Magie auf der Leinwand

Moderation: Dieter Kassel |
Eine gute Woche vor dem Erscheinen des letzten Harry-Potter-Bandes ist der fünfte Potter-Film in die Kinos gekommen. Als "etwas düsterer" bezeichnete Kritiker Jörg Taszmann den Film. Für Erziehungswissenschaftlerin Gundel Mattenklott ist nur der erste Teil des Streifens gelungen, der zweite Teil verausgabe "sich dann in den Feuerwerken des Zaubererwettstreits".
Dieter Kassel: Für die Menschen, für die es den echten Harry Potter und seine Magie nur in den Büchern gibt, hat das Warten noch kein Ende. Die müssen noch über eine Woche auf die Originalausgabe des siebten und letzten Bandes warten. Und die, die wirklich bis zur deutschen Übersetzung warten wollen, für die dauert das noch bis Ende Oktober. Aber für alle, die auch von den Filmen begeistert sind, hat das Warten seit über einem Tag schon ein Ende. Am Mittwoch war die Premiere des fünften Harry-Potter-Films "Harry Potter und der Orden des Phönix", schon um Mitternacht gab es in allen größeren Städten Vorstellungen. Die waren auch voll und deshalb haben schon einige Tausend Menschen in Deutschland diesen Film gesehen. Zwei davon sind: Gundel Mattenklott, sie ist Professorin für Grundschulpädagogik und musisch-ästhetische Erziehung an der Universität Berlin. Und der andere ist Jörg Taszmann, Filmkritiker.

Herr Taszmann, Sie haben den Film auch gestern gesehen. Ist das inzwischen ein Potter wie jeder andere oder ist das auch ein cineastisches Ereignis?

Jörg Taszmann: Ob das ein cineastisches Ereignis ist, das sei erst einmal dahingestellt. Es ist eine Serie, es ist etwas anderes als diese ganzen Blockbuster, die jetzt in diesem Jahr in die Kinos gekommen sind, wo wir bei Teil III stehengeblieben waren. Wir hatten "Fluch der Karibik III", "Shrek III". Insofern sind die Harry-Potter-Geschichten schon etwas anderes, weil eine Geschichte eigentlich weiter erzählt wird und weil Harry Potter ja immer älter wird. Insofern verschieben sich da auch die Probleme. Diesmal ist er in der Pubertät, er ist 15 Jahre alt. Dieser Filmkuss, der angeblich 32 Mal gedreht werden musste, ist durch alle Medien gegangen. Was ich ganz interessant fand bei diesem Teil, ist eben einmal, dass es ein etwas düsterer Harry-Potter geworden ist. Also die Pubertät, er kämpft mit sich selbst. Er muss seinen Platz erst einmal finden. Andererseits geht es auch um Totalitarismus in diesem Film. Ich fand die Anleihen bei George Orwells 1984 erstaunlich, weil diesmal kommt eine neue Lehrerin, die wird vom Ministerium, was irgendwie alles kontrollieren muss, hingeschickt und verwandelt diese sehr freie Zauberschule letztendlich in eine diktatorische Schule. Und diese Dualität zwischen Pubertät und Diktatur auf der Schule fand ich ganz spannend.

Kassel: Frau Mattenklott, lässt sich die Magie, die es in den Büchern gibt, komplett in so einen Film übertragen?

Gundel Mattenklott: Ich glaube, es ist etwas anderes. Bücher und Filme sind eben etwas ganz anderes. Und was hier sehr eindrucksvoll, gerade im ersten Teil war, das sind die guten Bilder. Es sind sehr eindrucksvolle filmische Ausnahmen, einfach gute Effekte. Gerade im ersten Teil hat das eine andere Magie als das, was man liest. Wenn man liest, macht man sich seine eigenen Bilder und die haben eine eigene Magie. Das ist im Film anderes. Da wird sie einem geboten. Und auch die hat mir dort durchaus gefallen. Der zweite Teil verausgabt sich dann in den Feuerwerken des Zaubererwettstreits. Das fand ich dann langweilig.

Das gesamte Gespräch mit Gundel Mattenklott und Jörg Taszmann können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.