Programmhinweise: In der Sendung "Studio 9" ab 17.05 Uhr senden wir ein Porträt von Sabine Adler über Olga Tokarczuk. Mit dem österreichischen Literaturkritiker Klaus Kastberger sprechen wir über Peter Handke.
In der Sendung "Fazit" ab 23.05 Uhr sprechen wir mit dem Handke-Kenner Helmut Böttiger über den Nobelpreis für den 76-jährigen Autor. Außerdem hören Sie einen Kommentar zur diesjährigen Entscheidung der Nobelpreis-Jury.
Ehrung für Olga Tokarczuk und Peter Handke
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Die Literatur-Nobelpreise für 2018 und 2019 gehen an die Polin Olga Tokarczuk und den Österreicher Peter Handke. Literaturkritiker Jörg Plath überrascht das Votum für Handke - denn sein Name sei zuvor auf keiner Liste aufgetaucht.
Olga Tokarczuk werde für ihre "erzählerische Vorstellungskraft" geehrt, die "mit einer enzyklopädischen Leidenschaft das Überschreiten von Grenzen als Lebensform symbolisiert", teilte die Akademie mit. Das bislang wichtigste Werk der 57-jährigen Autorin ist nach Ansicht der Juroren "Ksiegi Jakubowe" (Die Jakobsbücher) von 2014. Tokarczuk betrachte die Wirklichkeit niemals als ein stabiles und immerwährendes Konstrukt, in ihren Romanen stünden sich oft Gegensätze gegenüber, etwa Natur und Kultur oder Mann und Frau.
Peter Handke wird laut Begründung der Jury für sein "einflussreiches Werk" ausgezeichnet, das mit "sprachlicher Genialität die Peripherie und die Spezifität der menschlichen Erfahrung untersucht". Mit seiner Arbeit habe Handke "mit linguistischem Einfallsreichtum die Peripherie und die Spezifität der menschlichen Erfahrung erforscht".
"Handke ist ein Solitär"
Der Literaturkritiker Jörg Plath zeigt sich überrascht über die Entscheidung der Jury, den Preis an Peter Handke zu verleihen. Anders als bei Olga Tokarczuk sei Handkes Name im Vorhinein nicht auf den Listen aufgetaucht. Der Autor lebt schon lange zurückgezogen in einem Vorort von Paris, von wo aus er regelmäßig Romane veröffentlicht. "Handke ist ein Solitär, der anfangs sehr sprachkritisch und kritisch mit den Bewusstseinschablonen umging, dann eher biografisch schrieb, etwa über den Tod seiner Mutter, dann suchend, Selbstfindung betreibend", so Plath. So entstanden mehr als 50 Werke, die alle sehr eigen und nur schwer vergleichbar seien.
Die Preisverleihung findet am 10. Dezember in Stockholm statt. Das Preisgeld beträgt jeweils neun Millionen schwedische Kronen (830.000 Euro). Den Literaturnobelpreis 2017 hatte der in Japan geborene Brite Kazuo Ishiguro erhalten. Davor wurden geehrt: Bob Dylan (USA), Swetlana Alexijewitsch (Weißrussland), Patrick Modiano (Frankreich), Alice Munro (Kanada), Mo Yan (China), Tomas Tranströmer (Schweden), Mario Vargas Llosa (Peru) und 2009 Herta Müller (Deutschland).