Live aus Ammersee in Dießen
In einer idyllischen Landschaft, 40 Kilometer südwestlich von München im bayerischen Voralpenland liegt das erste von mittlerweile 15 SOS-Kinderdörfern in Deutschland, das SOS-Kinderdorf Ammersee in Dießen, geleitet von dem Psychologen Erich Schöpflin.
Auf einem Areal von 30 000 Quadratmetern findet sich viel Platz für Freizeit und zum Toben, außerdem stehen hier 20 Gebäude mit unterschiedlicher Nutzung, in zehn Häusern wohnen Kinderdorffamilien. 1956 legte der Österreicher Hermann Gmeiner, der "Erfinder" der SOS-Kinderdörfer, den Grundstein und schon 1958 ging es los. Gmeiner ging es hauptsächlich darum, Waisenkindern ein neues Zuhause zu bieten. Kinder, die ihre Eltern im Krieg verloren hatten, sollten durch die SOS-Kinderdorfmutter die Liebe und Geborgenheit erfahren, die nur eine Familie geben kann.
Zitat Gmeiner: "Ich wollte nichts Anderes, als dem entwurzelten Kind jene Welt der Geborgenheit schenken, die es braucht, um gedeihen zu können." Gmeiner wollte keine studierten Erzieherinnen, er wollte Mütter mit Herz, er wollte weg von den damals üblichen riesigen Heimen hin zur individuellen Kindbetreuung. Der SOS-Kinderdorf e.V. ist bis heute ein privates, politisch und konfessionell unabhängiges Sozialwerk. Das SOS-Kinderdorf Ammersee ist eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft von Kindern, Jugendlichen und unterschiedlich ausgebildeten Erwachsenen wie Sozialpädagogen, Heilpädagogen, Verwaltungsfachkräften, Dorfmeister, Zivildienstleistenden, Familienhelferinnen, Werktherapeuten und Erziehern. Derzeit leben hier 59 Kinder, überwiegend aus Süddeutschland, in zehn Familien mit jeweils bis zu sechs Kindern im Alter von zwei bis zwanzig. Es können Kinder bereits ab dem Säuglingsalter aufgenommen werden, meist besuchen sie jedoch bereits den Kindergarten oder gehen zur Schule. Waisen sind keine mehr dabei, es sind durchweg Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen, oft aus Hartz-IV-Familien, oft aus Familien, in denen psychische Erkrankungen oder Drogen und Alkohol eine Rolle spielen. In Zusammenarbeit mit dem Jugendamt wird über die Aufnahme der Kinder entschieden, bei weitem nicht alle Aufnahmewünsche können erfüllt werden: im Jahr 2008 wurden von 109 angefragten Kinder nur 12 aufgenommen. Dabei wird nach dem "Orgelpfeifenprinzip" vorgegangen: möglichst nie zwei Gleichaltrige in eine Familie.
Die Heimplätze in Dießen werden zu zwei Dritteln aus öffentlichen Mitteln, von Kommune und Jugendamt, und zu einem Drittel aus Spenden finanziert. 500 Kinder wurden bislang aufgenommen, betreut und gefördert. Fast alle Kinder im Dorf haben Kontakt zu ihren leiblichen Eltern. Mit diesen gibt es einmal jährlich ein Treffen, wo über die Rückführungsmöglichkeiten in die eigene Familie gesprochen wird. Doch im Schnitt ist ein Kind über zehn Jahre im Dorf am Ammersee, Kontinuität und Verlässlichkeit sind wichtig für die Kinder, die zum großen Teil schon sehr jung sehr viele verwirrende Veränderungen hinsichtlich ihrer Bezugspersonen verkraften mussten. Eine große Rolle dabei spielt die jeweilige Kinderdorf-Mutter, die heute – Gmeiner möge es verzeihen – alle staatlich anerkannte Erzieherinnen sind (auch wenn ein Quereinstieg möglich ist) und im Bewerbungsgespräch unter anderem auf ihre Konfliktfähigkeit hin geprüft werden. Neun Mütter und einen Vater gibt es derzeit in Dießen, sie sind in der Regel schon über 40 und haben zum Teil auch schon die eigene Familienphase hinter sich. Als "Vaterersatz" fungiert ein Sozialpädagoge, der jeweils zwei Familien betreut. Wichtiges Herzstück des SOS-Kinderdorfes Ammersee ist die Kita, die sich aus Hort (33 Kinder), Krippe (12 Kinder) und Kindergarten (65 Kinder) zusammensetzt. Die Kita gibt es seit 13 Jahren, sie ist für die ganze Gemeinde Dießen da, in der sie einen guten Ruf hat, und wird vom bayerischen Staat unterstützt. SOS-Kinderdorf-Kinder sind derzeit weder in der Krippe noch im Hort, im Kindergarten sind acht von ihnen. Vier davon sind in der sogenannten verkleinerten Fördergruppe, wo speziell auf sie eingegangen wird. Kinderdorfkinder sind oft entwicklungsverzögert, auch von Behinderung bedroht und hier wird durch Spieltherapie gezielt die Feinmotorik und das soziale Lernen trainiert. Mit Erfolg: zwar gehen keine Wunderkinder aus dem Dorf am Ammersee hervor, doch die Zahl der Abstürze ist gering, viele ergreifen nach dem Hauptschulabschluss handwerkliche Berufe wie Kfz-Schlosser, Gartenfachwerker, Friseur, Maler oder Koch. Und sie halten ihrer Dorffamilie die Treue: der Kontakt bleibt oft ein Leben lang nicht nur bei den Ehemaligentreffen. So ist auch die erste, bereits pensionierte Generation der Kinderdorfmütter nie richtig "außer Dienst": Dutzende von Kindern und Enkel verlangen regelmäßig ihr Recht bzw. Einlass und Kaffee und Kuchen, ein recht anstrengendes, aber auch erfüllendes Unterfangen. Man hat ja schließlich lange genug geübt.
Links:
www.sos-kd-ammersee.de
www.sos-kd-ammersee.de/unser_angebot/kinderdorffamilien
Zitat Gmeiner: "Ich wollte nichts Anderes, als dem entwurzelten Kind jene Welt der Geborgenheit schenken, die es braucht, um gedeihen zu können." Gmeiner wollte keine studierten Erzieherinnen, er wollte Mütter mit Herz, er wollte weg von den damals üblichen riesigen Heimen hin zur individuellen Kindbetreuung. Der SOS-Kinderdorf e.V. ist bis heute ein privates, politisch und konfessionell unabhängiges Sozialwerk. Das SOS-Kinderdorf Ammersee ist eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft von Kindern, Jugendlichen und unterschiedlich ausgebildeten Erwachsenen wie Sozialpädagogen, Heilpädagogen, Verwaltungsfachkräften, Dorfmeister, Zivildienstleistenden, Familienhelferinnen, Werktherapeuten und Erziehern. Derzeit leben hier 59 Kinder, überwiegend aus Süddeutschland, in zehn Familien mit jeweils bis zu sechs Kindern im Alter von zwei bis zwanzig. Es können Kinder bereits ab dem Säuglingsalter aufgenommen werden, meist besuchen sie jedoch bereits den Kindergarten oder gehen zur Schule. Waisen sind keine mehr dabei, es sind durchweg Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen, oft aus Hartz-IV-Familien, oft aus Familien, in denen psychische Erkrankungen oder Drogen und Alkohol eine Rolle spielen. In Zusammenarbeit mit dem Jugendamt wird über die Aufnahme der Kinder entschieden, bei weitem nicht alle Aufnahmewünsche können erfüllt werden: im Jahr 2008 wurden von 109 angefragten Kinder nur 12 aufgenommen. Dabei wird nach dem "Orgelpfeifenprinzip" vorgegangen: möglichst nie zwei Gleichaltrige in eine Familie.
Die Heimplätze in Dießen werden zu zwei Dritteln aus öffentlichen Mitteln, von Kommune und Jugendamt, und zu einem Drittel aus Spenden finanziert. 500 Kinder wurden bislang aufgenommen, betreut und gefördert. Fast alle Kinder im Dorf haben Kontakt zu ihren leiblichen Eltern. Mit diesen gibt es einmal jährlich ein Treffen, wo über die Rückführungsmöglichkeiten in die eigene Familie gesprochen wird. Doch im Schnitt ist ein Kind über zehn Jahre im Dorf am Ammersee, Kontinuität und Verlässlichkeit sind wichtig für die Kinder, die zum großen Teil schon sehr jung sehr viele verwirrende Veränderungen hinsichtlich ihrer Bezugspersonen verkraften mussten. Eine große Rolle dabei spielt die jeweilige Kinderdorf-Mutter, die heute – Gmeiner möge es verzeihen – alle staatlich anerkannte Erzieherinnen sind (auch wenn ein Quereinstieg möglich ist) und im Bewerbungsgespräch unter anderem auf ihre Konfliktfähigkeit hin geprüft werden. Neun Mütter und einen Vater gibt es derzeit in Dießen, sie sind in der Regel schon über 40 und haben zum Teil auch schon die eigene Familienphase hinter sich. Als "Vaterersatz" fungiert ein Sozialpädagoge, der jeweils zwei Familien betreut. Wichtiges Herzstück des SOS-Kinderdorfes Ammersee ist die Kita, die sich aus Hort (33 Kinder), Krippe (12 Kinder) und Kindergarten (65 Kinder) zusammensetzt. Die Kita gibt es seit 13 Jahren, sie ist für die ganze Gemeinde Dießen da, in der sie einen guten Ruf hat, und wird vom bayerischen Staat unterstützt. SOS-Kinderdorf-Kinder sind derzeit weder in der Krippe noch im Hort, im Kindergarten sind acht von ihnen. Vier davon sind in der sogenannten verkleinerten Fördergruppe, wo speziell auf sie eingegangen wird. Kinderdorfkinder sind oft entwicklungsverzögert, auch von Behinderung bedroht und hier wird durch Spieltherapie gezielt die Feinmotorik und das soziale Lernen trainiert. Mit Erfolg: zwar gehen keine Wunderkinder aus dem Dorf am Ammersee hervor, doch die Zahl der Abstürze ist gering, viele ergreifen nach dem Hauptschulabschluss handwerkliche Berufe wie Kfz-Schlosser, Gartenfachwerker, Friseur, Maler oder Koch. Und sie halten ihrer Dorffamilie die Treue: der Kontakt bleibt oft ein Leben lang nicht nur bei den Ehemaligentreffen. So ist auch die erste, bereits pensionierte Generation der Kinderdorfmütter nie richtig "außer Dienst": Dutzende von Kindern und Enkel verlangen regelmäßig ihr Recht bzw. Einlass und Kaffee und Kuchen, ein recht anstrengendes, aber auch erfüllendes Unterfangen. Man hat ja schließlich lange genug geübt.
Links:
www.sos-kd-ammersee.de
www.sos-kd-ammersee.de/unser_angebot/kinderdorffamilien