Ludwig van Beethovens Klaviersonaten op. 31

Fülle der Emotionen

Hinter sich das Postamt der gewesenen Bundeshauptstadt Bonn, vor sich die Musik der Zukunft: Ludwig van Beethoven
Hinter sich das Postamt der gewesenen Bundeshauptstadt Bonn, vor sich die Musik der Zukunft: Ludwig van Beethoven © imago / imageBROKER / Stefan Ziese
Moderation: Jürgen Otten · 01.11.2020
Mit dem 19. Jahrhundert begann für Ludwig van Beethoven der Aufbruch in eine neue Ära. Seine drei Klaviersonaten op. 31 – darunter die "Sturm-Sonate" – sind Experimentierfelder des Poetischen und beschwören die Romantik herauf.
Das 19. Jahrhundert begann für Ludwig van Beethoven nicht nur als Sinfoniker mit einer ruhelosen Suche nach Neuem, auch und gerade für den Komponisten von Klaviermusik stellte sich die Frage, was das Erreichte noch wert war.

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Mit seinen 1802 vollendeten drei Sonaten op. 31 beschritt Beethoven jedenfalls explizit neue Wege. Es sind Pionierstücke, die auch heute noch zu faszinieren vermögen, vor allem die mittlere Sonate, die mit dem schönen – wenn auch nicht authentischen – Beinamen "Sturm" berühmt geworden ist. Beethovens notorisch unzuverlässiger Sekretär und Biograf Schindler behauptete jedenfalls, der Komponist habe sein Werk im Zusammenhang mit Shakespeares gleichnamigem Drama gesehen.

Drei Sonaten, drei Schwestern

Charakteristisch ist der poetische Zauber, der von diesen Werken ausgeht. Jürgen Otten fühlt sich dadurch, frei nach Tschechow, an drei Schwestern erinnert: Die d-Moll-Sonate ist melancholisch gestimmt und zugleich voller leidenschaftlicher Energie; jene in G-Dur erscheint als vital-burschikoses, hie und da etwas ungelenkes Wesen. Schließlich die in Es-Dur – eine Gestalt, die viele Fragen aufwirft und kaum eine beantwortet, indes sie so munter plaudert wie ein rauschender Bach.
Heros der früheren Beethoven-Interpretation: Der Pianist Wilhelm Backhaus (1884-1969)
Heros der früheren Beethoven-Interpretation: Der Pianist Wilhelm Backhaus (1884-1969)© imago / Michel Neumeister
Die ausgewählten Aufnahmen dieser Sendung reichen von dem Gründervater der Beethoven-Interpretation auf Schallplatte, Artur Schnabel, über Wilhelm Kempff und Wilhelm Backhaus bis zu Fazil Say: Alles spannende Lesarten, die oft weit auseinanderliegen, die in immer neuen Mischungsverhältnissen Geschichten erzählen und dabei die ganze Spanne menschlicher Emotionen umfassen, ohne je in langweilige Eindeutigkeit zu münden.
Diese Ausgabe wiederholen wir aus dem Jahr 2011 anstelle einer ursprünglich geplanten Beethoven-Sendung mit der Pianistin Ragna Schirmer – hier ist die Produktion des Beitrags einstweilen der aktuellen Corona-Situation zum Opfer gefallen. Ein Nachholtermin wird beizeiten bekannt gegeben.
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