Beim Säbel ist es so, dass der gesamte Rumpf inklusive Kopf zur Trefferfläche gehört. Beim Florett ist es nur der Rumpf ohne die Arme, aber natürlich gehört auch immer der Rücken dazu.
Fechtstadt Lübeck
Faszination Fechten - Lübeck ist die Hochburg des Sports im Norden © imago images / Geoff Burke
Das Tauberbischofsheim des Nordens
05:20 Minuten
Degen, Florett, Säbel: Drei verschiedene Arten des Fechtens, die auch beim Hanseatischen Fechtclub in Lübeck praktiziert werden. Die Stadt gilt als eine der Fechthochburgen des Nordens.
Sie hüpfen flach und elegant von links nach rechts mit einem dünnen Degen in der Hand - und da geht es schon los: Das eine ist ein Florett, das andere ein Säbel, das dritte der Degen.
Degen, Florett, Säbel - die Unterschiede
Sie sehen aber alle relativ gleich aus. Wenn man genau hinschaut, sieht man aber, dass beim Degen eine größere Glocke die Hand schützt.
Warum? Ganz klar: Weil beim Degenfechten der ganze Körper inklusive der Hand zur Trefferfläche zählt – beim Florett ist das nicht der Fall, erklärt Hilke Kollmetz:
Wenn es beim Degengefechten piept, ist es zum Kontakt durch die Berührung der Degenspitze auf der Trefferfläche am Körper gekommen und der elektrische Impuls wird über ein Kabel zur Anzeigetafel übertragen.
Hilke Kollmetz ist gerade deutsche Meisterin und Europameisterin im Florett geworden - und zwar in der Klasse der Veteranen.
Verein ist einer der besten im Florettfechten
Kein Wunder, der Lübecker Fechtverein gehört beim Florett zu den besten hierzulande, und der Sport macht Hilke Kollmetz auch nach 35 Jahren immer noch Spaß, denn sie liebt die Aufregung und Anspannung vor jedem Wettkampf.
"Weil ich das Gefühl auch genieße, aufgeregt zu sein. Die Tage unmittelbar vor dem Wettkampf verbringt man auch viel Zeit mit den Gedanken, dass man eine gute Leistung abliefern will. Wenn das nicht mehr der Fall sein sollte, dass ich aufgeregt bin, dann höre ich wohl auf."
Eine Ex-Weltmeisterin beim Fechtclub
Aber damit ist erst einmal nicht zu rechnen. Die Florettfechterin gehört mit 52 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen, sagt ihre Trainerin Friederike Janshen - selbst ehemalige sechsfache Weltmeisterin vom Hanseatischen Fechtclub Lübeck.
"Sie ist fit wie ein Turnschuh, und Fechten ist auch eine Longlife-Sportart. Wenn man eine gewisse Grundschnelligkeit und Grundkondition auf die Bahn bringt und dann aber auch wie ein Fuchs schlau seine Taktik ficht, dann ist das erfolgreicher, als wenn man jung und schnell und heiß ist."
Vergleich mit Tauberbischofsheim
Nationalkampfrichter Henrik Fey ist seit knapp 15 Jahren dabei. Er kennt die besten in Deutschland und sagt, seine Lübeckerinnen und Lübecker sind immer ganz gut dabei, wenn es auch bei den Damen und Herren nicht zur Spitze reicht.
Er vergleicht Lübeck sogar mit Tauberbischofsheim. Nur ist Lübeck kein Leistungszentrum, sondern ein Verein, wo jeder mitmachen darf - und das sind immerhin 100 Sportlerinnen und Sportler.
Kämpfe wie die von Hilke sind für ihn einfach faszinierend:
"Das Coole ist, dass man das live im Internet sehen kann. Da ich das als Kampfrichter auch gut nachvollziehen kann, wie die Wertungen zu Stande kommen. Wenn ich sehe wie Hilke im Finale zehn zu neun gewonnen hat, dann muss ich sagen, dass das spannender war als jeder Fußballkrimi, den ich gesehen habe."
Worauf es beim Fechten ankommt
Ausdauer, Konzentration und schnelle Reflexe - darauf kommt es beim Fechten an. Hilke Kollmetz weiß, dass kaum einer die Anstrengung nachvollziehen kann:
"Ich glaube für Außenstehende, wenn die so ein Gefecht sehen, die fragen sich, warum schwitzen die so, wenn sie die Maske abnehmen. Das ist wahrscheinlich einerseits diese körperliche aber auch die geistige Herausforderung, die zu leisten ist. Und wenn man mal muskuläre Probleme hat, dann muss man sich halt mal die Schnürsenkel zubinden. Das Körperliche kann man durch taktische Maßnahmen ganz gut in Griff kriegen."