MaerzMusik - Festival für aktuelle Musik

Krisenmanagement beherrscht die Gegenwart, auch die Gegenwart der Kunst. Über Utopien und Visionen mag kaum einer mehr reden – und trotzdem kommt die Kunst nicht ohne sie aus. "Utopie [verloren]" lautet hintersinnig-dialektisch das Motto der diesjährigen MaerzMusik, dem Festival für aktuelle Musik der Berliner Festspiele.
Nikolai Obuchow gehörte zur Avantgarde der 1920er Jahre. "Le Livre de Vie" (Das Buch des Lebens), utopischer Entwurf eines Gesamtkunstwerks und zugleich liturgisches Ritual, wurde sein Schaffensschwerpunkt, blieb jedoch aufführungstechnisch sehr problematisch und unvollendet. Eine orchestrierte Fassung der Einleitung wurde dennoch 1926 von Kussewizki uraufgeführt und wird vom Konzerthausorchester bei MaerzMusik präsentiert.
Mit "stele für n.o." komponierte hans w. koch eine Hommage an den musikalischen Mystiker Nikolai Obuchow und greift dessen Idee einer Zwölfton-Musik auf, die, ohne Dopplungen, in fünf Oktavlagen über 200 Millionen Möglichkeiten von Akkorden ergeben würde.
Die Werke des amerikanischen Komponisten John McGuire, der in den 1960ern sowohl in Kalifornien als auch in Deutschland u.a. bei Karlheinz Stockhausen studierte, beschreiben unterschiedliche Aspekte einer Synthese aus Minimalismus und Serialismus. "Marking Time" unterteilt das Orchester und lässt es antiphonisch und in unterschiedlichen Tempi agieren.

Eine glückliche Fügung brachte sieben hervorragende Musiker zusammen, die sich entschlossen als Ensemble ascolta mit einer Konzentration auf Blech- und Schlagzeuginstrumente innerhalb der Ensemblelandschaft neue Wege zu beschreiten. Zahlreiche Werke, die inzwischen für das Stuttgarter Ensemble geschrieben wurden, bezeugen die Einzigartigkeit dieser kammermusikalischen Formation, deren Spannweite von der klassischen Moderne über theatralische Konzepte bis hin zum Grenzbereich zwischen Neuer Musik und Rock reicht. Die ungewöhnliche Besetzung mit Trompete, Posaune, Schlagzeug, Violoncello, Gitarre und Klavier fordert neue musikalische Inventionen geradezu heraus.

Das Ensemble ascolta präsentiert unter der musikalischen Leitung von Johannes Schöllhorn ein reines Uraufführungskonzert. Die neuen Werke von sechs Komponisten und Komponistinnen, die in einem Lehrer-Schüler-Verhältnis einander begegneten, zeigen die ästhetische Mannigfaltigkeit und die künstlerischen Möglichkeiten außergewöhnlicher Instrumentierungen und geben zugleich Einblick in das jüngste kompositorische Schaffen zweier Generationen.
www.berlinerfestpiele.de




MaerzMusik - Festival für aktuelle Musik 2010
Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 26.3.2010


Nicolas Obouchov
"Le Livre de Vie: Préface" für Stimmen und Orchester (1915-1926)

hans w. koch
"stele für n. o." für Orchester (2010)
Uraufführung, Auftragswerk

John McGuire
"Marking Time" für Orchester (2009)
Uraufführung, Auftragswerk

Edgard Varèse
"Arcana" für großes Orchester (1925/27, rev. 1960)

Konzerthausorchester Berlin
Leitung: Roland Kluttig


ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten


Sophienkirche Berlin
Aufzeichnung vom 27.3.2010


Isabel Mundry
"Das Rohe und das Geformte III" (2010)
Uraufführung, Auftragswerk

Saskia Bladt
"V erschütt er ung" (2010)
Uraufführung, Auftragswerk

Johannes Schöllhorn
"Hero und Leander II" (2008)
Uraufführung, Auftragswerk

Meng-Chia Lin
"Tulisan II" (2009)
Uraufführung, Auftragswerk

Eduardo Moguillansky
Neues Werk (2010)
Uraufführung, Auftragswerk

Beat Furrer
"Aer" für Klavier, Klarinette und Violoncello (2010)

Ensemble ascolta
Leitung: Johannes Schöllhorn