"Lothar Bisky hat stets seine schützende Hand über uns gehalten"

Moderation: Gabi Wuttke · 13.08.2013
Der Filmregisseur Andreas Dresen hat den verstorbenen Linken-Politiker Lothar Bisky als mutigen und integren Menschen gewürdigt. Er habe stets glaubhaft bleiben wollen - in der Politik wie auch davor als Direktor der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam.
Als Direktor (1986 - 1990) der späteren Filmhochschule Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg habe Bisky "stets seine schützende Hand über uns gehalten. Und ich denke, es ist nicht untertrieben, wenn ich sage: Ohne Lothar Bisky hätte ich das Studium in Babelsberg nicht beendet und wäre möglicherweise heute auch kein Regisseur", sagt Dresen.

Bisky habe eine ganze Generation von Filmemachern geprägt, "die natürlich auch später die öffentliche Sicht auf die DDR prägen würde. Und das war schon klar, dass das nicht ohne Risiko geht." Denn Bisky habe seine Studierenden stets aufgefordert "zu sagen, was sie denken und zu filmen, was sie denken. Dann bedeutet das auch, dass es Druck von oben gibt. Und den hat Lothar Bisky ausgehalten."

Der Vorsitzende der Partei "Die Linke.", Lothar Bisky, spricht auf dem 1. Bundesparteitag der Linkspartei in Cottbus.
Niemand hat die PDS und die Linke so lange geführt wie er: Lothar Bisky.© AP
Ein logischer Schritt
Dresen sagte weiter, für ihn und seine Mitstudenten sei es "extrem traurig" gewesen, als Bisky 1990 endgültig in die Politik wechselte. Doch sei dies für Bisky ein logischer Schritt gewesen. Es sei umso bedauerlicher, dass er in all diesen Jahren oft "Prügel beziehen musste, die er nun keineswegs verdient hatte".

Er habe stets gehofft, dass Bisky wieder den Weg aus der Politik zurück in Forschung und Lehre finden werde - "in die Bereiche der Kunst, die er so sehr geliebt hat." Dresen fügte hinzu: Bisky habe oft selbst geflucht über die politischen Grabenkämpfe. "Ich hatte manchmal das Gefühl, er macht sich da an einer Front kaputt, die ihm das nicht dankt."


Das vollständige Gespräch mit Andreas Dresen können Sie mindestens bis zum 14.4.2014 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.


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Lothar Bisky gestorben -
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