Lob und Tadel der Sprachnachricht

Wann sich eine gesprochene Nachricht am besten eignet

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Die Menge der telefonierten Minuten nimmt ab, die der versendeten Sprachnachrichten tendenziell zu © imago stock&people
Katharina König im Gespräch mit Max Oppel · 27.11.2018
Die Sprachnachricht spaltet die Gesellschaft. Jüngere nutzen sie, Ältere mögen sie nicht. Die Linguistin Katharina König sagt: Für bestimmte Botschaften ist die Sprachnachricht besonders geeignet.
Einfach nur zur sagen: "Sprachnachrichten werden immer beliebter!" ist für die Linguistin Katharina König, die an der Universität Münster tätig ist, zu einfach. Und auch die schlichte Ablehnung dieses neuen Kommunikationsweges sei ebenfalls kaum angebracht, sagt König im Deutschlandfunk Kultur.

"Sprachnachrichten - das ist eine Ergänzung zu dem, was WhatsApp, Messenger und Co. bislang geboten haben", sagt sie. Für bestimmte Botschaften eigneten sich Sprachnachrichten besonders gut, andere dagegen sollten besser eher mit Textnachrichten oder Anfrufen gemacht werden, fasst Katharina König ihre Erkenntnisse zusammen.
Für das Versenden solch einer Sprachnachricht nimmt man zunächst mit Hilfe eines kleinen Programms auf dem Handy – mit einer App – ein Audio auf und schickt dieses dann an den Empfänger, der sich das Audio zu einer beliebigen Zeit anhören kann.

Die Sprachnachricht eröffnet verschiedene Wege zu reagieren

Die Wissenschaftlerin betont, dass sie die Nutzung von Sprachnachrichten bislang ausschließlich empirisch untersucht habe. So habe sie Nutzer angesprochen und sie dann über Sprachnachrichten befragt. Die freiwillige Antwortoption für die von ihr Befragten allerdings sorge auch für eine gewisse Tendenz ihrer Erkenntnisse, dass also eher Menschen mit ihr über ihre Haltung zu Sprachnachrichten gesprochen hätten, die Sprachnachrichten auch nutzten.
Sprachnachrichten als Kommunikatonsmittel einfach nur abzulehnen, helfe nicht, sagt Katharina König. Schließlich sei die Sprachnachricht nun einmal da und ihre Nutzung nehme zu: "Die Telefonzahlen, die Minuten, die wir tatsächlich telefonieren, die gehen zurück. Sprachnachrichten haben nun den unglaublichen Vorteil, dass ich etwas einsprechen kann, ohne dass ich mein Gegenüber darauf verpflichte, jetzt genau in diesem Moment eben auch da zu sein. Und das Gegenüber kann es sich dann selbst überlegen: 'Wann kann ich überhaupt diese Sprachnachrichten anhören, wann ist ein passender Moment?"

Sprachnachrichten werden mehr, weil sie auch billiger werden

Befördert werde die Nutzung von Sprachnachrichten, weil ihre Verwendung für meisten keine zusätzliche finanzielle Belastung bedeute: "Es geht mit dem Ausbau vom mobilen Internet alles ein bisschen besser. Wir müssen nicht mehr so stark Rücksicht nehmen auf das Datenvolumen und es gibt viele freie W-Lan-Möglichkeiten." All dies fördere die Beliebtheit der Sprachnachricht.
Und Katharina Köng versucht auch, die Menschen für die kleinen und großen Momente der Sprachnachricht zu begeistern, die immer dann seien, wenn Mensch spontan etws wiedergäben, dass ihnen gerade passiert sei und bei ihnen nun besondere Gefühle ausgelöst habe: "Da kann man feststellen, wenn einem etwas besonders peinlich ist und man das erzählt, dass das wirklich oft wunderschön gestaltete Erzählungen sind mit einem Spannungsbogen, wo zum Ende hin vielleicht die Pointe kommt."
Die taz-Kolumnistin Sarah Tomsic hatte sich in einer Kolumne sehr deutlich gegen die Sprachnachricht ausgesprochen und das Nutzen von solchen aufgenommenen Sprachbotschaften als "Ausgeburt des Egoismus" bezeichnet, weil hier die Zeit des Empfängers verschwendet werde, schließlich könne er nicht intervenieren wie in einem normalen Gespräch, wenn ihm der Versender der Sprachbotschaft nur "ellenlanges Rumgelaber ohne Sinn und Verstand" biete.
(str)
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