Lyriksommer - Dichter empfehlen Gedichte (12)

    Friederike Mayröcker: Mondnacht

    Die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker
    Die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker © picture alliance/dpa/apa Klaus Techt
    11.08.2016
    Marion Poschmann empfiehlt Friederike Mayröcker, weil "ihr poetischer Furor eine enorme Kraft hat".
    Den Kopf in den Nacken geklappt und horizontal
    das Gesicht dem Vollmond hingegeben während mit alten
    Wäldern und unterwegs der Wind von Bangigkeit in den Berg
    stürzt und hielt den Kopf waagrecht in den glühenden
    Hyazinthen Himmel wo der Mond mit doppeltem Hof oder Kranz
    in Lilien Farbe und schemenhaft .. ach im äuszersten
    Himmel und Motherwell sagt, noch Jahre hinterher verspritztes
    Blut auf meinen Bildern während die groszlappigen Blumen auf meinem
    Tisch aufblühten WIE DER MOND VOR DEM FENSTER nämlich
    die Vogelsachen (zerfetzt) und Beileids Schlaf. Wie Wachs
    die Landschaft während das Auge des Mondes beschnitten
    von einem zarten Gewölk dasz es aussah als sei er im Ab-
    nehmen und Liebe wie Aprikosen April (und sprieszende
    Liebe): "unserer Blicke von den entferntesten Punkten der
    Erde vereinigen sich auf dem Mond, usw.". Das Gesicht im Spiegel
    des Monds - wie der Mond seine Bahn zieht dieser Mond welcher
    mit seinem bleichen Licht die Flügel des Walds überflutet, mit den
    Nacht für Nacht explodierenden riesigen weiszen Kaktusblüten mein Genius nämlich solch Flammenschein
    (Verlag Suhrkamp 2009)