Psychologie des Klimaprotests

Was die Demonstranten in Lützerath antreibt

07:28 Minuten
Polizisten tragen einen Klimaaktivisten vom besetzten Braunkohleort Lützerath weg.
Polizisten tragen einen Klimaaktivisten vom besetzten Braunkohleort Lützerath weg: Gibt es Parallelen zu Protestaktionen wie in Gorleben? © picture alliance / dpa / Oliver Berg
Michael Neuber im Gespräch mit Julius Stucke |
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Die Räumung des Kohle-Dorfs Lützerath hat begonnen. Die verbliebenen Aktivisten stellen sich auf Auseinandersetzungen mit der Polizei ein. Wie ihr Widerstand in die Geschichte der Umweltbewegung passt, erklärt Protestforscher Michael Neuber.
Protestereignisse hätten auch immer eine Innenwirkung, sagt Protestforscher Michael Neuber zu Lützerath, wo die Räumung des Ortes und damit auch der Demonstranten begonnen hat. "Wenn es jetzt um so was wie kollektive Identität geht, sind solche Protestaktionen wie in Lützerath wichtig", so Neuber weiter. Man lerne sich kennen, aber es würden auch Narrative und Erinnerungen erzeugt.

Der Energiekonzern RWE will die unter Lützerath liegende Kohle abbaggern - dafür soll der Weiler auf dem Gebiet der Stadt Erkelenz am Braunkohletagebau Garzweiler II in Nordrhein-Westfalen abgerissen werden. Die Polizei hat mit der Räumung des Ortes begonnen.

Anknüpfung an vergangene Umweltproteste

Er könne klare Anknüpfungspunkte zur deutschen Umweltbewegung insgesamt sehen. Auch bei "Gorleben" oder "Republik Wendland" sei es beispielsweise darum gegangen, Orte durch Blockaden zu verteidigen. In gewisser Weise fände nun eine Anknüpfung an die alte Generation der Umweltbewegung statt.
"Beteiligung an einer Bewegung ist ein sinnstiftendes Moment", so Neuber, denn viele Menschen, die aktuell in Lützerath demonstrierten, beträfen die Auswirkungen der Klimakrise. Die jetzt entstehenden Bilder zeigten, dass es Widerstand gebe: "Das ist wichtig für die Bewegung zur Selbstvergewisserung, um zu zeigen, dass man wirkmächtig ist."
Zwar gebe es immer wieder Ausnahmen und Einzelfälle, aber als insgesamt gewalttätig schätzt Neuber weder die "Letzte Generation" noch "Fridays for Future" ein. Befragungsdaten, die er in den letzten Jahren gesammelt habe, zeigten deutlich, dass es zu gewaltvollen Protesten bei "Fridays for Future"-Aktivisten keinerlei Affinitäten gäbe.
(nho)
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