Live aus der Philharmonie Berlin

Aufgewühlte Gedanken. Hinweg!

Die Geigerin Carolin Widmann
Carolin Widmann ist zu Gast beim Rundfunk Sinfonieorchester Berlin © Carolin Widmann / Lennard Ruehle
Moderation: Stefan Lang · 08.11.2018
Das Violinkonzert von Schumann blieb lange unter Verschluss. Nun gilt es als eines seiner interessantesten Werke. Aribert Reimann bezieht sich in "Sieben Fragmente" auf den Romantiker. Anschließend Beethovens hoffnungsstrahlende, zweite Sinfonie.
Deutschlandfunk Kultur ist mit dem Übertragungswagen live dabei, wenn das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Dima Slobodeniuk spielt.

Fragmente aus dem "Geister"-Thema

Aribert Reimann besitzt sein 1988 die Krankenakte von Robert Schumann. Seitdem setzt sich Reimann für den Abbau von Hysterie um Schumanns Ende in dem Krankenhaus in Endenich ein. Kurz bevor Schumann hier her kam, arbeitete er an einem Variationszyklus für Klavier. Das Thema dazu habe Schumann "von Engeln Schuberts und Mendelssohn" empfangen, inmitten quälender Geräusche, unter denen er entsetzlich litt.
Der Komponist, Pianist und Musikwissenschaftler Aribert Reimann in seiner Wohnung in Berlin-Charlottenburg (fotografiert am 26.02.2016).
Der Komponist, Pianist und Musikwissenschaftler Aribert Reimann in seiner Wohnung in Berlin-Charlottenburg (fotografiert am 26.02.2016).© picture alliance / dpa / Jens Kalaene
Mit dieser Musik setzte sich Aribert Reimann auseinander und stellte fest, dass das "Geister"-Thema mit dem Gesang der Solovioline im langsamen Satz des Violinkonzertes eng verwandt ist.
Im Gespräch: Aribert Reimann mit Stefan Lang:

Höchst interessant

Als Clara am 7. Oktober 1853 in ihr Tagebuch über Robert Schumanns zuletzt beendetes Werk schrieb, wählte sie für die Beschreibung die Worte "höchst interessant". Dabei war das Konzert unter den Freunden Johannes Brahms und dem Geiger Joseph Joachim sehr umstritten. Sie sprachen von "Unspielbarkeit" und von "Spuren geistiger Zerrüttung".
Joachims Sohn verkaufte 1907 das Autograf an die Preußische Staatsbibliothek, allerdings mit der Auflage, das Konzert 100 Jahre lang nicht zu veröffentlichen.
Robert Schumann auf einer zeitgenössischen Darstellung
Robert Schumann auf einer zeitgenössischen Darstellung.© picture alliance / dpa / Ullstein
Noch Schumanns jüngste Tochter Eugenie wehrte sich als Greisin gegen die Publikation, die 1937 möglich wurde, weil die Nationalsozialisten einen "arischen" Ersatz für das Violinkonzert von Felix Mendelssohn brauchten. Nach dem Krieg haben berühmte Geiger den Wert des Werkes erkannt und in ihr Repertoire aufgenommen, so auch Carolin Widmann.
Warum Carolin Widmann das Konzert am Herzen liegt, berichtet sie im Gespräch mit Stefan Lang:

Mit der Kraft der Zauberflöte

D-Dur ist eine der strahlendsten Tonarten. Diese wählte Beethoven für seine 2. Sinfonie. Sie ist ganz von Mozart beeinflusst. Beethoven lebte auch gerade ganz in der Aura seines großen Vorbildes: Er hatte sich bei Mozarts Theaterfreund Emanuel Schikaneder eingemietet, direkt im Gebäudekomplex um das Theater an der Wien. Hier fand Dank Schikaneder auch Beethovens erste Akademie statt, bei der das neue Werk uraufgeführt wurde. Man hört, dass Beethoven vom Zauberflöten-Fieber angesteckt war.
Blick auf das Papagenotor am Theater an der Wien.
Hier gingen Mozart, Schikaneder (der erste Papageno) und auch Beethoven ein und aus: Theater an der Wien.© Theater an der Wien / Peter M. Mayr
Man könnte jeden Satz einzelnen Figuren der Zauberflöte zuordnen. Das Scherzo gehört dabei dem naturnahen Paar Papageno und Papagena. Im Finale scheint fröhlich lachend das Theater ausgefegt zu werden.
In einer Probenpause sprach Stefan Lang vorab mit dem Dirigenten Dima Slobodeniouk über seinen Werdegang:

Live aus der Philharmonie Berlin
Aribert Reimann
"Sieben Fragmente" für Orchester in memoriam Robert Schumann

Robert Schumann
Konzert für Violine und Orchester d-Moll

--Pause--

Ludwig van Beethoven

Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36

Carolin Widmann, Violine
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Dima Slobodeniouk

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