Lojze Wieser

Der literarische Feinschmecker

"Nur so fressen mir die Leute aus der Hand". Verleger Lojze Wieser verteilt Schinken vom slowenischen Ochsen.
"Nur so fressen mir die Leute aus der Hand". Verleger Lojze Wieser verteilt Schinken vom slowenischen Ochsen. © Deutschlandradio / Andreas Buron
Katrin Heise im Gespräch mit dem Verleger Lojze Wieser · 24.07.2017
Die sprachliche und literarische Vielfalt Europas begleitet Lojze Wieser schon sein ganzes Leben. Geboren im Österreich der Nachkriegszeit in eine Familie der slowenisch-sprachigen Minderheit, kam er schon früh mit Büchern in Kontakt.
"Ich hatte tatsächlich eine wunderbare Kindheit, was Bücher anbelangt, meine Eltern waren bei einem Buchclub, und zu Weihnachten ist immer ein Herr ins Haus gekommen, der hatte für uns Kinder damals relativ große Kiste gebracht mit schönen Büchern, die mein Vater als Vertrauensmann dieses Buchclubs im Dorf dann angeboten hat. Und die ganzen Nachbarn bzw. Nachbarinnen sind gekommen, und haben natürlich in der letzten Sekunden noch fehlende Weihnachtsgeschenke geholt. Für mich war es aber ein Paradies, weil in den Wochen davor konnte ich in jedem dieser Bücher hineinschauen, und stöbern. Ich habe mich auf unserem Diwan zurückgezogen, der relativ hoch war und konnte dann schmökern."
Als Verleger reiste der heute 63-Jährige später durch Südosteuropa und eröffnete der deutschsprachigen Leserschaft eine Welt von Autoren, die bis dahin nicht ins Deutsche übersetzt waren. Während der Balkankriege half Lojze Wieser Autoren ins Exil, organisierte Lesungen und setzt sich bis heute für ein friedliches, vielstimmiges Miteinander ein, das die Eigenheiten bewahrt.
"Es hat viele Diskussionen gegeben, ein Beispiel 1991 auf der Frankfurter Buchmesse, haben die Autoren aus den verschiedenen sprachlichen Regionen miteinander noch diskutiert. 1992 wollten einige nicht nur auf das Podium, einige haben noch miteinander diskutiert. 1993 war das faktisch nicht mehr möglich… Für mich war das eine unwahrscheinlich traurige Situation. Es hat Autoren gegeben, die zum Apoloteten des kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman geworden sind. Es haben Autoren gegeben, die vor allem in einen Krieg gezogen sind, der auf keiner Seite eine Gerechtigkeit hatte oder zu Propagandisten oder Theoretikern auch diese Rechtfertigungen geworden sind."
Aber auch die kulinarische Vielfalt seiner europäischen Heimat liegt dem umtriebigen Verleger am Herzen: In seinen poetischen Reiseberichten geht der Gastrosoph den geschmacklichen Feinheiten und Nuancen verschiedenster europäischer Regionen nach. In diesem Jahr feiert der in Klagenfurt ansässige Verlag Wieser sein 30-jähriges Jubiläum.
Warum er einst der meistgefährdete Mensch in Österreich war, wieso er seiner Großmutter ein Denkmal setzen wollte und was für ihn ein gutes Buch ausmacht – darüber unterhielt sich Katrin Heise mit Lojze Wieser.
Der österreichische Autor und Verleger Lojze Wieser zu Gast bei Deutschlandfunk Kultur.
Der österreichische Autor und Verleger Lojze Wieser zu Gast bei Deutschlandfunk Kultur.© Deutschlandradio – Laura Lucas