Der digitale Nachlass als Herausforderung
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Das Literaturarchiv Marbach sammelt Nachlässe. Durch zeitgenössische Autoren gelangen immer wieder auch Computerspiele, die den Schriftstellern wichtig sind, in den Bestand des Hauses und werden Teil der Sammlung, sagt Direktorin Sandra Richter.
Im 1955 gegründeten Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar werden literarische und philosophische Werke verwahrt, die seit 1750 erschienen sind. In rund 44.000 Archivkästen ruhen mehr als 1000 Nachlässe, Sammlungen von Schriftstellerinnen, Schriftstellern, Übersetzerinnen und Übersetzern, dazu Archive von Verlagen und Redaktionen. Künftig sollen auch Computerspiele gesammelt werden.
"Wir gehen einfach nur mit der Zeit", sagt dazu Direktorin Sandra Richter im Deutschlandfunk Kultur. Computerspiele kämen beispielsweise mit Vor- oder Nachlässen nach Marbach. "Wir haben schon ganze halbdigitale Nachlässe wie den von Friedrich Kittler."
Enzensbergers Poesieautomat
Einen Grund, Spiele zu sammeln, habe schon Friedrich Schiller geliefert, der sagte 'Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt', führt Richter aus.
Spielerisch zeige sich die Literatur auch in der "Tradition automatischer Literatur, die seit dem 18. Jahrhundert wichtig ist" - Hans Magnus Enzensbergers Poesieautomat befinde sich bereits in Marbach.
Inwiefern "das systematische Sammeln" von Computerspielen Eingang in den Alltag des Literaturarchivs finden werde, sei derzeit noch unklar, meint Richter. Die Direktorin zeigte aber eine Vorliebe für ein Spiel wie Dan Pinchbecks "Dear Esther", das schon durch seine Erzählstruktur mit der Literatur verbunden ist, "wo ein Erzähler aus Briefen berichtet und zitiert, und Dinge passieren, wo man nicht mehr weiß, ist das ein Computerspiel oder ist das nicht der Fall", so Richter.
(huc)