Magnus Carlsen

Der Popstar am Schachbrett

Norwegsicher Schachspieler Magnus Carlsen
Der Popstar des Schach: Magnus Carlsen © dpa/Luis Tejido
Von Tim Krohn |
Einen wie ihn hat es beim Schach noch nie gegeben: Eine Jeansfirma hat Weltmeister Magnus Carlsen als Model vermarktet, eine Frauenzeitschrift zu einem der 100 "sexiest single guys" gewählt.
Er sei wie eine Schlange, die einem langsam die Luft abschnürt, erzählen seine Gegner. Genauso kraftvoll wie gelangweilt, topfit und doch irgendwie lustlos:
"Ich bin oft nervös, manchmal auch stolz. Oder irritiert, wenn ich schlecht spiele. Aber ich habe gelernt, nicht zu viele Gesichtsausdrücke preiszugeben."
Dieses Gesicht prägt sich ein. Rotzig, fast brutal sieht er aus mit seinem dichten, schwarzen Haar und dieser viel zu breiten Boxernase. Magnus Carlsen zieht seine kleinen dunklen Augen zusammen. Ganz der Bad Boy. Image ist alles:
"Ich glaube, dass es mir hilft, schlechte Laune zu haben. Dass ich dann diese Energie ins Spiel einbringen kann. Das darf natürlich nicht zu weit gehen, wir müssen ja immer noch Schach spielen. Aber so ein geschicktes Wütend-sein – das tut mir gut, glaube ich."
Magnus Carlsen sitzt in einer Talkshow des norwegischen Fernsehens und gibt genau die Antworten, die alle hören wollen. Einen wie ihn hat es beim Schach noch nie gegeben. Eine Jeansfirma hat ihn weltweit als Model vermarktet, eine Frauenzeitschrift zu einem der 100 "sexiest single guys" der ganzen Welt gewählt. Bauer schlägt König:
"Die Weltrangliste sagt, dass ich der Beste bin. Aber ich finde - auch wenn ich die Nummer Eins bin - dass ich immer noch ziemlich dumme Fehler mache. Wenn ich diese Fehler vermeiden kann, dann müsste ich noch viel besser werden und die Schachwelt noch mehr dominieren."
"Das kleine Arschloch"
Carlsen ist gerade mal 23 Jahre alt. Perfekt für einen Popstar, blutjung für einen, der Schachweltmeister ist.
Als 13-Jähriger schlürfte der kleine Magnus mit Chipstüte und Donald Duck-Heft unterm Arm ans Brett und schlug dann mal eben einen Profi nach dem anderen. Man nannte ihn wahlweise "das kleine Arschloch", aber auch "Mozart" oder "Wunderkind."
Schlampig, arrogant, genial ...
Carlsen: "Hm ... ja!"
Die Schachlegende Garri Kasparow hatte versucht, den Knirps aus Norwegen zu trainieren und schmiss dann schnell wieder hin.
"Kasparow ist einer der besten Spieler überhaupt, vielleicht sogar der Beste. Das Problem ist nur: Ich selber habe ja auch ein großes Ego! Ich mag es halt nicht, wenn einer mir sagt, was ich tun soll."
Er will doch nur spielen. Ganz für sich. Wie eine Schlange. Langsam und cool. Bis seinem Gegner die Luft ausgeht.
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