Lisa Batiashvili beim Concertgebouworkest

Aus einer anderen Welt

Die in Detschland lebende georgische Violinistin Lisa Batiashvili während eines Auftritts im Konzerthaus in Berlin mit dem Philadelphia Orchestra
Die georgische Violinistin Lisa Batiashvili © dpa / picture alliance / Soeren Stache
09.02.2017
Lisa Batiashvili spielte beim Concertgebouworkest in Amsterdam Peter Tschaikowskys Violinkonzert. Nicht weniger populär in diesem Programm war die Sinfonie - Antonín Dvořáks Neunte "Aus der Neuen Welt".
Zwei absolute Renner des Konzertrepertoires trafen an diesem Januarabend im Amsterdamer Concertgebouw aufeinander. Dabei ließ sich studieren, wie weit voneinander entfernt die Klangwelten zweier Zeitgenossen sein können, die man gern unter dem Label "Slawische Seele" subsummiert. Peter Tschaikowsky war ein paneuropäisch denkender, westlich orientierter russischer Komponist. Viele seiner Werke entstanden in der Schweiz oder in Italien, das Violinkonzert schrieb er am Genfer See. Der ursprünglich vorgesehene Solist Leopold Auer fand es unspielbar, revidierte aber seine Meinung später. Es ist eines der beliebtesten und sicher auch schönsten Violinkonzerte der Romantik.
Gern wurde und wird mit folkloristischen Stilmerkmalen von Musik argumentiert, wenn patriotische Bestrebungen absichtsvoll verstärkt werden sollen. Wenn man jedoch genau hinhört, wird man feststellen, dass die manchmal so überaus folkloristisch wirkenden Rhythmen oft gar keiner bestimmten Volksgruppe zuzuordnen sind. Warum auch, haben es doch Komponisten aller Epochen immer verstanden, Stile grenzüberschreitend zu mischen und auf der Basis des allseits Bekannten etwas Neues zu erschaffen. So ist Anatoli Ljadows magische Märchenwelt in seiner Sinfonischen Dichtung "Der verzauberte See", die den Amsterdamer Konzertabend eröffnete, deutlich von Claude Debussys Musik beeinflusst.
Und wer kennt nicht die New Yorker Sinfonie Antonín Dvořáks, in der der tschechische Komponist auf seine unnachahmlich geniale und unvoreingenommene Art "nordamerikanische Themen" verwendet, um sie dann in der Sinfonie wie ein "böhmisches" Märchen klingen zu lassen, wie Musik, die aus einer anderen, besseren Welt stammt. Sie wurde "Weltkulturerbe", diese Sinfonie eines künstlerischen "Gastarbeiters" in New York. Hätte man ihn heutzutage einreisen lassen?
Concertgebouw Amsterdam
Aufzeichnung vom 8. Januar 2017
Anatoli Ljadow
"Der verzauberte See" (Bilder nach einem russischen Volksmärchen), Sinfonische Dichtung für Orchester op. 62
Peter Tschaikowsky
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35
Antonín Dvořák
Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 "Aus der Neuen Welt"

Lisa Batiashvili, Violine
Koninklijk Concertgebouworkest
Leitung: Antonio Pappano