"Mali allein kann nicht gegen diese Leute kämpfen"

Paul Mben im Gespräch mit Ulrike Timm |
Während die westliche Welt von den Unruhen in Mali überrascht wurde, berichtet der Journalist Paul Mben, dass eine gewisse Instabilität schon länger vorgeherrscht habe. Mali galt als stabil, aber im Norden habe es seit Jahren Unruhen gegeben, Waffen- und Drogenhandel.
Ulrike Timm: Mali ist einer der größten Staaten Afrikas, und er bricht gerade auseinander. Stand das Land lange Zeit für das legendäre Timbuktu, für stolze Tuareg und eine traumhaft schöne Sahara, so hat sich das Bild in wenigen Wochen gedreht. Ausgehend vom Norden des Landes, wollen Islamisten dort eine Art afrikanisches Afghanistan errichten, diese Islamisten haben den Tuareg ihren Aufstand entwunden und besetzen immer größere Teile Malis. Betroffen ist derzeit ein Gebiet, das ungefähr so groß ist wie ganz Frankreich. Und all das ging ganz schnell. In Malis Hauptstadt Bamako, im Süden, fürchtet man jetzt, dass Mali endgültig auseinander bricht - und dass die Islamisten der bislang toleranten und offenen Lebensart den Garaus machen. Zugeschaltet ist uns jetzt der malische Journalist Paul Mben, er hat in Deutschland studiert, er war gerade in den islamistisch besetzten Gebieten unterwegs, und wir erreichen ihn jetzt in der Hauptstadt Bamako. Schönen guten Tag, Herr Mben!

Paul MBen: Schönen guten Tag!

Timm: Herr Mben, lebt man bei Ihnen dort denn eigentlich noch sicher?

MBen: Nicht so. In Bamako, kann man sagen, also es ist ein bisschen sicher. Das ist die Krise, die im Norden los sind. Bamako, die Sicherheit, wie Sie jetzt gefragt haben, ist relativ gut in Bamako. Das heißt, man kann in der Stadt sagen wir mal, sein, ohne Angst zu haben. Es gibt Polizisten, also Militär überall mit Waffen. Es gibt eine relative Sicherheit in Bamako.

Timm: Mali galt ja lange als relativ stabil. Wie konnte das denn sein, dass so große Teile, fast der ganze Norden, so schnell in die Hände von Islamisten gefallen sind?

MBen: Die Stabilität, die Sie jetzt gesagt haben, war relativ. Das heißt, außerhalb des Landes galt Mali als stabil, aber innerhalb, zum Beispiel, ich war mehrmals im Norden gewesen, Timbuktu, Gao, Kidal. Ungefähr 1800 Kilometer entfernt von Bamako. Da gab es viele, viele Versammlungen zwischen Tuaregs und ich habe immer gesehen, also, wie man Drogen und Waffen, es gibt so Handel also zwischen diesen Leuten, und das war gefährlich. In Bamako hat man immer gedacht, na ja, gut, das ist im Norden, es wird nicht in Bamako passieren. Von außen hat man es so gesehen, ja, Mali ist gut, es gibt eine Demokratie.

Es hat sowieso keine Demokratie in Mali gegeben. Weil der Präsident, der ehemalige Präsident, Sidibe war gut also befreundet mit europäischen Ländern, mit Deutschland, mit Frankreich, mit Dänemark, mit den USA. Die Botschafter, die haben gewusst, dass unsere Demokratie nicht so stark war, dass unser Land nicht so stark war, dass unser Land nicht so stabil war. Und die haben, manchmal mit dem Präsidenten oder mit Minister, also dem Außenminister, gesprochen. Die haben gesagt, na ja, es gibt das und das im Norden, es gibt das und das in Kidal, es gibt solche Sachen in Bamako oder in Timbuktu, sie müssen aufpassen. Aber na ja, gut, das waren nur so Rede und theoretische Sachen. Deswegen haben die so schnell die Unstabilität zu uns gekommen.

Das vollständige Gespräch mit Paul Mben können Sie bis mindestens 10. Dezember 2012 als MP3-Audio in unserem Audio-On-Demand-Player nachhören.

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