Zulagen erzielt werden. Ist das, wie Herr Schell meint, tatsächlich der Witz der Woche? Oder ist es nicht doch ein seriöses Angebot?
Fuhrmann: Also die Bewertung dieses Angebots obliegt der GDL. Nur eins kann ich feststellen: Die Einkommensverbesserungen von 4,5 Prozent, die wir durchgesetzt haben, lässt sich in Deutschland angesichts der Gesamtsituation und auch der Abschlüsse in vielen anderen Branchen durchaus sehen. Dass diese 4,5 Prozent mies geredet werden, können wir überhaupt nicht nachvollziehen. Weil Forderungen von bis zu 31 Prozent halten wir für völlig realitätsfern. Insoweit hätte die GDL möglicherweise sich etwas mehr bemühen müssen, über den Verhandlungswege hier zu einem Ergebnis zu kommen. Im Übrigen, wenn ich das sagen darf, haben wir auch immer wieder deutlich gemacht, dass die GDL sich beteiligen soll bei den Verhandlungen, die wir zur Zeit führen, um eine gerechte Lohndifferenzierung zwischen den einzelnen Gruppierungen innerhalb des Konzerns. Aber leider haben wir da kein Gehör gefunden.
Degenhardt: Müssen wir uns denn jetzt auf längere Arbeitskampfmaßnahmen einrichten? Oder gibt es vielleicht Signale, dass sich Transnet, GDBA und GDL doch noch vielleicht an einen Tisch setzen und gemeinsam auch einen Ausweg aus dem Dilemma suchen?
Fuhrmann: Also zunächst mal ist es ja ein Konflikt, der zwischen der Bahn AG und der GDL läuft. Wir sind maximal mittelbar betroffen. Unmittelbar ist es eine Auseinandersetzung zwischen den anderen beiden. Und wir haben uns bisher eingebracht. Das Moderatorenverfahren ist geplatzt wegen der Sturheit, sage ich einfach mal, der GDL-Führung. Wir sehen jetzt im Moment keine Möglichkeit, uns irgendwie einzubringen. Das müssen jetzt die beiden, Arbeitgeber und GDL, ausfechten. Ob es ein längerer Streik wird, wissen wir nicht. Da müssen wir abwarten. Dieser Showdown, sage ich mal salopp, den hat die GDL gewollt, vor allen Dingen ihr Vorsitzender. Und da müssen wir mal gucken, wie es jetzt weitergeht.
Degenhardt: Bedeutet dieser Arbeitskampf, der uns jetzt droht, wie der Verkehrsminister Tiefensee meint, bedeutet dieser eine Schwächung des Logistikstandorts Deutschland?
Fuhrmann: Na ja. Wissen Sie, die deutschen Gewerkschaften sind in den vergangenen Jahrzehnten mit Streiks sehr seriös und vernünftig umgegangen. Ich kenne keine Entwicklung, wo man Tarifpolitik mit der Brechstange gemacht hat. Und Streiks war nie das Mittel der Erpressung, sondern es war eben immer das letzte Mittel, um ein bisschen mehr Druck aufzubauen und den Arbeitgeber zu bewegen, doch noch einen Abschluss hinzukriegen. Was da jetzt abläuft, ist keine seriöse Politik. Und das ist auch nicht ein, sagen wir mal, vernünftiges Einsetzen von Streiks. Man kann einen Arbeitgeber nicht erpressen, sondern man kann ihn nur motivieren, vernünftig einen Abschluss hinzukriegen. Viele, viele Abschlüsse in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg und zwar über 90 Prozent sind auf Verhandlungswege zustande gekommen. Und das bedeutet, man muss auch eine gewisse Kompromissfähigkeit haben.
Degenhardt: Sagt Heinz Fuhrmann. Er ist der stellvertretende Bundesvorsitzende der GDBA, also der anderen Bahngewerkschaft. Und er ist gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender der Tarifunion mit der Transnet.
Heinz Fuhrmann ist stellvertretender Bundesvorsitzender der GDBA, also der anderen Bahngewerkschaft und stellvertretender Vorsitzender der Tarifunion mit Transnet, der dritten Arbeitnehmervertretung im Bunde. Und er ist jetzt am Telefon. Guten Morgen, Herr Fuhrmann!
Heinz Fuhrmann: Schönen Guten Morgen, Herr Degenhardt!
Degenhardt: Die Zahl der streikbereiten Lokführer schätzt die Bahn auf 8.000. Bei 240.000 Mitarbeitern insgesamt seien dies lediglich drei Prozent. Heißt das, es wird doch nicht so schlimm werden am Freitag.
Fuhrman: Das werden wir sehen, ob 8.000 sich daran beteiligen. Das ist eine Frage, die muss sich die GDL beantworten. Und es ob es schlimm wird, werden wir sehen.
Degenhardt: Werden denn Ihre Leute oder können Sie das überhaupt von der GDBA einspringen, wenn etwa die GDL-Kollegen streiken?
Fuhrmann: Nein. Die Mitglieder der Verkehrsgewerkschaft GDBA werden sich an dem Streik nicht beteiligen. Sie können sich rechtlich auch nicht dran beteiligen, weil wir im Juli dieses Jahres als Tarifgemeinschaft einen Abschluss getätigt haben mit 4,5 Prozent Einkommensverbesserung und einer Sonderzahlung von 600 Euro. Und insoweit besteht für die Mitglieder der Verkehrsgewerkschaft GDBA und Transnet Friedenspflicht.
Degenhardt: Mit welchen Eindrücken oder mit welchen Gefühlen verfolgen denn Ihre Kollegen das, was die anderen Kollegen von GDL vorhaben? Gibt es da Sympathie oder Ablehnung?
Fuhrmann: Ja, wissen Sie, durch diesen ganzen Tarifkonflikt, der da jetzt schon wochenlang rumgeistert, ist natürlich die Stimmung an der Basis im DB-Konzern auf dem Nullpunkt angekommen. Es ist ein Verbundbetrieb: Die Kolleginnen und Kollegen, auf der einen Seite Lokführer, auf der anderen Seite Fahrdienstleiter und viele andere mehr, die arbeiten zusammen. Und wir sprachen früher mal von einer Eisenbahnerfamilie. Und diese Eisenbahnerfamilie, die ist natürlich jetzt unheimlich desolat geworden. Man beäugt sich gegenseitig. Man beschimpft sich zum Teil. Also viele haben kein Verständnis für diese überzogenen Forderungen.
Degenhardt: Aber es bleibt der Eindruck, dass dieser Streit oder diese Unstimmigkeiten zwischen den drei Gewerkschaften auf dem Rücken der Reisenden ausgetragen werden?
Fuhrmann: Das kann ich nicht bestätigen. Es gibt Konkurrenzen. Es gibt Konkurrenzen überall. Es gibt auch zwischen den Gewerkschaften Konkurrenzsituationen. Aber insbesondere bei diesem Tarifkonflikt haben wir uns bemüht, als GDBA und Transnet im Rahmen mit Moderatorenverfahren hier zur, ich sage mal, Beseitigung dieses Konflikts beizutragen, indem wir uns mit eingebracht haben. Wir wären bereit gewesen, über eine verbindliche Kooperation mit der GDL zur Lösung des Problems beizutragen.
Degenhardt: Das heißt, aus Ihrer Sicht trägt die GDL die Schuld an der jetzigen Zuspitzung.
Fuhrmann: Das ist unstreitig so, weil erkennbar ist, dass der Streit, auch diese immense Forderung nach einem sogenannten eigenständigen Tarifvertrag mehr Organisationspolitik ist, weil die GDL hat schon seit vielen Jahren eigenständige Tarifverträge. Es ist ja nicht so, dass die GDL seit vielen Jahren keine Tarifpolitik gemacht hat. Und wenn sie sich heute beklagt, dass ihre Lokführer nicht richtig bezahlt sind, dann hat sie dazu beigetragen.
Degenhardt: Haben Sie auch ein bisschen Angst, Herr Fuhrmann, wenn die GDL mit ihren Forderungen durchkäme, dass dann vielleicht auch Ihre Leute mehr verlangen, als bisher erreicht wurde in den Verhandlungen mit der Bahn?
Fuhrmann: Na, ja. Man muss ja sehen, dass der Mensch Mensch ist. Und wer möchte nicht mehr Geld verdienen. Das ist in ganz Deutschland so. Und wenn jetzt zum Beispiel die Kolleginnen und Kollegen auf den Stellwerken, die die Züge führen, die Fahrdienstleiter, schauen, ob die GDL diese bis zu 31 Prozent umsetzt, dann werden die natürlich anschließend sagen: Na toll, man muss also Mitglied einer Berufsgewerkschaft sein, einer Funktionselitengewerkschaft, um, sagen wir mal, 30 Prozent mehr zu bekommen. Und das wird dazu führen, befürchten wir zumindest, dass sich hier diese Mitarbeiter auch organisieren in einer eigenständigen Gewerkschaft. Und so haben wir dann nachher Grüppchen, die einzeln ihre Tarifpolitik machen. Das schadet der gesamten Gewerkschaftsbewegung und schadet natürlich auch der Solidarität untereinander, um die wir uns bemühen in derzeit laufenden Verhandlungen über ein neues Entgeltsystem.
Degenhardt: Nun gibt es ja ein Angebot der Bahn, nachdem jeder Lokführer zehn Prozent mehr verdienen kann. Diese Erhöhung setzt sich zusammen, ich sage es noch einmal, aus einer Anhebung der Monatsentgelte um 4,5 Prozent, wie mit den Gewerkschaften Transnet und Ihrer vereinbart. Durch wöchentliche Mehrarbeit von zwei Stunden könne, so sagt es die Bahn, eine weitere Anhebung um 5,0 Prozent erreicht werden. Weitere 0,5 Prozent sollen durch Erhöhung der Zulagen erzielt werden. Ist das, wie Herr Schell meint, tatsächlich der Witz der Woche? Oder ist es nicht doch ein seriöses Angebot?
Fuhrmann: Also die Bewertung dieses Angebots obliegt der GDL. Nur eins kann ich feststellen: Die Einkommensverbesserungen von 4,5 Prozent, die wir durchgesetzt haben, lässt sich in Deutschland angesichts der Gesamtsituation und auch der Abschlüsse in vielen anderen Branchen durchaus sehen. Dass diese 4,5 Prozent mies geredet werden, können wir überhaupt nicht nachvollziehen. Weil Forderungen von bis zu 31 Prozent halten wir für völlig realitätsfern. Insoweit hätte die GDL möglicherweise sich etwas mehr bemühen müssen, über den Verhandlungswege hier zu einem Ergebnis zu kommen. Im Übrigen, wenn ich das sagen darf, haben wir auch immer wieder deutlich gemacht, dass die GDL sich beteiligen soll bei den Verhandlungen, die wir zur Zeit führen, um eine gerechte Lohndifferenzierung zwischen den einzelnen Gruppierungen innerhalb des Konzerns. Aber leider haben wir da kein Gehör gefunden.
Degenhardt: Müssen wir uns denn jetzt auf längere Arbeitskampfmaßnahmen einrichten? Oder gibt es vielleicht Signale, dass sich Transnet, GDBA und GDL doch noch vielleicht an einen Tisch setzen und gemeinsam auch einen Ausweg aus dem Dilemma suchen?
Fuhrmann: Also zunächst mal ist es ja ein Konflikt, der zwischen der Bahn AG und der GDL läuft. Wir sind maximal mittelbar betroffen. Unmittelbar ist es eine Auseinandersetzung zwischen den anderen beiden. Und wir haben uns bisher eingebracht. Das Moderatorenverfahren ist geplatzt wegen der Sturheit, sage ich einfach mal, der GDL-Führung. Wir sehen jetzt im Moment keine Möglichkeit, uns irgendwie einzubringen. Das müssen jetzt die beiden, Arbeitgeber und GDL, ausfechten. Ob es ein längerer Streik wird, wissen wir nicht. Da müssen wir abwarten. Dieser Showdown, sage ich mal salopp, den hat die GDL gewollt, vor allen Dingen ihr Vorsitzender. Und da müssen wir mal gucken, wie es jetzt weitergeht.
Degenhardt: Bedeutet dieser Arbeitskampf, der uns jetzt droht, wie der Verkehrsminister Tiefensee meint, bedeutet dieser eine Schwächung des Logistikstandorts Deutschland?
Fuhrmann: Na ja. Wissen Sie, die deutschen Gewerkschaften sind in den vergangenen Jahrzehnten mit Streiks sehr seriös und vernünftig umgegangen. Ich kenne keine Entwicklung, wo man Tarifpolitik mit der Brechstange gemacht hat. Und Streiks war nie das Mittel der Erpressung, sondern es war eben immer das letzte Mittel, um ein bisschen mehr Druck aufzubauen und den Arbeitgeber zu bewegen, doch noch einen Abschluss hinzukriegen. Was da jetzt abläuft, ist keine seriöse Politik. Und das ist auch nicht ein, sagen wir mal, vernünftiges Einsetzen von Streiks. Man kann einen Arbeitgeber nicht erpressen, sondern man kann ihn nur motivieren, vernünftig einen Abschluss hinzukriegen. Viele, viele Abschlüsse in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg und zwar über 90 Prozent sind auf Verhandlungswege zustande gekommen. Und das bedeutet, man muss auch eine gewisse Kompromissfähigkeit haben.
Degenhardt: Sagt Heinz Fuhrmann. Er ist der stellvertretende Bundesvorsitzende der GDBA, also der anderen Bahngewerkschaft. Und er ist gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender der Tarifunion mit der Transnet.