Neu im Kino: "Maixabel"

Vom Ringen um Versöhnung

04:54 Minuten
Blanca Portillo in der Rolle der Maixabel Lasa in Icíar Bollaíns Film "Maixabel"
Maixabel trifft sich mit den Mördern ihres Mannes - eine Begegnung, die den Schmerz des Verlustes nicht lindert, doch viel verändert. © Piffl Medien
Von Jörg Taszman · 25.05.2022
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Die Regisseurin Icíar Bollaín erzählt die Geschichte einer Frau, deren Mann von einem Kommando der baskischen Untergrundorganisation ETA getötet wurde. Ihr Treffen mit den Mördern zeigt: Versöhnung ist mehr als nur Reue oder das Beichten von Lebenslügen.

Worum geht es?

Maixabel hat bei einem Attentat der ETA ihren Ehemann Juan verloren, einen ehemaligen Gebietsgouverneur, der als Mann des Ausgleichs galt. Die Witwe engagiert sich in den folgenden Jahren zunächst für die Angehörigen der ETA-Opfer, später dann auch für die Opfer der vom spanischen Zentralstaat finanzierten GAL-Kommandos, die wiederum ETA-Mitglieder und angebliche Sympathisanten töteten. Jahre danach haben zwei der Mörder von Juan dem Terror abgeschworen und wünschen sich ein Treffen der Versöhnung. Maixabel ist bereit, mit den Tätern zu sprechen.

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Was ist das Besondere?

Icíar Bollaín gelingt es, einen Film über die Opfer und Täter zu machen, der das Menschliche in den Mittelpunkt rückt und betont, dass sich Menschen wirklich verändern können. Dabei nimmt sich die Filmemacherin viel Zeit und verfolgt in zwei parallelen Handlungssträngen den Alltag von Maixabel und den inhaftierten ETA-Mitgliedern Etxezarreta und Luis.
Besonders emotional und aufwühlend sind dann zwei zentrale Treffen von Maixabel mit zwei der drei Täter des ETA-Kommandos, das Juan erschoss. Die beiden Männer geben zu, dass sie ideologisch verblendet waren, wie in einer Sekte gefangen. Sie wussten nicht einmal genau, wer Juan war, wofür er stand.
Sie folgten blind Befehlen. Und Maixabel kann trotz ihrer Trauer und ihres Zorns zuhören, den beiden Männern aber auch verdeutlichen, dass sie ihr Leben zerstört haben und ihrer Tochter den Vater nahmen. Versöhnung ist mehr als nur Reue oder das Beichten von Lebenslügen.

Bewertung

"Maixabel" ist ein sehr intensiver, sehr schmerzvoller Film, der vielleicht ein wenig zu viel voraussetzt, wenn es um die politischen Hintergründe geht, aber gutes Kino kann und soll den Zuschauer ja auch anregen, selber zu hinterfragen. Gerade weil man so selten oder nie Filme über das Leben nach einer Tragödie sieht, hinterlässt "Maixabel" einen so nachhaltigen und tiefen Eindruck. Die Regie ist souverän und stützt sich auf ein intelligentes, vielschichtiges Drehbuch. Blanca Portillo und Luis Tosar in den Hauptrollen sind bestechend. Ein harter aber auch wichtiger Film, der wehtut und trotzdem Hoffnung macht.

Maixabel
Drama, Spanien 2021
Regie: Icíar Bollaín
116 Minuten
Luis Tosar (Etxezarreta), Blanca Portillo (Maixabel Lasa), Urko Olazabal (Luis)

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