Lob des Überflüssigen

Kunst ist kein Luxus

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Ein Bild des französischen Impressionisten Pierre-Auguste Renoir
"Es ist keine Schande, wenn man ein Kunstwerk einfach schön findet", meint Daniela Strigl. Hier: Ein Bild des französischen Impressionisten Pierre-Auguste Renoir. © dpa / picture alliance / Michael Reynolds
Daniela Strigl im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 27.03.2019
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Der Wert der Kunst hat nichts mit ihrem Preis zu tun: Die Publizistin Daniela Strigl sagt, ohne vermeintlich Überflüssiges würden die Menschen unglücklich. Ein Kunstwerk könne aus der "alltäglichen Misere" heraushelfen.
Meist hat nur das einen Wert, was auch einen Preis hat. Doch wie ist es mit der Kunst? Uns werde eingeredet, "dass Kunst und Philosophie und diese Dinge, die nicht unbedingt zum Leben notwendig sind, eine Art Luxus darstellen", meint Daniela Strigl.
"Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Quote die Wertigkeit bestimmt, also die Menge und nicht die Qualität", so die Publizistin und Literaturkritikerin im Deutschlandfunk Kultur. Dagegen müsse man protestieren.
"Das Überflüssige" sei nicht nur für sie selbst, sondern auch für die Gesellschaft wichtig, sagt Strigl, die an der Universität Wien Literatur lehrt: "Wenn Menschen diese Dinge, die nicht direkt zum Überleben notwendig sind, nicht haben, sind sie unglücklich."
Der Wert der Literatur zum Beispiel bestehe darin, dass man die Gesellschaft mit einem "schärferen Blick" sehe und sich selbst besser kennen lerne.

In der Kunst steckt Schönheit

"Letztlich ist es auch die Schönheit - ein Wort, das heute vielleicht verpönt ist. Aber in der Kunst steckt auch Schönheit. Und es ist keine Schande, wenn man ein Kunstwerk einfach schön findet und sich daran erfreut und aus der alltäglichen Misere auch einmal herauskommt durch Kunst."
Kunst, so Strigl, existiere unabhängig von guten oder schlechten Bedingungen:
"Aber warum sollte man sie nicht besser machen? Warum sollte man nicht der Kunst einen Vorrang einräumen? Ich glaube nicht, dass die Gesellschaft ärmer wird. Die Gesellschaft ist reich, sie kann sich das leisten, und sie könnte anerkennen, dass das ein vordringliches Bedürfnis der Menschen ist."
(bth)
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