Live aus dem Tiger Gesundheitszentrum in Zarrentin

10.06.2009
Das idyllische Städtchen Zarrentin, 50 Kilometer östlich von Hamburg und 30 Kilometer westlich von Schwerin am Südufer des Schaalsees, dem tiefsten See Norddeutschlands gelegen, hat 4500 Einwohner und gehört zu den ältesten Orten der Region Mecklenburg: Die erste urkundliche Erwähnung stammt von 1194.
Ursprünglich war der Ort im heutigen Mecklenburg-Vorpommern eine slawische Siedlung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Zarrentin Grenzstadt - die Grenze verlief durch den See -, lag im Sperrgebiet der ehemaligen DDR und konnte sich nicht weiterentwickeln. Neben der fehlenden wirtschaftlichen Entwicklung hatte auch der Tourismus bis zur Grenzöffnung keine Bedeutung. Erst die Wiedervereinigung bewirkte einen Entwicklungsschub. Das von der letzten DDR-Regierung beschlossene Großschutzgebiet "Naturpark Schaalsee" bildete die Grundlage, dass Zarrentin mit seinen nahezu unberührten Naturgebieten am Schaalsee zu einem attraktiven Naherholungsgebiet wurde, insbesondere der See lockte viele Besucher zum Baden. Im Jahr 2000 wurde das Gebiet von der UNESCO als eines von 13 deutschen Biosphärenreservaten anerkannt. Biosphärenreservate sind großräumige Schutzgebiete, die aus repräsentativen Ausschnitten von Natur- und Kulturlandschaften bestehen. In den deutschen Biosphärenreservaten werden beispielhafte Konzepte zu Schutz, Pflege und Entwicklung des Gebiets gemäß UNESCO-Standards erarbeitet und umgesetzt. Große Teile der Region sind ein wahres Vogelparadies und auch die Pflanzenwelt ist kostbar: auf 309 Quadratkilometern finden Seeadler, Eisvögel, Weißstörche, Kraniche und Fischotter ihren Lebensraum. Über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt sind die Schaalsee-Edelmaränen aus dem 72 Meter tiefen Klarwassersee. Die Maränen finden sich auch im Wappen der Stadt wieder. Das Reservat ist Anziehungspunkt für weit mehr als 100.000 Besucher jährlich.

Trotzdem: wenn man jetzt im Sommer durch Zarrentin läuft, sind die Straßen meist leer und in den Läden und Service-Einrichtungen wünscht man sich durchaus mehr Touristen. So wie zum Beispiel im Tiger Gesundheitszentrum in der Möllnschen Straße 3. Der schicke Backsteinbau beherbergt eine Physiotherapie-Praxis mit zusätzlichem umfangreichen Präventionsangebot für Kinder und Erwachsene, u.a. Rückenschule, Thai Chi, Pilates, autogenes Training, Muskelentspannung nach Jacobson, Nordic Walking, Seniorengymnastik sowie auch Wellness Massagen von Hot Stone über Aromaöl- und Fußreflexzonenmassagen bis zu Anwendungen mit original Rügener Kreide. Außerdem präsentiert das Gesundheitszentrum auch eine Weltneuheit, den Vacu Walk Med, die sogenannte Stoffwechselbombe, bei der der Kunde ab der Hüfte in einer großen geschlossenen Kunststoffkapsel auf einem Laufband bei Unterdruck eine halbe Stunde läuft und dabei – langfristig – 1-3 Kleidergrößen verlieren kann. Und das Ganze angeblich auch ohne Mühe und Schweiß. 24 Anwendungen drei Mal pro Woche kosten 355 Euro. Derzeit läuft ein Umfangreduzierungsgewinnspiel unter 18 Teilnehmern. Wer am meisten abnimmt, bekommt das komplette Kursgeld zurück. Das Publikum ist gemischt, meist aus Zarrentin und Umgebung, im Alter von 3 – 80 Jahren, 80 Prozent kommen auf Krankenschein, auch wenn der Anteil an Selbstzahlern zunimmt, weil die Ärzte nicht mehr so viel verordnen. Ein Stunde Hot Stone Massage kostet 60 Euro, eine Stunde Fußreflexzonenmassage 35 Euro. Die Chefin, Physiotherapeutin Tabea Hempfling, geht auch in Schulen und Kindergärten, um dort Rückenschule und autogenes Training zu unterrichten. Schon den ganz Kleinen bringt sie Stressmanagement und Entspannungstraining bei. Sie hat acht Mitarbeiter, die teils angestellt und teils freiberuflich für sie arbeiten, im Moment alles Frauen, auch wenn Männer erwünscht wären. Neben der Arbeit im Gesundheitszentrum gehen sie in Heime und Rehazentren in Zarrentin und Mölln um dort physiotherapeutisch zu arbeiten. Tabea Hempfling ist nach eigenen Angaben eine "echte Mecklenburgerin", 37 Jahre alt, hat einen Sohn und stammt aus Güstrow. Sie hat ursprünglich in der Landwirtschaft gelernt und wollte Tierärztin werden, aber mit dem Mauerfall kam alles anders. Von 1990 – 93 machte sie eine Ausbildung zur Physiotherapeutin, arbeitete zunächst als Angestellte in Güstrow und machte sich dann 1997 in Zarrentin selbständig. Das war am Anfang nicht einfach, weil in dem ehemaligen Sperrgebiet alle untereinander verwandt und verschwägert waren: "Hier kannte jeder jeden und ich war fremd" sagt die energische Frau mit den kurzen blonden Haaren heute. Doch sie boxte sich durch und jetzt läuft der Laden, pro Tag therapieren Tabea Hempfling und ihr Team 60-80 Patienten, 2008 hatten sie 1500 Kassenpatienten. Sie weiß aber auch, dass man damit zumindest in Zarrentin nicht das große Geld verdienen kann: die Gehälter liegen immer noch 30 Prouent unter Westniveau. Auf jeden Fall hat sie den Wellness-Bereich weiter ausgebaut, auch wenn hier noch die zahlreiche Kundschaft fehlt. Ihre Behandlungsräume haben so wie das Tiger Gesundheitszentrum selbst auch alle Tiernamen, in Erinnerung an den früheren Berufswunsch der Fast-Tierärztin: der Fußpflegeraum heißt Tausendfüssler, der Wellnessbereich Siebenschläfer, außerdem gibt es Fuchs, Ente, Maus und Blaubär.

Links:
Tagebucheintrag Zarrentin
www.gesundheitszentrum-zarrentin.de
www.amt-zarrentin.de
www.schaalsee.de
www.biosphaere-schaalsee.de