Programmtipp: Um den Piloten-Streik geht es bei Deutschlandradio Kultur auch in der "Ortszeit" ab 22:30 Uhr.
Piloten legen Flugbetrieb lahm

Die Lufthansa-Piloten machen ernst: Seit Mitternacht sind tausende Lufthansa-Piloten im Ausstand. Drei Tage lang soll der Flugbetrieb der Lufthansa bestreikt werden.
Der Streik zeigte am Morgen erste Auswirkungen: "Es sind deutlich weniger Leute da", sagte ein Sprecher des Flughafens München. Es sei davon auszugehen, dass sich viele Reisende vorab informiert hätten. Viele Flugausfälle gab es auch in Frankfurt am Main, wie Anke Petermann im Deutschlandradio Kultur berichtete.
Insgesamt sind von dem größten Streik in der Geschichte des Unternehmens rund 425.000 Passagiere bei etwa 3.800 Flugstreichungen betroffen. Ein großer Teil der Flüge sollte auf andere Verkehrsmittel oder andere Termine umgebucht werden.
Auch bei der Lufthansa-Tochter Germanwings fallen mehr als die Hälfte der 1.332 geplanten Flüge aus. Der verbleibende Rest wird von der nicht bestreikten Gesellschaft Eurowings geflogen.
Lufthansa rechnet mit großen Verlusten
Die Drehkreuz-Flughäfen München und Frankfurt bereiteten sich trotz der frühen Warnungen darauf vor, dass Transitreisende ohne Schengen-Visum in den Transitbereichen stranden könnten. Auch die meisten Frachtflüge der ebenfalls bestreikten Lufthansa Cargo wurden abgesagt. Lufthansa bezifferte die vom Streik ausgelösten Verluste auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.
Anlass des Streiks sind die von Lufthansa einseitig gekündigten Übergangsrenten, die den Piloten bislang ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf ermöglichten.
Die Lufthansa geht trotz des massiven Streiks vorerst nicht auf die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit zu. "Wir warten den Streik erst mal ab. Über Gespräche machen wir uns danach Gedanken", sagte Lufthansa-Manager Werner Knorr. Vorrangiges Ziel sei es, den Flugbetrieb am Samstag wieder regulär aufzunehmen.
"Jeder Tag mit Streik schränkt die Mobilität Hunderttausender Menschen ein"
Wegen der enormen Auswirkungen wächst die Kritik an dem Ausstand. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) rief die Lufthansa und die Pilotengewerkschaft zu einer schnellen Einigung auf. "Jeder Tag mit Streik schränkt die Mobilität Hunderttausender Menschen ein. Das heißt, eine schnelle Lösung des Konflikts ist geboten und ist auch im Interesse der Tarifparteien", sagte Dobrindt der "Bild"-Zeitung.
Der Vizechef der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Fuchs (CDU), sagte, der Streik sei "absolut unverantwortlich". Er bringe die Lufthansa in ernste Schwierigkeiten und nehme eine halbe Million Fluggäste als Geiseln. "Bei Leuten, die in einigen Fällen so viel verdienen wie die Kanzlerin, habe ich dafür wenig Verständnis", sagte Fuchs.
Kritik kam auch von Fluggästen, berichtete Korrespondentin Anke Petermann im Deutschlandradio Kultur. Unverständnis gab es vor allem deshalb, weil der Konflikt "auf Kosten der Passagiere" ausgetragen wird. Korrespondent Michael Braun erklärte im Deutschlandradio Kultur, vor allem die Übergangsrenten würden "als Privileg" angesehen.
mhn