Neu im Kino: "Loving Highsmith"

Verbotenes Begehren

07:06 Minuten
Die Autorin Patricia Highsmith guckt als junge Frau in die Kamera.
Weltberühmt und doch immer wieder einsam: Patricia Highsmith als junge Frau. © Rolf Tietgens Courtesy Keith DeLellis / Edition Salzgeber
Von Anke Leweke · 06.04.2022
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Patricia Highsmith, Literatin von Weltrang, hielt ihr Privatleben weitgehend verborgen. Auf Basis ihrer Tage- und Notizbücher rekonstruiert nun ein Film wichtige Stationen ihres Lebens. Und lässt dennoch genug Geheimnisse übrig.

Um was geht es?

Als „filmische Liebesbiografie“ bezeichnet die Regisseurin ihren Porträtfilm. Eva Vitija geht auf die Spurensuche nach einem Begehren, das nicht gelebt werden durfte und doch gelebt wurde. Sie trifft frühere Liebhaberinnen von Patricia Highsmith und besucht deren Verwandte in Texas.
Aus den bewegten Tage- und Notizbüchern der berühmten Autorin liest die Schauspielerin und Entertainerin Maren Kroymann vor. Highsmith-Fotos und Interviews mit der Erfinderin der Ripley-Figur werden geschickt mit Szenen ihrer verfilmten Romane kombiniert.

Was ist das Besondere?

Zunächst rekonstruiert der Film die Kindheit von Patricia Highsmith in Texas, thematisiert das konservative Denken ihrer Umgebung. Highsmith‘ Mutter brachte ihre kleine Tochter zunächst bei der Großmutter unter. Auf Kinder- und Jugendfotos sieht man die kleine Patricia im Westernoutfit. Mit herausforderndem Blick schaut sie in die Kamera.

Regisseurin Eva Vitija erklärt im Interview, wie eine Kindheitserinnerung sie dazu gebracht hat, ihren Film über Patricia Highsmith zu drehen. Bei ihren Recherchen habe sie eine Frau entdeckt, die nichts mit ihrem düsteren Krimi-Image zu tun habe. In ihren Tagebüchern zeige sich Highsmith als romantische Person.

Der Film folgt chronologisch den verschiedenen Etappen von Highsmiths Leben, fragt gleichzeitig, wie diese Biografie in ihrer Literatur nachhallt. Wie ihre legendäre Thriller-Figur Tom Ripley scheint auch die Autorin getrieben, wechselt permanent ihre Wohnorte. Sie lebt in Italien, Frankreich, England und der Schweiz. Und ähnlich wie seine Schöpferin entzieht sich auch Ripley den gängigen Geschlechtszuschreibungen. Tatsächlich gab es die Überlegung, den legendären Mörder von einer Frau spielen zu lassen.

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Ihren zweiten Roman „Carol“ (1952), eine Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen, veröffentlicht Highsmith unter Pseudonym. Ihrem Tagebuch vertraut sie an, wie nah sie sich dieser fiktiven Carol fühlt. Man spürt, dass Highsmith mit ihrer Literatur einerseits sublimiert, andererseits aber auch ihre Sehnsüchte und Wünsche aufgreift und ihnen Gestalt gibt.

Fazit

„Loving Highsmith“ zeigt die vielen facettenreichen Bilder der berühmten Krimiautorin. Wir lernen eine Frau kennen, die immer wieder einsam war, sich ihrem existentiellen Alleinsein jedoch offensiv gestellt hat. Dieser Film möchte nichts beweisen, vielmehr lässt er sich auf eine Biografie mit dem Wissen ein, dass sich kein Leben auserzählen lässt.

„Loving Highsmith“
Schweiz/Deutschland 2022
Regie: Eva Vitija
Tagebücher gelesen von Maren Kroymann
Länge: 83 Minuten

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