Lufthansa-Streik

Inlands- und Europa-Flüge fallen aus

Lufthansa streikt: Mehrere hundert Feldbetten stehen auf dem Flughafen in Frankfurt am Main für gestrandete Passagiere bereit; Aufnahme vom 6.11. 2015
Lufthansa streikt: Mehrere hundert Feldbetten stehen auf dem Flughafen in Frankfurt am Main für gestrandete Passagiere bereit; Aufnahme vom 6.11. 2015 © picture alliance / dpa
Von Ludger Fittkau · 07.11.2015
Seit zwei Jahren ziehen sich die Tarifverhandlungen zwischen Lufthansa und Flugbegleiter-Gewerkschaft hin. Gestritten wird um die so genannte Übergangsversorgung - sie ermöglicht Stewardessen und Stewarts einen früheren Renteneintritt. Heute wird daher, mal wieder, gestreikt.
Terminal 1 des Flughafens Frankfurt am Main heute Morgen kurz nach Streik-Beginn. Die Berlinerin Gabriele Donner ist sehr, sehr müde. Sie ist mit ihrer Familie schon die ganze Nacht unterwegs gewesen und ihre Reise ist noch längst nicht zu ende. Der Inlandsflug von Berlin-Tegel nach Frankfurt am Main, der Gabriele Donner zu ihrem Überseeflug nach Florida bringen sollte, ist streik-bedingt gestrichen:
"Wir sind gestern Abend um 23.00 Uhr in Berlin los. Haben uns um acht Uhr um einen Mietwagen bemüht und sind dann um 23.00 Uhr los. Jetzt sind wir angekommen. Statt eine Stunde Flug – super."
Lufthansa will heute zwar alle Interkontinentalflüge anbieten, doch die Inlands- und die meisten Europaflüge sind gestrichen. Die Tarifverhandlungen zwischen der "Unabhängigen Flugbegleiter Organisation UFO e.V." und der Lufthansa ziehen sich seit zwei Jahren hin.
Zankapfel ist die "Übergangsversorgung" vor der Rente für 19.000 Flugbegleiter
Die Arbeitnehmerorganisation streikt in erster Linie gegen geplante Einschnitte für die 19.000 Lufthansa-Flugbegleiter bei der sogenannten Übergangsversorgung. Wie bei den Flugkapitänen wird diese betriebsinterne Frührente gezahlt, damit Stewards und Stewardessen wegen der körperlichen Belastungen in dem Job schon vor dem offiziellen Rentenbeginn mit 65 Jahren in Ruhestand gehen können. Die übernächtigte Gabriele Donner zeigt kein Verständnis für dieses UFO-Streik-Ziel :
"Habe ich nicht wirklich Verständnis, andere müssen bis 67 arbeiten, auch die Pflegekräfte– die haben sich diesen Beruf ausgesucht. Und die Leute haben alle unbefristete Arbeitsverträge, andere arbeiten bei Zeitarbeitsfirmen, die können nicht streiken, dann würden sie gleich auf die Straße gesetzt. Das ist Jammern auf hohem Niveau für mich."
Während die Reise der Berliner Familie Donner streik-bedingt schon schwierig beginnt, haben andere das Problem mit der Rückreise, weil es von Rhein-Main aus mit dem Flugzeug nicht weitergeht:
"Wir wollen gerne nach Berlin, kommen aus Kapstadt und jetzt haben wir hier einen riesengroßen Plan und wissen noch nicht so richtig, ob wir hier irgendwo, irgendwas finden. Schade, dass hier keine Schilder stehen und dass man nicht ein bisschen besser informiert wird."
Pressesprecher im Wochenende, aber es gibt Getränke und Snacks
Sogar auf Spanisch versucht der Flughafen jedoch über Lautsprecher, die Passagiere über den Streik-Auswirkungen auf dem Laufenden zu halten. So war es zu Streik-Beginn heute Morgen im Terminal 1 des größten deutschen Flughafens insgesamt sehr ruhig. Im Café Tangente in der Ecke der Abflughalle zischt zwar der Cappuccino-Automat, doch es sind nicht wie üblich die Journalisten gekommen, um ihre Streik-Reportagen zu produzieren.
Das Café Tangente ist normalerweise der Treffpunkt, hier werden die Interviews mit den Sprechern der Streikenden und der Lufthansa gemacht. Doch zu Beginn des zweiten Streiktages heute ist kein Sprecher da - weder von der einen noch von der anderen Seite. Dafür ein freundlicher Lufthansa-Mitarbeiter, der Getränke und kleine Snacks an gestrandete Passagiere ausgibt:
"Wasser, Apfelschorle. Salziges und Schokoladen."
Trotz dieser Aufmunterung blicken immer wieder Passagiere ziemlich entgeistert auf die Anzeigentafel des Terminal 1, weil ihr Flug gestrichen ist.
Die gute Nachricht für alle Lufthansa-Passagiere: Morgen wird erst einmal nicht gestreikt. Wie es dann weitergeht, ist offen. Die sehr, sehr müde Berlinerin Gabriele Donner ist sich jedoch sicher:
"Es wird der letzte Flug sein mit Lufthansa."
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