"Löwenkäfig"

Der Film "Löwenkäfig" erzählt von der Emanzipation einer jungen Frau vor der ungewöhnlichen Kulisse eines Gefängnisses in Argentinien. Als sie unter Mordverdacht inhaftiert wird, ist sie im dritten Monat schwanger. "Löwenkäfig" wurde 2008 im Wettbewerb in Cannes gezeigt.
Argentinien/Südkorea/Brasilien 2008, Regie: Pablo Trapero, Darsteller: Martina Gusman, Elli Medeiros, Rodrigo Santoro, Laura Garcia, 113 Minuten, ab 12 Jahre

Der argentinische Film "Löwenkäfig" hat im Vorspann noch ein fröhliches Kinderlied, in dem Kinder aufzählen, wie sie gern leben möchten. Dann die erste Szene: eine junge Frau wacht aus komatösem Schlaf auf, geht zur Arbeit in die Bibliothek, als sie nach Hause kommt, der Schock: zwei Männer liegen in ihrem Blut, sie weiß nicht, ob sie zugestochen und einen von ihnen umgebracht hat, als man sie in Handschellen abführt.

Jahrelang werden sich Anhörungen, Gegenaussagen des überlebenden Freundes hinziehen, diese Jahre sitzt Julia Sarate im "Löwenkäfig", einem Frauengefängnis am Rande von Buenos Aires, wo die Dreharbeiten auch stattfanden, mit realen Wärtern und Mitgefangenen und mit einer großartigen Martina Gusman, die im dritten Monat schwanger ist, als sie zum ersten Mal durch die Gittergänge mit dem Stacheldrahtverhau in ihren Zellenblock geführt wird.

"Löwenkäfig" ist ein Gefängnisfilm, wenn auch ein besonderer. Er erspart uns nicht die drastischen Szenen von prügelnden Frauen und sexueller Gewalt, was so eine wie Julia nur überlebt, wenn sie sich letztlich doch eine schützende Familie zulegt – für sie ist es Marta, die stolze Bäuerin, die die Hyänen im Zaun hält und neben ihren beiden Kindern auch Julias Kind Thomas mit aufzieht.

Regisseur Pablo Trapero malt kein dunkelschwarzes Tableau. Wenn die Frauen morgens stolz zur Kinderwagenparade durch den Löwenkäfig antreten, dann glitzert die Sonne über den Metallkäfigen und eine kraftvolle rhythmische Musik begleitet sie in den Kindergarten. Ebenso wie Julia akzeptieren wir, dass die Kinder selbst an solchem Ort ein Quell der Freude und der Solidarität, einfach der Sinn des Lebens werden können.

Über die Hälfte aller inhaftierten Frauen und ihre Kinder leben jahrelang in diesem "Löwenkäfig" ohne gültiges Urteil. Doch darin liegt nicht die Dramatik des Filmes. Außer Julias Fall wird uns kein anderer erzählt, dafür die Emanzipation einer jungen Frau, die mit Thomas an ihrer Seite nicht mehr allein ist.

Doch was macht ein Regisseur mit so viel Verzweiflung und Fatalismus in den wirklichen Lebensgeschichten? Denn die Kinder werden den Müttern genommen - hier ist es die Großmutter, sonst das Jugendamt - wenn sie vier Jahre alt sind. Pablo Trapero gestattet uns Hoffnung, dass es ein Entrinnen gibt. Er beruft sich nicht auf Gerechtigkeit, er verlässt sich nicht aufs Mitfühlen, sondern auf eine starke Geschichte und eine grandiose Hauptdarstellerin. Der Film kommt aus dem 2008er Wettbewerb von Cannes in die deutschen Kinos.

Filmhomepage "Löwenkäfig"