Der Maler Felix Becker, Folge 4

Stop and Go im Kunstbetrieb

55:34 Minuten
Werk von Felix Becker.
Ein Werk von Felix Becker: Im Jahr 2022 hat der Künstler in Frankfurt ausgestellt. © Deutschlandradio / Thorsten Jantschek
03.07.2022
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Seit 2019 begleiten wir die künstlerische Entwicklung von Felix Becker, auch um die Mechanismen der Kunstwelt kennenzulernen. In diesem Jahr hatte Becker die erste Galerie-Einzelausstellung in Deutschland an. Zudem macht er nicht-kommerzielle Projekte.
Letztes Jahr hat der Maler Felix Becker seinen Abschluss an der Berliner Universität der Künste gemacht. Dort haben wir ihn als Student kennengelernt und begleiten ihn mittlerweile seit vier Jahren, von den ersten Off-Space-Projekten und Messeteilnahmen, durch die Corona-Eiszeit bis zum Übergang in das Leben als freier Künstler.
In dieser Folge unserer Langzeitbeobachtung treten auf:
Der Künstler selbst
Felix Becker schafft es, seine Karriere als Galeriekünstler voranzutreiben und gleichzeitig mit Freunden nicht-kommerzielle Projekte zu realisieren.
Nach seinem Abschluss ist er mittlerweile fest im Programm der Galerie von Heike Strelow in Frankfurt am Main. Hier feiert er eine erfolgreiche Vernissage seiner ersten Galerie-Einzelausstellung in Deutschland. Für viele Künstler ein Meilenstein, für Felix die Gelegenheit, zu zeigen, woran er in den letzten fünf Jahren gearbeitet hat.
Zugleich verwirklicht er etwa im Berliner Wedding in einer entrümpelten Altbauwohnung mit seinen Künstlerfreunden Fabian Hub und Yannick Riemer einen für Berlin so typischen Off-Space.
„zuostant“, so der Titel des Raums für künstlerische Projekte, wo Felix Becker mit Miriam Jesske zusammen die offenbar letzte Ausstellung an diesem Ort kuratiert hat. Und das in einer Zeit, in der mehr Ausstellungen abgesagt als realisiert worden sind, in der der Kunstbetrieb in beständigem „Stop and Go“-Betrieb ist.
Die eine Galeristin
Heike Strelow hat Felix Becker in das Programm ihrer Galerie in Frankfurt am Main aufgenommen. Die erste Einzelausstellung ihres neuen Künstlers, der bei ihr als Galerieassistent gearbeitet hat und auch schon in Gruppenausstellungen vertreten war, trägt den Titel „Monochromatic Mud Snuffers“.
Die Ausstellung ist für die Galeristin ein glatter Erfolg, nicht nur, weil am ersten Abend schon Bilder in Sammlungen verkauft worden sind.  Viel wichtiger ist für sie, dass Felix Becker den Galerieraum so „verwandelt“ hat, dass sie ihn kaum erkennt. Er habe ihm eine eigene Atmosphäre gegeben.
Die Sammlerin
Sabine Scholz arbeitet in Frankfurt bei einem DAX-Konzern. Sie kommt immer wieder in die Galerie von Heike Strelow, um sich inspirieren zu lassen.
Auch am Abend der Eröffnung der Ausstellung von Felix Becker ist sie da, nimmt sich viel Zeit für eine Malerei und zwei Wandobjekte.
Sie ist begeistert von der kontemplativen Ausstrahlung dieser Kunst, wird aber erst bei Tageslicht am nächsten Tag entscheiden, welches Kunstwerk in ihr Zuhause wandern wird. Offenbar hat es an diesem Abend „Klick“ gemacht.
Der Kritiker, not amused
Rudolf Schmitz ist ein Frankfurter Kritiker, der seit vielen Jahrzehnten die nationale und internationale Kunstwelt im Blick hat.
Er findet die Galerieausstellung nicht gelungen, nennt die aus Kistenholz zusammengebauten Skulpturen „Arte Povera aus der Kindertagesstätte“ und glaubt nicht daran, dass die vielschichtigen Ölmalereien noch etwas zur Erforschung des Bildbegriffs beitragen.
Auch eine solche Kritik gehört dazu, wenn man als Künstler in die Öffentlichkeit tritt.
Die andere Galeristin
Isabella Sedeka von der Berliner Galerie „xpinky“ ist begeistert von Felix Beckers Arbeiten, ist ihnen immer wieder bei Messen begegnet.
Als Felix einen Post der Galerie auf Instagram liked, nutzt Sedeka das zur Kontaktaufnahme und gewinnt Felix für die Teilnahme an Gruppenausstellungen.
Sie hat Interesse, enger mit dem Künstler zusammenzuarbeiten. Der aber ist erstmal ganz zufrieden mit einer Gast-Kooperation.
Die Kunst-Coachin
Andrea Jacobi berät in Hamburg Künstlerinnen und Künstler bei den ersten Schritten ihrer Karriere.
Sie glaubt nicht, dass der Kunstbetrieb heute noch so funktioniert, dass man als Künstlerin oder Künstler nur beharrlich arbeiten muss und dann darauf wartet, entdeckt zu werden.
Heute müssen sich Künstlerinnen und Künstler als Solo-Selbstständige verstehen, die sich genau klar machen müssen, wo sie wie gesehen werden sollen, die sich auf einer Homepage präsentieren, Social Media Kanäle pflegen, sich in nicht-kommerziellen Projekten vernetzen, kollaborieren und natürlich auch mit Galerien zusammenarbeiten.
Ein Coaching – so die Expertin – für Felix Becker allerdings wäre sehr kurz. Es würde in dem Ratschlag bestehen: „Weiter so!“ Denn Felix ist für sie ein Vorzeigekünstler.
Die abwesende Moderatorin
Susanne Burg ist in allen Folgen mit von der Partie bei der Langzeitbeobachtung des Karrierewegs von Felix Becker. Aber in dieser Folge ... Ach, reden wir nicht darüber.
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