London

Angelina Jolie eröffnet Gipfel gegen sexuelle Gewalt

Die Schauspielerin und UNO-Sonderbotschafterin Angelina Jolie.
"Vergewaltigungen sind eine Kriegswaffe gegen Zivilisten", kritisiert die Schauspielerin und UNO-Sonderbotschafterin Angelina Jolie auf dem Londoner Gipfel gegen sexuelle Gewalt in Konflikten. © picture alliance / dpa
12.06.2014
150 Millionen Frauen und Mädchen und 70 Millionen Männer und Jungen werden laut UNO jährlich in Kriegen vergewaltigt. In London findet nun ein Gipfel gegen die sexuelle Gewalt in Konflikten statt - initiiert von dem britischen Außenministers William Hague und der Hollywood-Schauspielerin und UNO-Sonderbotschafterin Angelina Jolie.
Es ist still hier im Silent Cinema. Es sind meist junge Frauen, die sich auf den dutzenden Sitzsäcken niedergelassen haben und auf drei Leinwände über ihnen starren. Einige Augen sind feucht. Auf jeder Leinwand läuft ein anderer preisgekrönter Film, eine andere Dokumentation über Kriegsvergewaltigungen – in Bosnien, in Ruanda, im Kongo, im Sudan. Die Zuschauer können switchen, wenn es zu hart wird. Der Ton kommt aus den verteilten Funkkopfhörern.
Laut UNO werden jährlich 150 Millionen Frauen und Mädchen und 70 Millionen Männer und Jungen in Konflikten vergewaltigt, allein im Bosnien-Krieg bis zu 50.000 Frauen – nur wenige Dutzend Täter wurden verurteilt. Im Jahr 2000 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat einstimmig die Resolution 1325, mit der Konfliktparteien aufgefordert werden, Frauenrechte zu achten.
Was hat diese Resolution überhaupt gebracht? Das ist das Thema einer Pseudo-Gerichtsverhandlung auf der Performance-Bühne neben dem Silent Cinema. Eine Vorsitzende Richterin, drei Ankläger, drei Verteidiger und vier Zeugen sind aufgeboten – entscheiden wird als Jury das vielhundertköpfige Publikum.
50.000 Frauen allein im Bosnien-Krieg vergewaltigt
Es ist ein außergewöhnlicher Gipfel – weltweit beachtet mit vernetzten Aktionen und gedacht auch für normale Bürger, denen Theater, Filme, Infos, Kunstaktionen, ein Verkaufsmarkt, Debatten und Vorträge geboten werden – insgesamt 150 Veranstaltungen. Initiiert wurde der Gipfel von Angelina Jolie und Außenminister William Hague, die ihn unter unter großem Beifall eröffnen:
"Wir glauben, dass die Zeit gekommen ist, ein für allemal Schluss zu machen mit den Vergewaltigungen im Krieg und wir glauben, dass es gelingen kann."
"Es ist ein Mythos, dass Vergewaltigung ein unausweichlicher Teil von Konflikten ist; es ist eine Kriegswaffe gegen Zivilisten, die nichts mit Sex zu tun hat, sondern nur mit Macht. Gedacht, um Unschuldige und oft junge Kinder zu foltern und zu demütigen. Wir müssen eine Botschaft um die Welt schicken, dass es keine Schande ist sexuelle Gewalt zu überleben, sondern dass die Schande allein beim Täter liegt."
Jolie and Hague haben es geschafft, tausend Regierungsvertreter, hunderte NGOs, Nobelpreisträger, Überlebende und Opfer wie Polene Akello in London zu versammeln. Sie ist als 14-Jährige aus ihrem Dorf in Uganda entführt und einem doppelt so alten Rebellen aus der Armee des flüchtigen Kriegsverbrechers Joseph Kony geschenkt worden.
"Er nahm mir meine Jungfräulichkeit als ich noch so jung war. Ich wurde schwanger und verlor mein Baby. Mir war verboten zu weinen. Wenn Du weinst, dann töten sie dich."
"Sexuelle Gewalt zu überleben ist keine Schande"
Es sind solche Schicksale, die die Bürger berühren. Auffallend viele Studenten und Schüler sind gekommen – so wie die 14-jährigen Shany und Louise aus der Nordlondoner Highlands-School:
"Wir sind hier, um den Gipfel zu erleben, um verschiedene Meinungen zu hören, wie man sexuelle Gewalt in Konflikten bekämpft."
"Das ist was, was mich persönlich sehr interessiert, weil man da sowenig drüber hört. Man muss jüngere Leute besser erziehen, vor allem die männlichen, damit die wissen, das ist falsch und wie man leidet, wenn es geschieht."
Im Diskussionsraum 1 erzählt Wanjala Wafula, wie er genau das in Kenia macht: Jungen zu einer anderen Art Männlichkeit zu erziehen, auf eine neue Generation zu setzen. Wafula gründete die Initiative coexist, nachdem seine Schwester in Nairobi entführt und vergewaltigt worden war.
"Die Welt ist der Probleme überdrüssig, die von miesen Männern, die übel aufgewachsen sind, verursacht wurden, miese Männer, die Mädchen missbrauchen und Frauen schlagen. Es ist der Mann, der Konflikte beginnt, und es ist der Mann, der gestoppt werden muss. Wenn wir nicht die Mentalität der Männer ändern, werden wir nicht die Probleme der Welt lösen."
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