Live aus dem Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin
Bohuslav Martinů
Cinq pièces brèves für Klaviertrio Nr. 2
Dmitrij Schostakowitsch
Klaviertrio Nr. 2 op. 67
Ewa Fabiańska-Jelińska
"Menojre" für Violoncello solo
Antonín Dvořák
Klaviertrio Nr. 4 e-Moll "Dumky Trio" (Ausschnitte)
Johann Sebastian Bach
Sarabande aus der Suite für Violoncello solo Nr. 5 c-Moll BWV 1011
Texte von Erich Kästner, Toni Lessler, Bertolt Brecht, Friedrich Reck, Mascha Kaléko u.a.,
Berichte von Zeitzeugen, Fernschreiben des Geheimen Staatspolizeiamtes, die Geschichte des Lampedusa-Flüchtlings Bashir Zakaryau mit einem Nachruf von Jenny Erpenbeck
Therese Affolter, Sprecherin
Gerd Wameling, Sprecher
Berlin Piano Trio:
Krzysztof Polonek, Violine
Katarzyna Polonek, Violoncello
Marcin Sikorski, Klavier
Splitter in der Nacht

"Auf beiden Straßenseiten standen Männer und schlugen mit Eisenstangen Schaufenster ein. Überall krachte und splitterte Glas", beobachtete Erich Kästner heute vor 80 Jahren. An diese Terrornacht erinnert ein besonderes Konzert mit Musik und Texten.
Heute, am 9. November 2018, wird an die Terrornacht gedacht, die 80 Jahre zuvor tobte. Dabei werden Erinnerungen von Zeitzeugen zu hören sein und historische Dokumente aus dem Jahr 1938 befragt. Darunter auch ein Bericht von Erich Kästner, der damals in der Roscherstraße 16 in Berlin lebte.

Der Schriftsteller Erich Kästner© imago stock&people
"Dreimal ließ ich das Taxi halten. Dreimal wollte ich aussteigen. Dreimal trat ein Kriminalbeamter hinter einem der Bäume hervor und forderte mich energisch auf, im Auto zu bleiben und weiterzufahren. ... Dreimal hieß es barsch: 'Kriminalpolizei'! Dreimal wurde die Wagentür zugeschlagen. Dreimal fuhren wir weiter. Als ich zum vierten Mal halten wollte, weigerte sich der Chauffeur. 'Es hat keinen Zweck', sagte er 'und außerdem ist es Widerstand gegen die Staatsgewalt.'"
Erna Albersheim, Jahrgang 1891
Sie wurde in New York geboren, war das Kind einer Jüdin und eines protestantischen Berliners. In ihrem Beitrag zu einem Wettbewerb der Universität Harvard unter dem Titel "Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933" schilderte sie, wie ihr Geschäft in Frankfurt am Main gestürmt wurde.
"Ein Vertreter des Konsulats, der später kam, sagte, dass kein Foto und keine schriftliche Beschreibung ein Bild von diesem Chaos hätte vermitteln können. Nicht ein Stückchen Glas hatten sie ganz gelassen. Sie hatten alles kaputt gemacht, auch die großen kugelförmigen Leuchten. Kristallflacons steckten in der Holzverkleidung, mit solcher Kraft waren sie geworfen worden. Alles was man auf den ersten Blick sah, waren Holzsplitter, zerbrochenes Glas und ein großes Blutbad. Es schien, als ob sich einer der Rowdys die Adern aufgeschnitten hatte."
Vom Damals zum Jetzt
Schließlich wird ein Bogen zur Flüchtlingskatastrophe in der heutigen Zeit geschlagen. Erinnerungen an heutige Fluchten und Beschreibungen der Lage von Flüchtlingen auf dem Oranienplatz beweisen, dass auch heute Menschen in aussichtslosen Situationen mitten unter uns leben.

Boote - damals wie heute Flüchtlings-Ort. Hier jüdische Flüchtlinge auf einem dänischen Fischerboot im Jahr 1943.© imago / United Archives International
Deutschlandfunk Kultur überträgt die Veranstaltung "Wort und Musik zu Exil und Asyl", die gemeinsam von IPPNW-Concerts und der Stiftung Berliner Philharmoniker organisiert wurde.
Nach dem Konzert sprach Heino Rindler mit Lea Rosh über den "Raum der Namen":