Literarischer Durchbruch mit italienischem Schwiegervater
Fünf Jahre lang war er Chefredakteur des Magazins der "Süddeutschen Zeitung". Dann schrieb er einen Bestseller über seinen italienischen Schwiegervater und kündigte. Der Autor Jan Weiler veröffentlichte vier Bücher in drei Jahren. Fast pausenlos ist er unterwegs. Über seine Lesereisen hat er nun ein Reisetagebuch verfasst, das gerade die Bestsellerlisten erobert.
"Arzt oder so etwas wäre für mich schon mal nie in Frage gekommen. Ich habe Höllenrespekt davor, dass die andere Leute anfassen können. Ich bin da nicht so ... Ich wollte eigentlich immer am liebsten alleine sein. Beim Schreiben ist man prima alleine, mit sich. Und das wollte ich sein."
Jan Weiler sitzt in der Bar Centrale in der Altstadt von München und trinkt Milchkaffee. Er wirkt gar nicht so ungesellig, wie das klingt. Ganz im Gegenteil: Er lacht viel hinter seiner dunkel gerahmten Brille. Ein Jungenlachen. Gerade hat er sich eine neue Sportjacke mit vielen kleinen Taschen gekauft und untersucht, was er da hinein stecken könnte. Der blonde Mann ist quirlig, trägt Jeans und Turnschuhe.
"Wenn ich zwei, drei Tage nichts tue, habe ich das Gefühl, ich bin arbeitslos. Und dann fange ich irgendetwas an oder ich bemühe mich selber drum, rufe irgendwo an, wollen Sie vielleicht ein Hörspiel haben?"
Viel gearbeitet hat der 39-jährige Autor schon immer: Er war Lokalreporter im Rheinland, später Journalist in München für verschiedene Zeitschriften und Tageszeitungen. Vier Bücher hat er bereits veröffentlicht. Nichts macht er lieber als Schreiben, sagt er. Dafür nimmt er auch kleine Nebenwirkungen in Kauf.
"Das Schlimme am Schreiben ist, dass ich immer dicker werde, je länger das dauert. Man kann also sagen, ungefähr pro Buchseite 100 Gramm. Das hängt damit zusammen, dass ich mich beim Schreiben im Wesentlichen von Fernfahrer-Snacks ernähre, wie Mars oder Snickers, und Neuhaus-Pralinen und so 'nen Mist."
Wenn das Buch fertig ist, geht Jan Weiler dann ins Fitnessstudio, um auf dem Fahrrad die ganze Schokolade wieder loszuwerden - und um die Wartezeit zu überbrücken:
"Die Zeit zwischen Manuskriptabgabe und Veröffentlichung ist ganz schwierig, das sind Wochen, in denen nichts passiert und wo man sich ständig Gedanken macht, mag das irgendjemand, will das irgendjemand lesen. Dieses ganze Zeug ist so nah an einem dran, dass man ganz verunsichert ist."
Jan Weiler stammt aus Düsseldorf. Sein Vater war Anzeigenverkäufer, jede Woche lagen alle möglichen Zeitschriften bei Weilers zuhause, vom Spiegel bis zum Playboy: fantastische Geschichten, tolle Interviews, fand der Junge. Die hat er damals verschlungen.
"Ich wollte als kleiner Junge schon Schriftsteller werden oder Journalist oder beides... Ich habe tatsächlich, vielleicht aus Phantasielosigkeit, mich darauf festgelegt, als ich so neun oder zehn war, und dann ist kein anderer Berufswunsch mehr dazwischen gekommen."
Nach dem Abitur wurde er Werbetexter. 1993 zog er nach München und besuchte die deutsche Journalistenschule. Seitdem ist er im Süden geblieben. Manchmal fährt er zurück an den Niederrhein.
"Der Niederrhein hat diese schöne, Droste-Hülshoff-mäßige Melancholie. Da ist hohes Grundwasser, es gibt Moor, weite Wiesen und alles ist irgendwie immer latent nass. Es gibt riesige Äcker, man kann weit gucken, man kann bis Holland gucken und wenn ich dann hinkomme, so nach zwei Tagen denke ich, Dankeschön, das war's, eigentlich ist es hier brutal langweilig, ich möchte wieder nach Hause."
Zuhause ist Bayern. Mit seiner Frau, einer Halbitalienerin, und seinen beiden Kinder, vier und acht Jahre alt, lebt Jan Weiler am Starnberger See. Aber über sein Familienleben spricht er im Interview nicht viel.
"Mein Privatleben ist so unfassbar langweilig, dass ich es für richtig halte, den Leuten davon zu erzählen, wie ich ihre Stadt Koblenz oder Pforzheim oder Hamburg gesehen habe, als dass ich denen erzähle, wie ich am Wochenende zum Altglascontainer fahre. Weil das ist total langweilig und uninteressant."
Sechs Jahre lang arbeitete Jan Weiler für das Magazin der "Süddeutschen Zeitung". 2000 wurde er dort dann Chefredakteur. Sein erstes Buch "Maria ihm schmeckt's nicht" ist eher aus einem Zufall heraus entstanden. Das Magazin plante ein Italien-Special. Dann brach eine Geschichte weg -
"Da sagte eine Kollegin, hey, mach doch was über deinen Schwiegervater, du machst den immer so gut nach. Abends beim Essen oder so. Ich habe gesagt, das ist doch eine saublöde Idee, das will doch kein Mensch lesen, und ich will's auch nicht schreiben, weil ich keine Lust dazu habe."
Er schreibt sie dann doch, die Geschichte über den dickköpfigen Schwiegervater. Zwei Erzählungen folgen über einen Süditaliener, der seinen Schwiegersohn manchmal fast zur Verzweiflung bringt. Beide Bücher werden Bestseller, bringen genug Geld, um als freier Autor zu leben. Er kündigt beim Magazin der Süddeutschen Zeitung. Acht Jahre lang hatte er keinen Urlaub genommen. Heute kann Jan Weiler seine Familie viel öfter sehen.
Zurzeit arbeitet Jan Weiler an einem Hörspiel. Sein erstes Buch hat er gerade zu einem Drehbuch umgeschrieben, 2008 wird der Film in die Kinos kommen. Doch auch wenn es gerade gut läuft für ihn, eine Unsicherheit wird er nicht los:
"Ich habe immer Panik, dass das, was ich mache, nicht reichen könnte, meine Familie zu ernähren oder mich selber. Ich habe immer Angst, dass es eben nicht weitergeht. Aber es geht natürlich weiter. Irgendwie geht es immer weiter."
Jan Weiler sitzt in der Bar Centrale in der Altstadt von München und trinkt Milchkaffee. Er wirkt gar nicht so ungesellig, wie das klingt. Ganz im Gegenteil: Er lacht viel hinter seiner dunkel gerahmten Brille. Ein Jungenlachen. Gerade hat er sich eine neue Sportjacke mit vielen kleinen Taschen gekauft und untersucht, was er da hinein stecken könnte. Der blonde Mann ist quirlig, trägt Jeans und Turnschuhe.
"Wenn ich zwei, drei Tage nichts tue, habe ich das Gefühl, ich bin arbeitslos. Und dann fange ich irgendetwas an oder ich bemühe mich selber drum, rufe irgendwo an, wollen Sie vielleicht ein Hörspiel haben?"
Viel gearbeitet hat der 39-jährige Autor schon immer: Er war Lokalreporter im Rheinland, später Journalist in München für verschiedene Zeitschriften und Tageszeitungen. Vier Bücher hat er bereits veröffentlicht. Nichts macht er lieber als Schreiben, sagt er. Dafür nimmt er auch kleine Nebenwirkungen in Kauf.
"Das Schlimme am Schreiben ist, dass ich immer dicker werde, je länger das dauert. Man kann also sagen, ungefähr pro Buchseite 100 Gramm. Das hängt damit zusammen, dass ich mich beim Schreiben im Wesentlichen von Fernfahrer-Snacks ernähre, wie Mars oder Snickers, und Neuhaus-Pralinen und so 'nen Mist."
Wenn das Buch fertig ist, geht Jan Weiler dann ins Fitnessstudio, um auf dem Fahrrad die ganze Schokolade wieder loszuwerden - und um die Wartezeit zu überbrücken:
"Die Zeit zwischen Manuskriptabgabe und Veröffentlichung ist ganz schwierig, das sind Wochen, in denen nichts passiert und wo man sich ständig Gedanken macht, mag das irgendjemand, will das irgendjemand lesen. Dieses ganze Zeug ist so nah an einem dran, dass man ganz verunsichert ist."
Jan Weiler stammt aus Düsseldorf. Sein Vater war Anzeigenverkäufer, jede Woche lagen alle möglichen Zeitschriften bei Weilers zuhause, vom Spiegel bis zum Playboy: fantastische Geschichten, tolle Interviews, fand der Junge. Die hat er damals verschlungen.
"Ich wollte als kleiner Junge schon Schriftsteller werden oder Journalist oder beides... Ich habe tatsächlich, vielleicht aus Phantasielosigkeit, mich darauf festgelegt, als ich so neun oder zehn war, und dann ist kein anderer Berufswunsch mehr dazwischen gekommen."
Nach dem Abitur wurde er Werbetexter. 1993 zog er nach München und besuchte die deutsche Journalistenschule. Seitdem ist er im Süden geblieben. Manchmal fährt er zurück an den Niederrhein.
"Der Niederrhein hat diese schöne, Droste-Hülshoff-mäßige Melancholie. Da ist hohes Grundwasser, es gibt Moor, weite Wiesen und alles ist irgendwie immer latent nass. Es gibt riesige Äcker, man kann weit gucken, man kann bis Holland gucken und wenn ich dann hinkomme, so nach zwei Tagen denke ich, Dankeschön, das war's, eigentlich ist es hier brutal langweilig, ich möchte wieder nach Hause."
Zuhause ist Bayern. Mit seiner Frau, einer Halbitalienerin, und seinen beiden Kinder, vier und acht Jahre alt, lebt Jan Weiler am Starnberger See. Aber über sein Familienleben spricht er im Interview nicht viel.
"Mein Privatleben ist so unfassbar langweilig, dass ich es für richtig halte, den Leuten davon zu erzählen, wie ich ihre Stadt Koblenz oder Pforzheim oder Hamburg gesehen habe, als dass ich denen erzähle, wie ich am Wochenende zum Altglascontainer fahre. Weil das ist total langweilig und uninteressant."
Sechs Jahre lang arbeitete Jan Weiler für das Magazin der "Süddeutschen Zeitung". 2000 wurde er dort dann Chefredakteur. Sein erstes Buch "Maria ihm schmeckt's nicht" ist eher aus einem Zufall heraus entstanden. Das Magazin plante ein Italien-Special. Dann brach eine Geschichte weg -
"Da sagte eine Kollegin, hey, mach doch was über deinen Schwiegervater, du machst den immer so gut nach. Abends beim Essen oder so. Ich habe gesagt, das ist doch eine saublöde Idee, das will doch kein Mensch lesen, und ich will's auch nicht schreiben, weil ich keine Lust dazu habe."
Er schreibt sie dann doch, die Geschichte über den dickköpfigen Schwiegervater. Zwei Erzählungen folgen über einen Süditaliener, der seinen Schwiegersohn manchmal fast zur Verzweiflung bringt. Beide Bücher werden Bestseller, bringen genug Geld, um als freier Autor zu leben. Er kündigt beim Magazin der Süddeutschen Zeitung. Acht Jahre lang hatte er keinen Urlaub genommen. Heute kann Jan Weiler seine Familie viel öfter sehen.
Zurzeit arbeitet Jan Weiler an einem Hörspiel. Sein erstes Buch hat er gerade zu einem Drehbuch umgeschrieben, 2008 wird der Film in die Kinos kommen. Doch auch wenn es gerade gut läuft für ihn, eine Unsicherheit wird er nicht los:
"Ich habe immer Panik, dass das, was ich mache, nicht reichen könnte, meine Familie zu ernähren oder mich selber. Ich habe immer Angst, dass es eben nicht weitergeht. Aber es geht natürlich weiter. Irgendwie geht es immer weiter."