Magie

Heiliger Gral des Psychedelic Pop

Von Andreas Müller · 13.11.2013
Damon nahm Ende der 60er-Jahre eine Platte auf, die unter Sammlern zu einer der teuersten der Pop-Geschichte zählt. Jetzt ist "Song of a Gypsy" wieder aufgelegt worden. Die Lieder klingen kaum nach Flower Power, sondern sind geprägt von tiefer Melancholie.
Damon nahm Ende der 60er-Jahre eine Platte auf, die unter Sammlern zu einer der teuersten der Pop-Geschichte zählt. Jetzt ist "Song of a Gypsy" wieder aufgelegt worden. Die Lieder klingen kaum nach Flower Power, sondern sind geprägt von tiefer Melancholie.
"Song of a Gypsy" ist der Titel eines Albums, der unter Sammlern nur ehrfürchtig geraunt wurde: Kaum jemand hatte ein Originalexemplar gesehen - wenn mal eines auftauchte, wurde es für Tausende von Dollars gehandelt. Jetzt ist das gute Stück für alle zu haben und es hat dabei nichts von seiner Magie verloren. Lange war diese Platte ein Mythos. Manche hatten darüber mal gelesen, kaum jemand hatte sie gehört. Der Künstler selbst besaß davon kein Exemplar.
Damon Sohn italienischer Einwanderer, lebte ein bürgerliches Leben, das Anfang der 60er-Jahre von der sich anbahnenden Hippie-Revolte zerstört wurde. Er verließ seine Frau, tauchte in die Szene ein, nahm harte Drogen - vor allem Heroin - und war ziemlich am Ende, als ihm während eines LSD-Trips die Erkenntnis kam, etwas ändern zu müssen. In einem spirituellen Rehab-Camp im kalifornischen Big Sur traf er den Beatle George Harrison, der dort bei Ravi Shankar studierte.
Naive und melancholische Meisterwerke
Die Begegnung mit den beiden änderte alles. Damon ging nach Los Angeles und nahm mit ein paar angeheuerten Musikern "Song of a Gypsy" auf. Gerade mal 500 Exemplare wurden davon in Eigenregie gepresst. Die Lieder sind naive Meisterwerke: weniger von Flower Power, als von einer tiefen Melancholie geprägt. Deutlich ist dem Sänger seine Verehrung von Doors Stimme Jim Morrison anzuhören.
Wer weiß, was mit Damon passiert wäre, wenn die Platte damals bei einem großen Label hätte erscheinen können. So aber ging es bald wieder mit ihm bergab: In den 70er-Jahren lebte er als Gangster, der Drogenhändler überfiel, um 1979 beinahe erschossen zu werden. Da, so sagt er, fand er zu Gott und lebt seitdem ein zufriedenes bürgerliches Leben. Jetzt ist der Mythos, der an Strahlkraft nichts verloren hat, für alle zu hören.
Damon: "Song of a Gypsy” Label: Now Again Records