Maja Göpel über den Wahlkampf

"Klimaschutz ist kein Nice-to-have"

08:27 Minuten
Journalisten und TV-Kameraleute warten auf Armin Laschet, CDU-Bundesvorsitzender und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, vor Beginn der Gremiumsitzung der CDU vor der Parteizentrale.
Die Klimakrise drohe im Wahlkampf zerredet zu werden, warnt Maja Göpel. © picture alliance/dpa | Michael Kappeler
Moderation: Korbinian Frenzel  · 29.06.2021
Audio herunterladen
Im Wahlkampf ist jetzt Angriff angesagt, auch um Klimaschutzfragen wird heftig gestritten. Keine gute Idee, sagt die Transformationsforscherin Maja Göpel. Für Parteiengezänk sei das Thema zu wichtig.
Bald tritt der Wahlkampf in seine heiße Phase ein, will heißen: Der Parteienwettbewerb wird lauter und aggressiver. Auch das Thema Klimaschutz dürfte dann wieder zum Zankapfel werden. Der Transformationsforscherin und Direktorin der Denkfabrik The New Institute, Maja Göpel, sind die Diskussionen darum jetzt schon zu viel. Das Problem sei zu gewichtig, um im Wahlkampf zerredet zu werden.

Alarmstimmung statt Sachfragen

Inzwischen habe bei dem Thema eine Kampfrhetorik Einzug gehalten, so Göpel. Dabei stünden nicht mehr die Sachfragen im Vordergrund. Stattdessen werde alles, was die Parteien vorschlagen, "zum Anlass genommen, um sich davon zu distanzieren, oder gleich zu sagen, davon wird das Abendland untergehen".
Als Beispiel nannte die Wissenschaftlerin die Debatte um die CO2-Bepreisung, bei der getan worden sei, als handele es sich um einen absurden Vorschlag. "Diese Entscheidung wird kommen müssen. Und da mache ich mir sorgen, wie das Vertrauen einer Bevölkerung erhalten bleiben soll."

Öko-Diktatur wird an die Wand gemalt

Das Klimaschutzabkommen sei auch kein Nice-to-have, sondern ein internationaler Vertrag, den die Bundesrepublik unterschrieben habe, so Göpel weiter. Wenn die Dinge, die man in einer Demokratie vereinbart habe, nicht mehr zählten, weil keiner mehr Lust darauf habe, "dann ist für mich der Demokratiebegriff ein bisschen entgleist".
Demokratie bedeute in dieser Frage weder "anyhting goes" noch dass es immer Konsens geben müsse. "Auf einmal soll Klimapolitik nur noch im Konsens möglich sein, weil sonst irgendjemandem eine Öko-Diktatur aufoktroyiert wird?" Es sei nicht lauter, wie hier bisweilen argumentiert werde. Es bedürfe einer guten Arbeitsteilung sowie einer guten Kommunikation, "dann funktioniert Demokratie auch wieder. Aber momentan wird der Begriff in alle Richtungen so aufgeweicht, dass mir ganz schwummrig wird."
(ckü)
Mehr zum Thema