Live aus dem Konzerthaus

Raus in den Frühling

Schwäne, Markarfljót, Süd-Island.
Die Rufe von Schwänen sind Teil des Werkes von Rautavaara © Gabi Schaffner
Moderation: Stefan Lang · 22.02.2019
Die Tage werden wieder länger und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin bietet ein Programm, das wieder Lust auf "draußen" macht. Rautavaaras Werk ist grandios den Vogelstimmen abgelauscht und Strauss nimmt uns mit in die Berge. Der Frühling kann kommen.
Dieses Konzert ist ganz der Natur gewidmet und Deutschlandfunk Kultur ist im Konzerthaus live dabei, wenn das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin spielt: zunächst Einojuhani Rautavaaras "Cantus Arcticus". Dieses Werk des Finnen ist extrem atmosphärisch. Rautavaaras war ein Kompositions-Experimentator, der sich in seinem Leben mit vielen Stilen und Kompositionstechniken auseinander gesetzt hat.

Dem Schwan und den Kranichen abgelauscht

Rautavaaras probierte sich in postmoderner und Zwölfton-Musik. Er konnte im Stile Rachmaninovs komponieren oder experimentierte, wie in diesem Werk mit der Symbiose von originalen Naturlauten und dem Klang der Instrumente, die mal solistisch hervortreten und mal im breiten Orchesterklang mit den Vogelstimmen korrespondieren.
Der Komponist sitzt an seinem Flügel und lacht in die Kamera.
Einojuhani Rautavaara galt Zeit seines Lebens als wichtigster zeitgenössischer Komponist Finnlands.© Ari Korkala / Music Finland
Manchmal schweigt sogar das Orchester um dem Ruf, vor allem der Schwäne, Platz zu machen, um sich dann wieder mit den Naturlauten zu vereinen. "Wenn die Musik im Orchester gipfelt, gehen die Rufe der Schwäne in unglaubliche Glissandi über – mein Gefühl war, dass sie geradewegs in die brennende Sonne flögen.", so der Komponist persönlich über sein Werk.

Mozarts Glanzkonzert

Im Anschluss präsentiert der Norwegische Pianist in seinem Debut beim Orchester das reich orchestrierte Klavierkonzert Nr. 21. Es entstand 1785, in einer Zeit, als sein Stern in Wien weit strahlte. In dieser Zeit bewohnte Mozart die mehr als luxuriöse Wohnung, die man heute im Mozart-Haus in Wien besichtigen kann. Er leistete sich Dienerschaft und Kutsche - alles war auf Glanz und Pracht eingestellt - und auch sein Klavierkonzert in C-Dur hat dieses Glänzen. Am bekanntesten ist daraus der berückend schöne zweite Satz des Konzertes, das Andante. Es ermöglicht jedem Pianisten eine Sternstunde. Für sich und für das Publikum.

Unterwegs

Für Valdimir Jurowski ist das zentrale Werk des Abends die "Alpensinfonie" von Richard Strauss. In 20 Episoden wird darin musikalisch erzählt, wie die Sonne aufgeht, wie der Weg zu den Bergen begonnen wird, wie ein Unwetter über den Wanderer hereinbricht und wie die Sonne wieder untergeht. Der Dirigent betont, dass hinter diesem programmatischen Wanderschafts-Verlauf die Allegorie des Lebens zu sehen ist. "Alles beginnt und endet im Dunkel. Und dazwischen liegt das menschliche Leben."
Porträt des Dirigenten
Vladimir Jurowski, Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin© Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin / Simon Pauly
Jurowski gibt in einem Interview zu dem Konzert zu, dass er kein großer Fan von Programmmusik sei, gerade bei Strauss gäbe es Werke, die ihn durch den großen Naturalismus eher verstören würden. "Aber hier gibt es eine spannende Gratwanderung zwischen Tonmalerei und dem Symbolismus. Es ergibt einen absolut allumfassenden Blick auf die menschlichen Innenräume. Außerdem sei es eines der brillantesten Orchesterwerke des 20. Jahrhunderts überhaupt, so die Einschätzung von Jurowski: "Es ist das wahrscheinlich Prächtigste der Orchesterwerke." Denn die Orchesterbesetzung ist riesig; Windmaschine inklusive. (CdR)
Dirigenten Vladimir JurowskAdrian Jones
Audio Player

Live aus dem Konzerthaus Berlin
Einojuhani Rautavaara
"Cantus Arcticus", Konzert für Vogelstimmen und Orchester op. 61
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Klavier und Orchester C-Dur KV 467
Richard Strauss
"Eine Alpensinfonie" op. 64
Mehr zum Thema