Männerchorgesang für ein junges Publikum
Das Prinzip einer leistungsorientierten Auswahl, hat sich auch der "DelicaTon"-Chor aus Freigericht in Südhessen zu eigen gemacht. Die Mitglieder des Männerchors rekrutieren sich aus den begabtesten Sängern umliegender Chöre. So will man vor allem auf internationalen Wettbewerben glänzen.
Musik: "Ave, Dulcissima Maria" von Thomas Hanelt
"Ja, ich hab im Jahr 2000 angefangen, als wir uns gegründet haben. Damals war ich 18. Und war im zweiten Tenor Sänger einige Jahre ..."
Musik: "Ave, Dulcissima Maria" von Thomas Hanelt
Und dann, fünf Jahre später, wurde dem damals 23-jährigen Matthias Schmitt die Leitung des DelicaTon-Chores angeboten:
"Und es war für mich damals, natürlich ne ganz besondere Sache, als junger Chorleiter gleich so einen ambitionierten Chor zu bekommen. Vielleicht ist es vergleichbar mit: man ist noch Fahranfänger und darf gleich einen Porsche fahren."
Und so bekam der junge Chor auch noch einen sehr jungen Leiter.
Musik: "Ave, Dulcissuma Maria", Probe
Sieben Jahre ist das her. Und Matthias Schmitt, elegant in weißem Hemd und
dunkler Hose, leitet den "DelicaTon"-Chor heute sicher und selbstbewusst. Er
und seine 27 Sänger - alles Männer im Alter von 25 bis 65 Jahren - proben alle
14 Tage im südhessischen Freigericht, das zwischen Frankfurt und
Aschaffenburg an der bayerischen Grenze liegt. Die Atmosphäre in dem
großen, holzgetäfelten Raum, im ersten Stock der Gaststätte mit dem Namen
"Zur Hoffnung" ist entspannt aber konzentriert. Blätter rascheln, ein Räuspern.
Musik: "Ave Maris Stella" von Jurijus Kalcas
"Also wir sind hier ja in Freigericht. In einer ganz großen Sängerhochburg und wir hatten schon immer sehr gute Sänger, sehr gute junge Sänger","
sagt Raphael Trageser, 41, erster Tenor bei DelicaTon und gleichzeitig auch
Vorsitzender und Gründer des Chors.
Trageser: ""Und im Jahre 2000 mein Bruder und ich wir hatten die Gedanken, wir könnten ja mal fragen, ob diese jungen guten Sänger, vielleicht etwas mehr bringen möchten wie nur in den großen Chören zu singen. Und bisschen mehr auf Leistung zu gehen."
Die Vision der Trageser-Brüder war ein Männerchor mit internationalen Ambitionen. Seine Mitglieder sollten sich aus den begabtesten Sängern bereits existierender Chöre in der Umgebung zusammensetzen. Doch die Idee eines solchen Auswahlchors stieß in Freigericht, einer Gegend wo es in einem Radius von zehn Kilometern acht große Männerchöre gibt, zunächst auf wenig Gegenliebe.
Trageser: "Die Chöre hatten natürlich Angst, dass sie ihre Sänger verlieren, ihre guten Sänger verlieren, an "DelicaTon". Deswegen haben wir aber bei uns, in unserer Satzung als Paragraf 1, gleich festgehalten, dass alle Sänger die zu uns kommen, auch weiterhin in ihren Chören singen müssen."
Musik: "Ave Maris Stella" von Jurijus Kalacs
Mittlerweile hat sich "DelicaTon" in der Heimat etabliert und einen guten Ruf gemacht. Nachwuchssorgen gibt es nicht. Es gibt sogar Sänger, die sich offiziell bewerben und um ein Vorsingen bitten. Hilfreich war sicherlich auch der internationale Erfolg. Erst im Juli dieses Jahres gewann "DelicaTon" als erster deutscher Chor beim renommierten Chorfestival in Wales den begehrten Pavarotti-Preis.
Sänger Friedrich Eberhardt, 41, erster Bass, erinnert sich, dass zwar alle, aber dann doch eine Sängergruppe ganz besonders vom Sieg in Wales euphorisiert wurde:
"Gerade unsere Älteren, unsere Silberrücken, die ja schon im etwas fortgeschrittenem Sänger-Alter sind, die dann so was noch mal erleben durften, für die war das mit Sicherheit ein Höhepunkt. Und wie die aus sich herausgegangen sind, die haben sich gefreut wie kleine Kinder."
Doch die Wettbewerbsambitionen sind nur ein Ziel des Chors. "DelicaTon" möchte auch das angestaubte Image des Männerchors aufpolieren, ihn ins 21. Jahrhundert bringen. Keine leichte Aufgabe. Chorleiter Schmitt versucht das zum einen mit der Auswahl einer vielseitigen Chorliteratur:
"Wir haben Stücke angefangen von der Renaissance, polyfone Mehrstimmigkeit des 16 Jahrhunderts, bis hin zu - jetzt was wir aktuell machen - von der A-Kapella Gruppe BASTA ein Stück, was aus dem Popbereich vielleicht eher kommt."
Musik: "Lauch" von Basta
Zum anderen setzt Schmitt auf eine eigenwillige Art der Präsentation ...
Schmitt: "Wir wollen nicht nur Stücke absingen und klassische Konzerte "Ansage, Stück, Ansage, Stück" präsentieren. Sondern versuchen, zielgruppengerecht auch unser Publikum zu erreichen. Das heißt, wir haben in unserem Publikum nicht unbedingt übliche Konzertgänger, sondern Leute, die an die Chormusik herangeführt werden müssen."
Für ihre Konzerte bauen die Männer von "DelicaTon" kleine inszenierte Geschichten um ihre Stücke herum. Wie die vom duckmäuserischen Kollegen Günther, der noch keine Freundin hatte. Oder die eines schockierten Mannes, der eines Nachts erwacht und plötzlich eine fremde Frau vor sich stehen sieht, die seelenruhig seine Wohnung putzt.
Schmitt: "Ich glaub aber zu Beginn, dass ein paar Leute, auch da in der Halbzeit gegangen sind, aber das ist ja auch ein Feedback, mit dem wir leben können - aber immer hin ist das eine Reaktion."
Aber niemand hat gesagt, dass es leicht werden würde, den Männerchorgesang auch für ein neues, junges Publikum ansprechend zu machen.
Musik: "Lauch" BASTA
Nächste Auftritte des Chores sind zu Weihnachten in Gelnhausen gepant. Die genauen Termine finden Sie unter www.delicaton.de.
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.
"Ja, ich hab im Jahr 2000 angefangen, als wir uns gegründet haben. Damals war ich 18. Und war im zweiten Tenor Sänger einige Jahre ..."
Musik: "Ave, Dulcissima Maria" von Thomas Hanelt
Und dann, fünf Jahre später, wurde dem damals 23-jährigen Matthias Schmitt die Leitung des DelicaTon-Chores angeboten:
"Und es war für mich damals, natürlich ne ganz besondere Sache, als junger Chorleiter gleich so einen ambitionierten Chor zu bekommen. Vielleicht ist es vergleichbar mit: man ist noch Fahranfänger und darf gleich einen Porsche fahren."
Und so bekam der junge Chor auch noch einen sehr jungen Leiter.
Musik: "Ave, Dulcissuma Maria", Probe
Sieben Jahre ist das her. Und Matthias Schmitt, elegant in weißem Hemd und
dunkler Hose, leitet den "DelicaTon"-Chor heute sicher und selbstbewusst. Er
und seine 27 Sänger - alles Männer im Alter von 25 bis 65 Jahren - proben alle
14 Tage im südhessischen Freigericht, das zwischen Frankfurt und
Aschaffenburg an der bayerischen Grenze liegt. Die Atmosphäre in dem
großen, holzgetäfelten Raum, im ersten Stock der Gaststätte mit dem Namen
"Zur Hoffnung" ist entspannt aber konzentriert. Blätter rascheln, ein Räuspern.
Musik: "Ave Maris Stella" von Jurijus Kalcas
"Also wir sind hier ja in Freigericht. In einer ganz großen Sängerhochburg und wir hatten schon immer sehr gute Sänger, sehr gute junge Sänger","
sagt Raphael Trageser, 41, erster Tenor bei DelicaTon und gleichzeitig auch
Vorsitzender und Gründer des Chors.
Trageser: ""Und im Jahre 2000 mein Bruder und ich wir hatten die Gedanken, wir könnten ja mal fragen, ob diese jungen guten Sänger, vielleicht etwas mehr bringen möchten wie nur in den großen Chören zu singen. Und bisschen mehr auf Leistung zu gehen."
Die Vision der Trageser-Brüder war ein Männerchor mit internationalen Ambitionen. Seine Mitglieder sollten sich aus den begabtesten Sängern bereits existierender Chöre in der Umgebung zusammensetzen. Doch die Idee eines solchen Auswahlchors stieß in Freigericht, einer Gegend wo es in einem Radius von zehn Kilometern acht große Männerchöre gibt, zunächst auf wenig Gegenliebe.
Trageser: "Die Chöre hatten natürlich Angst, dass sie ihre Sänger verlieren, ihre guten Sänger verlieren, an "DelicaTon". Deswegen haben wir aber bei uns, in unserer Satzung als Paragraf 1, gleich festgehalten, dass alle Sänger die zu uns kommen, auch weiterhin in ihren Chören singen müssen."
Musik: "Ave Maris Stella" von Jurijus Kalacs
Mittlerweile hat sich "DelicaTon" in der Heimat etabliert und einen guten Ruf gemacht. Nachwuchssorgen gibt es nicht. Es gibt sogar Sänger, die sich offiziell bewerben und um ein Vorsingen bitten. Hilfreich war sicherlich auch der internationale Erfolg. Erst im Juli dieses Jahres gewann "DelicaTon" als erster deutscher Chor beim renommierten Chorfestival in Wales den begehrten Pavarotti-Preis.
Sänger Friedrich Eberhardt, 41, erster Bass, erinnert sich, dass zwar alle, aber dann doch eine Sängergruppe ganz besonders vom Sieg in Wales euphorisiert wurde:
"Gerade unsere Älteren, unsere Silberrücken, die ja schon im etwas fortgeschrittenem Sänger-Alter sind, die dann so was noch mal erleben durften, für die war das mit Sicherheit ein Höhepunkt. Und wie die aus sich herausgegangen sind, die haben sich gefreut wie kleine Kinder."
Doch die Wettbewerbsambitionen sind nur ein Ziel des Chors. "DelicaTon" möchte auch das angestaubte Image des Männerchors aufpolieren, ihn ins 21. Jahrhundert bringen. Keine leichte Aufgabe. Chorleiter Schmitt versucht das zum einen mit der Auswahl einer vielseitigen Chorliteratur:
"Wir haben Stücke angefangen von der Renaissance, polyfone Mehrstimmigkeit des 16 Jahrhunderts, bis hin zu - jetzt was wir aktuell machen - von der A-Kapella Gruppe BASTA ein Stück, was aus dem Popbereich vielleicht eher kommt."
Musik: "Lauch" von Basta
Zum anderen setzt Schmitt auf eine eigenwillige Art der Präsentation ...
Schmitt: "Wir wollen nicht nur Stücke absingen und klassische Konzerte "Ansage, Stück, Ansage, Stück" präsentieren. Sondern versuchen, zielgruppengerecht auch unser Publikum zu erreichen. Das heißt, wir haben in unserem Publikum nicht unbedingt übliche Konzertgänger, sondern Leute, die an die Chormusik herangeführt werden müssen."
Für ihre Konzerte bauen die Männer von "DelicaTon" kleine inszenierte Geschichten um ihre Stücke herum. Wie die vom duckmäuserischen Kollegen Günther, der noch keine Freundin hatte. Oder die eines schockierten Mannes, der eines Nachts erwacht und plötzlich eine fremde Frau vor sich stehen sieht, die seelenruhig seine Wohnung putzt.
Schmitt: "Ich glaub aber zu Beginn, dass ein paar Leute, auch da in der Halbzeit gegangen sind, aber das ist ja auch ein Feedback, mit dem wir leben können - aber immer hin ist das eine Reaktion."
Aber niemand hat gesagt, dass es leicht werden würde, den Männerchorgesang auch für ein neues, junges Publikum ansprechend zu machen.
Musik: "Lauch" BASTA
Nächste Auftritte des Chores sind zu Weihnachten in Gelnhausen gepant. Die genauen Termine finden Sie unter www.delicaton.de.
Immer mehr Menschen in Deutschland singen im Chor. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Chorverbände (ADC) stellt Deutschlandradio Kultur jeden Freitag um 10:50 Uhr im Profil Laienchöre aus der ganzen Republik vor: Im "Chor der Woche" sollen nicht die großen, bekannten Chöre im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt der "normalen" Chöre in allen Teilen unseres Landes: mit Sängern und Sängerinnen jeden Alters, mit allen Variationen des Repertoires, ob geistlich oder weltlich, ob klassisch oder Pop, Gospel oder Jazz und in jeder Formation und Größe.