Musik, bei der man wegdämmert

Voll zum Einschlafen der Sound!

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Eine junge Frau liegt mit geschlossenen Augen im Bett und hat sich eingekuschelt. In ihren Ohren hat sie einen weißen In-Ear-Kopfhörer.
Einschlafen mit Kopfhörern ist weit verbreitet - nur welche Musik eignet sich dafür am besten? © imago images / Shotshop / Monkey Business
Miriam Akkermann im Gespräch mit Oliver Schwesig · 31.10.2022
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„Schlaf, Kindlein, schlaf": Soll der Nachwuchs leise sein, greift man gerne mal zum Wiegenlied. Aber welche Musik beruhigt wen und wieso? Diese Frage untersucht ein interdisziplinäres Forschungsprojekt. Die Antwort interessiert auch die Industrie.
Lullabyte nennt sich das Forschungsprojekt an der TU Dresden - zusammengesetzt aus dem englischen Wort für Schlaflied "lullaby" und dem Begriff "byte" aus dem Computerbereich, der eine Einheit aus 8 Bit bezeichnet. Denn neben Musikwissenschaftlern, Neurowissenschaftlern und Psychologen, versuchen auch Informatiker dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, welche Musik uns zum Einschlafen bringt.
Ein Faktor sei auf jeden Fall das Tempo, sagt die Musikwissenschaftlerin Miriam Akkermann, die das Projekt leitet. Dass schnelle Musik wenig beruhigende Wirkung hat, liegt auf der Hand, aber sie dürfe auch nicht zu langsam sein, sagt Akkermann.

Auch Schlaflieder sind Geschmackssache

Abseits von solchen Allgemeinplätzen wird es schnell kompliziert. "Grundlegend wird eine der großen Herausforderungen für uns sein, dass es individuell ist", sagt Akkermann. Jede Person habe einen anderen Musikgeschmack: "Und je nachdem, ob wir gerade selbst aufgeregt sind oder ob wir entspannt sind, brauchen wir natürlich auch Musik, die da entsprechend passt."
Eine junge Frau schaut in die Kamera. Sie hat dunkle Haare und trägt ein dunkles Oberteil.
Miriam Akkermann ist Juniorprofessorin an der TU Dresden und Mitglied des dreiköpfigen Leitungsgteams des interdisziplinären Forschungsprojektes "Lullabyte".© A. Dittmann
Welche Songs passen, wird auf der einen Seite mit Playlists untersucht. "Das geht über Zuordnungen von Hörenden, die dann sagen: 'Damit funktioniert das besonders gut'", sagt Akkermann.
Aber die Testpersonen werden auch direkt beobachtet: "Die bekommen von uns eine bestimmte Auswahl an Musik mitgegeben, und die sollen sie dann abspielen. Und wir messen dann, wie gut sie dabei schlafen", sagt Akkermann.

Musik wirkt - aber wie?

Aus der Musiktherapie wisse man, dass Musik wirkt, sagt Akkermann: "Aber wir wissen relativ wenig, wie genau sie wirkt." Deshalb sei die Wahl auch auf Schlaflieder gefallen, denn der Schlaf ist von der Neurowissenschaft schon gründlich erforscht. "Wenn wir Musik reingeben, dann wissen wir sehr genau, auf welche Schlafmarker wir schauen müssen."
Neben grundlegendem Erkenntnisgewinn könnten die Ergebnisse auch für die Industrie interessant sein, sagt Akkermann: "Es gibt einige Musikfirmen, die professionell Schlafmusik herstellen." Da gebe es Apps für Kinder, aber auch für Erwachsene.
Sie selbst komme aus der Computermusik, erzählt Akkermann und sei deshalb von der Data Science besonders fasziniert, die hilft, die großen Datenmengen auszuwerten. Und da nicht alle Elemente, die untersucht werden sollen, in schon existierender Musik vorhanden sind, ist sie auch als Musikerin gefragt: "Wir werden die Musik zu großen Teilen selbst herstellen."
(beb)
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