Literaturwissenschaftler: Mark Twain wirft "kritischen Blick" auch auf Amerika

Manfred Pfister im Gespräch mit Ulrike Timm · 21.04.2010
Anlässlich des 100. Todestages von Mark Twain erinnert sich der Literaturwissenschaftler Manfred Pfister an den US-Schriftsteller. Twain habe nach Europa getrieben, den Weg der Pilgrim Fathers rückgängig zu machen, sagte Pfister.
Ulrike Timm: Was war es denn, das Mark Twain nach Europa getrieben hat?

Manfred Pfister: Zunächst hat ihn nach Europa getrieben, das, was viele Amerikaner in der Mitte des 19. Jahrhunderts aufbrechen ließ nach Europa zu gehen, sozusagen den Weg der Pilgrim Fathers rückgängig zu machen. Das Bewusstsein, dass dieser Fortschritt, den sie in Amerika realisieren, gleichzeitig auch ein Verlust ist, ein Verlust an einer bestimmten Lebensart, der Verlust an (...) bestimmten aristokratischen Normen, an Kunst, an Kultur und so weiter, alles da ist so eine Nostalgie da, die Leute nach Europa geführt in wachsender Zahl, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Und auch andere Schriftsteller, amerikanische, haben diesen Trip gemacht und darüber geschrieben. Ich glaube, das Originelle bei Mark Twain ist, dass er einen kritischen Blick wirft - nicht nur auf Europa, sondern vor allem auch auf die Amerikaner, die nach Europa aufbrechen, was sie sich da erwarten und was sie beflügelt zu diesem Aufbruch. Die Komik, die er da inszeniert, ist immer eine zweischneidige. Da wird nicht nur Europa (…), es wird in derselben Weise Amerika und werden die Amerikaner lächerlich gemacht.


Das vollständige Gespräch mit Manfred Pfister können Sie bis zum 21.9.2010 als
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