„Loose Change to Loosen Chains“
Nach Schätzungen der UNO leben und arbeiten 27 Millionen Menschen in Abhängigkeitsverhältnissen, die sie zu Sklaven im Wortsinne machen. Einen zwölfjährigen Jungen in Georgia/USA ließ dieser Gedanke nicht los. Zwischen kindlich-naiver Rührung und teenager-typischer Findigkeit wurde er ein „Abolitionist“, ein Sklavereigegner und Bürgerrechtskämpfer.
Wenn Ihnen Kleingeld aus der Mantel- oder Hosentasche fällt und unters Sofa rollt – wer findet es zuerst? Die Kinder! Bei Familie Hunter im Städtchen Lilburn in Georgia war das nicht anders.
„Wir suchten jede Öffnung ab, in die was hineingefallen sein konnte, im Auto zwischen den Sitzpolstern, überall. Wenn Du Groschen sammelst, dauert es lange, bis Du viel Geld hast und es kommt Dir vor wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber Tropfen um Tropfen entsteht eine Flut!“
Zacharias, kurz und knackig „Zach“ genannt, lernte lesen und – las am liebsten spannende Biografien. Von der schwarzen Baumwollpflückerin Harriet Tubman z.B., die im 19. Jahrhundert rund 300 Sklaven heimlich in die Nordstaaten der USA und damit in die Freiheit schleuste. Als Zach im Internet das Wort „Sklaverei“ eingab und bei „Amnesty International“ erfuhr, dass heutzutage und weltweit rund 27 Millionen Menschen als Sklaven gehalten und gehandelt werden, da wollte er sie sofort retten. Mit seinen Münzen.
Und nannte die Aktion „Loose Change“ – loses Wechselgeld – „to loosen Chains“, um Ketten zu lösen.
„When I was 12, I launched the campaign „Loose Change to loosen chains”, basically meaning that we raise coins to free slaves. In the first month with LC 2 LC we raised about 10.000 $. It was 10.000 in one month.“
10.000 US-Dollar in vier Wochen von einem zwölfjährigen Schüler? Ein Teenager von heute weiß offenbar, wie er mit Hilfe der Chatrooms und Schüler-Communities des Internet in ganz Amerika Gleichaltrige mobilisieren kann.
Ein cooles Kürzel gibt`s obendrein: „Loose Change to loosen Chains“ schreiben die Kids „Ell-Zee-Zwei-Ell-Zee“: LC 2 LC.
Welche Hilfsorganisationen den Teppichknüpfer- und Steinbruch-Kindern in Indien, den Zwangsprostituierten in Osteuropa oder den zwangsverheirateten minderjährigen Bäuerinnen im Orient am effektivsten helfen – das hat Zach Hunter mit seinen Eltern herausgefunden.
„Wir unterstützen Hilfsorganisationen und suchen sie nach der Qualität ihrer Arbeit aus, ob sie einen ganzheitlichen Ansatz haben, also : Menschenrechtsverstöße dokumentieren, mit der lokalen Polizei zusammenarbeiten, bei richterlich angeordneten Razzien dabei sein, den Kindern Schule und den Eltern ein Mindesteinkommen ermöglichen. Also nicht einfach nur Sklaven freikaufen, wie es ja auch einige Helfer machen und damit den Menschenhandel mit Geld versorgen.“
Als Zachs Klimpergeld-Aktion 90.000 Dollar erreicht hatte und ihm die Lokalzeitung den Titel „ein Abolitionist der Moderne“ verpasste – „abolitionists“ hießen die Sklavenbefreier im amerikanischen Bürgerkrieg – da wurde der inzwischen 14-Jährige gebeten, im Mai 2006 auf einem Rockfestival in Atlanta zu sprechen.
„Ich stand da, sehr nervös, hatte noch nie vor 70.000 Leuten gestanden, aber dann dachte ich: Du kannst buchstäblich die Stimme derer sein, die nie gehört werden. Sprich für die Unsichtbaren dieser Welt! Das hat mir meine Mutter immer gesagt, obwohl sie mich da nicht reindrängt, es ist meine eigene Entscheidung.“
Darauf legt er wert: Kein Musterknabe und kein Muttersöhnchen zu sein. Aber Zachs Eltern konnten eh nicht ermessen, was es ihrem Sohn bedeutete, dass Jon Foreman, Sänger der Band „Switchfoot“, hinter der Bühne zu ihm kam und anbot, seine Prominenz in den Dienst der Sache zu stellen. Für Mrs Penny Hunter und ihren Mann Greg hätte z.B. Paul McCartney oder Mick Jagger eine vergleichbare Wirkung gehabt.
„Als der Kinofilm Amazing Grace rauskam, über das Leben des britischen Sklaverei-Gegners William Wilberforce, da sammelten wir Unterschriften für eine Petition, die der UNO und der US-Regierung überreicht wurde, in der stand, dass moderne Sklaverei geächtet und beendet werden sollte.“
Es waren 1,5 Millionen. 1,5 Millionen Unterschriften, die am 13. Februar 2008 von Vertretern mehrerer Menschenrechtsorganisationen dem UNO-Hochkommissar für Verbrechensbekämpfung in Wien überreicht wurden. Natürlich haben die nicht allein Zach Hunter und „Switchfoot“-Sänger Jon Foreman zusammen getrommelt. Aber ein Zeichen gesetzt, dass die Aktion „LC 2 LC“ praktische Hilfe leisten und politischen Einfluss nehmen kann – das haben sie allemal.
Als ich den heute 16-jährigen Schüler aus einem Provinznest in Georgia frage, warum er sich gegen Kinderarbeit, Schuldknechtschaft und Zwangsprostitution einsetzt, da fingert der bekennende junge Christ einen Zettel aus seinem Kapuzen-Sweatshirt:
„Ein deutscher Pastor namens Martin Niemöller, der unter Hitler ins KZ gesperrt worden war, schrieb nach seiner Entlassung: Als sie die Kommunisten holten, schwieg ich. Ich war ja kein Kommunist. Als sie die Juden holten, schwieg ich. Ich war ja kein Jude. Dann holten sie die Katholiken und ich tat nichts dagegen, ich bin ja evangelisch. Dann holten sie mich. Und es war keiner mehr da, der dagegen aufstehen und für mich sprechen konnte.“
„Wir suchten jede Öffnung ab, in die was hineingefallen sein konnte, im Auto zwischen den Sitzpolstern, überall. Wenn Du Groschen sammelst, dauert es lange, bis Du viel Geld hast und es kommt Dir vor wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber Tropfen um Tropfen entsteht eine Flut!“
Zacharias, kurz und knackig „Zach“ genannt, lernte lesen und – las am liebsten spannende Biografien. Von der schwarzen Baumwollpflückerin Harriet Tubman z.B., die im 19. Jahrhundert rund 300 Sklaven heimlich in die Nordstaaten der USA und damit in die Freiheit schleuste. Als Zach im Internet das Wort „Sklaverei“ eingab und bei „Amnesty International“ erfuhr, dass heutzutage und weltweit rund 27 Millionen Menschen als Sklaven gehalten und gehandelt werden, da wollte er sie sofort retten. Mit seinen Münzen.
Und nannte die Aktion „Loose Change“ – loses Wechselgeld – „to loosen Chains“, um Ketten zu lösen.
„When I was 12, I launched the campaign „Loose Change to loosen chains”, basically meaning that we raise coins to free slaves. In the first month with LC 2 LC we raised about 10.000 $. It was 10.000 in one month.“
10.000 US-Dollar in vier Wochen von einem zwölfjährigen Schüler? Ein Teenager von heute weiß offenbar, wie er mit Hilfe der Chatrooms und Schüler-Communities des Internet in ganz Amerika Gleichaltrige mobilisieren kann.
Ein cooles Kürzel gibt`s obendrein: „Loose Change to loosen Chains“ schreiben die Kids „Ell-Zee-Zwei-Ell-Zee“: LC 2 LC.
Welche Hilfsorganisationen den Teppichknüpfer- und Steinbruch-Kindern in Indien, den Zwangsprostituierten in Osteuropa oder den zwangsverheirateten minderjährigen Bäuerinnen im Orient am effektivsten helfen – das hat Zach Hunter mit seinen Eltern herausgefunden.
„Wir unterstützen Hilfsorganisationen und suchen sie nach der Qualität ihrer Arbeit aus, ob sie einen ganzheitlichen Ansatz haben, also : Menschenrechtsverstöße dokumentieren, mit der lokalen Polizei zusammenarbeiten, bei richterlich angeordneten Razzien dabei sein, den Kindern Schule und den Eltern ein Mindesteinkommen ermöglichen. Also nicht einfach nur Sklaven freikaufen, wie es ja auch einige Helfer machen und damit den Menschenhandel mit Geld versorgen.“
Als Zachs Klimpergeld-Aktion 90.000 Dollar erreicht hatte und ihm die Lokalzeitung den Titel „ein Abolitionist der Moderne“ verpasste – „abolitionists“ hießen die Sklavenbefreier im amerikanischen Bürgerkrieg – da wurde der inzwischen 14-Jährige gebeten, im Mai 2006 auf einem Rockfestival in Atlanta zu sprechen.
„Ich stand da, sehr nervös, hatte noch nie vor 70.000 Leuten gestanden, aber dann dachte ich: Du kannst buchstäblich die Stimme derer sein, die nie gehört werden. Sprich für die Unsichtbaren dieser Welt! Das hat mir meine Mutter immer gesagt, obwohl sie mich da nicht reindrängt, es ist meine eigene Entscheidung.“
Darauf legt er wert: Kein Musterknabe und kein Muttersöhnchen zu sein. Aber Zachs Eltern konnten eh nicht ermessen, was es ihrem Sohn bedeutete, dass Jon Foreman, Sänger der Band „Switchfoot“, hinter der Bühne zu ihm kam und anbot, seine Prominenz in den Dienst der Sache zu stellen. Für Mrs Penny Hunter und ihren Mann Greg hätte z.B. Paul McCartney oder Mick Jagger eine vergleichbare Wirkung gehabt.
„Als der Kinofilm Amazing Grace rauskam, über das Leben des britischen Sklaverei-Gegners William Wilberforce, da sammelten wir Unterschriften für eine Petition, die der UNO und der US-Regierung überreicht wurde, in der stand, dass moderne Sklaverei geächtet und beendet werden sollte.“
Es waren 1,5 Millionen. 1,5 Millionen Unterschriften, die am 13. Februar 2008 von Vertretern mehrerer Menschenrechtsorganisationen dem UNO-Hochkommissar für Verbrechensbekämpfung in Wien überreicht wurden. Natürlich haben die nicht allein Zach Hunter und „Switchfoot“-Sänger Jon Foreman zusammen getrommelt. Aber ein Zeichen gesetzt, dass die Aktion „LC 2 LC“ praktische Hilfe leisten und politischen Einfluss nehmen kann – das haben sie allemal.
Als ich den heute 16-jährigen Schüler aus einem Provinznest in Georgia frage, warum er sich gegen Kinderarbeit, Schuldknechtschaft und Zwangsprostitution einsetzt, da fingert der bekennende junge Christ einen Zettel aus seinem Kapuzen-Sweatshirt:
„Ein deutscher Pastor namens Martin Niemöller, der unter Hitler ins KZ gesperrt worden war, schrieb nach seiner Entlassung: Als sie die Kommunisten holten, schwieg ich. Ich war ja kein Kommunist. Als sie die Juden holten, schwieg ich. Ich war ja kein Jude. Dann holten sie die Katholiken und ich tat nichts dagegen, ich bin ja evangelisch. Dann holten sie mich. Und es war keiner mehr da, der dagegen aufstehen und für mich sprechen konnte.“