Justus Grimm, Violoncello
Dalia Dedinskaite, Violine
Litauisches Nationales Symphonieorchester
Leitung: Modestas Pitrėnas
Litauisches Nationales Sinfonieorchester
Romantische Musik wird oft mit großartigen, stimmungsgeladenen Landschaften in Verbindung gebracht, weil jweils prächtige Farben im Spiel sind. © Imago / imagebroker / Andrey Nekrasov
Spätromantik in großer Dimensionen

Das Litauische Nationale Symphonie Orchester spielt Romantik für großes Orchester: Das Cellokonzert von Eugen d’Albert und das zeitgleich entstandene „Ein Heldenleben“ von Richard Strauss. Dazu Neues von Arturs Maskast voller schwebend-geheimnisvoller Klänge.
Das Musikprogramm, das Anfang April in der Philharmonie Vilnius stattfand, war ein aufwendiges, weil es ein sehr groß besetztes Orchester verlangte. Das Litauische Nationale Symphonie-Orchester spielte unter Leitung seines Chefdirigenten Modestas Pitrenas die Sinfonische Dichtung „Ein Heldenleben“ von Richard Strauss. Aus demselben Jahr stammt das Cellokonzert von Eugen d’Albert mit dem Solisten Justus Grimm. Das Programm schloss eine europäische Erstaufführung ab: ein neues Orchesterstück von Arturs Maskasts, das ganz in romantischer Tradition steht.
Eine schillernde Figur
Die Familie von Eugen d’Albert war äußerst europäisch und seine Ehen zahlreich. Er wurde in Glasgow geboren, lebte die meiste Zeit in Deutschland und starb in Riga. Sein Cellokonzert war nach seiner Enstehung 1899 sehr beliebt, geriet aber dann etwas in Vergessenheit. Der Cellist Justus Grimm meint, das könne daran liegen, dass Eugen d‘Albert nie ein Land hatte, das sich für seine Musik im Sinne eines kulturellen Patriotismus eingesetzt habe. Das Konzert steht ganz in der Tradition des Verismus und bedient alle Erwartungen an ein virtuoses Solokonzert.
Musikerfreundschaft
Strauss und d'Albert waren gut miteinander vertraut. Richard Strauss besuchte Eugen d’Albert regelmäßig in dessen Villa Teresa in Coswig bei Dresden. Ob er mit dem Kollegen und dessen Gattin Teresa Carreno, der venezolanischen Pianistin und Komponistin, auch über seine große sinfonische Dichtung „Ein Heldenleben“ gesprochen hat, ist nicht überliefert, aber denkbar.
Der Held bei Richard Strauss führt ein vorbildliches Leben. Er lernt in der Auseinandersetzung mit seinen Widersachern, in der Liebe zu seiner Gefährtin, im Kampf und in Friedenszeiten, er ist schöpferisch tätig, um dann der Welt "aade zu sagen und das gesamte Leben aus der Ferne zu betrachten. Das Werk sieht ein sehr großes Orchester, darunter mit vierfachen Holzbläsern, acht Hörnern, fünf Trompeten, zwei Tuben und zwei Harfen und einen recht großen Schlagzeugapparat vor. Außerdem dauert es knapp fünfzig Minuten. Für jedes Orchester und jeden Dirigenten sei es ein Traum, dieses vielgestaltige Werk aufzuführen, meint Modestas Pitrenas, der Chefdirigent des Litauischen Nationalen Sinfonieorchesters.
Freie Assoziationen
In seinem „Heldenleben“ nahm sich Richard Strauss alle Freiheiten, losgelöst von einer literarischen Vorlage oder allzu rigiden Formen. So lässt sich gut nachvollziehen, was der Komponist erzählen will, ohne dass man allzu sehr an eine Handlung gebunden wäre. Es bleibt Raum für philosophische Erwägungen, die die Klänge hervorrufen. Der Mensch in diesem Stück hat sich durchs Leben gekämpft und wohl seine Prinzipien gewahrt, doch am Ende war er müde und zog sich vom Trubel zurück. So stellt sich Richard Strauss ein vorbildliches Leben vor, ohne allzu viel Moral predigen zu wollen.
Am Ende steht das neue Werk des lettischen Komponisten Arturs Maskats „My river runs to Thee nach einem Gedicht von Emily Dickinson“, ein klingender Grabstein auf einen jung verstorbenen Rigaer Opernintendanten. Modestas Pitrenas kannte ihn aus seiner Zeit als Musikdirektor an dem berühmten Haus.
Aufzeichnung vom 02.04.2022 in der Litauischen Nationalphilharmonie, Vilnius
Eugen d'Albert
Cellokonzert C-Dur op. 20
Richard Strauss
Ein Heldenleben op. 40
Arturs Maskats
"My river runs to thee" für Orchester
Cellokonzert C-Dur op. 20
Richard Strauss
Ein Heldenleben op. 40
Arturs Maskats
"My river runs to thee" für Orchester